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100 Sekunden: Tech-Riese CATL will Akku-Wechsel nach Europa bringen

Batterie-Wechsel-Station von CATL. © CATL
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Der weltgrößte Hersteller von Elektrofahrzeugbatterien, CATL, bereitet die Expansion seiner Batteriewechsel- und Recyclingtechnologie nach Europa vor. Jiang Li, Vorstandssekretär des chinesischen Konzerns, erklärte gegenüber der Financial Times, dass Batteriewechsel enormes Potenzial in Europa habe, um Batterien günstiger und langlebiger zu machen. Bei dieser Technologie tauschen Fahrer entladene Batterien innerhalb weniger Minuten gegen vollständig aufgeladene aus, was die Anschaffungskosten von Elektrofahrzeugen senkt, da Fahrer ihre Batterien nicht selbst besitzen.

CATL treibt seine Expansionspläne mit Nachdruck voran. Das Unternehmen strebt an, bis Ende dieses Jahres 1.000 Batteriewechselstationen in China zu errichten und innerhalb von drei Jahren auf 10.000 Stationen zu erweitern. „Dann können wir das Geschäftsmodell in Europa und anderen Regionen kopieren“, sagte Li und fügte hinzu, dass der Konzern bereits mit europäischen Automobilherstellern über den Einsatz der Wechseltechnologie gesprochen habe.

Aktuelle Entwicklungen in Europa

Die Batteriewechsel-Technologie gewinnt in Europa bereits an Fahrt. Der chinesische Elektroautohersteller Nio betreibt bereits 60 Wechselstationen in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und Dänemark. Auch Stellantis hat kürzlich Batteriewechsel für seine Flotte von Fiat 500 Elektrofahrzeugen in Spanien über seinen Carsharing-Dienst Free2move eingeführt. CATL plant jedoch eine Expansion in größerem Maßstab und baut auf bestehende Partnerschaften – das Unternehmen hat bereits Technologielizenzen an Ford und Tesla vergeben und betreibt ein Joint Venture mit Stellantis zum Bau einer 4,1 Milliarden Euro teuren Lithiumbatteriefabrik in Spanien.

Die Pläne von CATL fallen in eine Zeit, in der Brüssel zunehmend Druck auf chinesische Unternehmen ausübt, die in den EU-Automarkt eintreten, um Joint Ventures mit europäischen Unternehmen zu bilden oder Teile ihrer Technologie zu lizenzieren. Li betont jedoch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit: Wir stehen vor einigen Schwierigkeiten in der Geopolitik, aber wir sind weiterhin offen für Kooperationen, besonders in Forschung und Entwicklung. Wir wollen nicht nur mit einem Unternehmen Geld verdienen. Wir wollen teilen.

Recycling und Nachhaltigkeit

Ein zentraler Vorteil der Batteriewechsel-Technologie liegt in der verbesserten Recyclingfähigkeit. CATL, das 2015 den chinesischen Batterierecycler Brunp übernommen hat, gibt an, eine nahezu 100-prozentige Recyclingrate für kritische Mineralien wie Nickel, Kobalt und Mangan erreichen zu können. Die Wechseltechnologie erleichtert das Recycling, da Batterien in großen Mengen an Servicestationen gesammelt werden können, anstatt sie aus einzelnen Fahrzeugen zu entnehmen.

CATL hat erst Ende 2024 auf der Choco-Swap-Konferenz in Xiamen zwei standardisierte Batteriemodelle für Elektrofahrzeuge vorgestellt. Die als #20 und #25 bezeichneten Akkus sollen den Batteriewechsel markenübergreifend standardisieren. „Wir werden die Standardisierung des Batteriewechsels weiter vorantreiben, wobei der Schlüssel die Standardisierung der Batterieabmessungen ist,“ erklärte Robin Zeng, Gründer, Vorsitzender und CEO von CATL während der Konferenz.

Die beiden Standardbatterien werden jeweils in Lithium-Eisenphosphat- und NMC-Varianten angeboten. Laut Yang Jun, CEO der CATL-Batteriewechselsparte CAES, bietet die #20-LFP-Version eine Kapazität von 42 kWh und eine Reichweite von 400 km, während die NMC-Version 52 kWh und 500 km Reichweite ermöglicht. Die größere #25-Batterie erreicht in der LFP-Ausführung 56 kWh (500 km) und in der NMC-Version 70 kWh (600 km). Ein Batteriewechsel dauert nur 100 Sekunden und soll so einfach wie das Tanken, aber deutlich kostengünstiger sein.

Umfangreiche Infrastrukturpläne

CATL verfolgt einen klaren Zeitplan für den Aufbau eines Batteriewechsel-Netzwerks: Bis 2025 sollen 1.000 Choco-Swap-Stationen entstehen, mittelfristig 10.000 und langfristig 30.000 Stationen. „Bis 2030 werden Batteriewechsel, Heimladestationen und öffentliche Ladestationen jeweils ein Drittel des Marktes ausmachen,“ prognostizierte Zeng. Die Standardstationen sind mit Fahrzeugen mit Radständen von 2,55 bis 3,1 Metern kompatibel und verfügen über 14-30 Batteriefächer.

Die geplanten 30.000 Wechselstationen kombinieren Energiespeicherung, Laden und Wechseln und unterstützen B2G (Battery-to-Grid). Sie fungieren als verteilte Energiespeichereinheiten, die mit Stromnetzen und Photovoltaiksystemen verbunden werden können. Schätzungen zufolge können 30.000 Wechselstationen insgesamt 33,6 Millionen kWh Strom speichern. Zusammen mit den 1,12 Milliarden kWh, die in den Batterien der 20 Millionen Fahrzeuge gespeichert werden können, bilden sie ein beachtliches verteiltes Energiespeichersystem.

Umfassendes Partnerschafts-Ökosystem

CATL kooperiert bereits mit Automobilherstellern wie Changan, GAC, BAIC, Wuling und FAW. Auf der Konferenz wurden zehn Fahrzeugmodelle mit Batteriewechseltechnologie vorgestellt, die ab Ende dieses Jahres vermarktet werden sollen. „Der Batteriewechsel ist nicht nur das Bestreben von CATL, sondern auch das Bestreben aller, die eine nachhaltige Entwicklung fördern wollen,“ so Zeng. Choco-Swap ist die erste Marke mit standardisiertem Batteriewechsel, die marken-, fahrzeug- und branchenübergreifende Servicefähigkeiten bietet.

Das Ökosystem umfasst in China etwa 100 Partner aus verschiedenen Branchen. Verbraucher können künftig Fahrzeuge auf E-Commerce-Plattformen wie JD.com kaufen und Batterien abonnieren. Versicherungsunternehmen wie PICC, China Life und CUPI bieten spezielle Batterieversicherungen an.

Finanzinstitute wie China Development Bank Leasing und CMB Financial Leasing entwickeln Finanzprodukte, die von der Finanzierung ganzer Fahrzeuge zur Finanzierung von Fahrzeugen ohne Batterien übergehen.

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