123-Transporter hat Insolvenz beantragt

Das Leih-Transporter-Startup 123-Transporter hat beim Landesgericht Wiener Neustadt Insolvenz beantragt, berichtet der ORF. Um die Jungfirma aus Ternitz haben sich in letzter Zeit viele Beschwerden von Kund:innen gehäuft (wir berichteten). Die Justiz ermittelt darüber hinaus gegen den Firmenchef.
123-Transporter sieht Schuld bei Flottenpartner
123-Transporter beantragte laut einer Aussendung des Landesgerichts ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Man wolle Gläubigern eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren anbieten. Das Startup habe IT-Infrastruktur und Plattformtechnologie für die Abwicklung von Carsharing und Vermietung zur Verfügung gestellt, die 419 in Österreich eingesetzten Transporter seien von einem Partner bereitgestellt worden, hieß es.
Grund für die Insolvenz sei laut 123-Transporter: „Der exklusive Flottenpartner hat kurzfristig und ohne Vorwarnung vertragswidrig nahezu sämtliche Fahrzeuge aus dem System abgezogen, indem er diese systemisch und physisch deaktivierte. Damit wurde die Geschäftsgrundlage des Unternehmens in Österreich schlagartig verunmöglicht, da die Fahrzeugvermietung nicht mehr möglich war.“
123-Transporter: Beschwerden gegen Verleihfirma häufen sich – Ermittlung eingeleitet
Vielzahl von Beschwerden und Ermittlung wegen Betrugsvorwurf
Weiters erklärte die Geschäftsführung: „Wir arbeiten intensiv an einer Lösung für die Zukunft, da der Geschäftsbetrieb in Österreich aufgrund der jüngsten Ereignisse derzeit in der bisherigen Form so nicht weitergeführt werden kann.“ Die Geschäftstätigkeit in Tschechien, der Slowakei und Ungarn laufe gesellschaftsrechtlich autark. „Diese ausländischen Märkte sind eigenständige Lizenznehmer und operieren daher uneingeschränkt weiter. Die Länder sind von den Entwicklungen in Österreich nicht berührt.“
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Reklamationen von 123-Transporter, vor allem über Intransparenz bei den Kautionszahlungen. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt darüber hinaus gegen den Geschäftsführer Matthias Pajek wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Veruntreuung. Zuletzt hatten Partner wie die Baumarkt-Kette Obi erklärt, die Zusammenarbeit mit 123-Transporter zu beenden.
Laut Creditreform sind etwa 70 Gläubiger und „eine Vielzahl von Kunden“, die ebenfalls Forderungen aus Kautionsrückzahlungsansprüchen haben, von der Insolvenz betroffen. Aktuell seien fünf Dienstnehmer:innen im Jungunternehmen beschäftigt. Die Passiva belaufen sich auf rund 4,7 Mio. Euro. „Der Großteil daraus ergibt sich aus Kautionsrückzahlungsansprüchen von Kunden“, teilte der Gläubigerschutzverband mit. Laut Wirtschaftscompass hatte die Firma schon Ende 2023 ein negatives Eigenkapital von rund 640.000 Euro.