Amazon Web Services soll 10 Milliarden Dollar in OpenAI investieren wollen
Der E-Commerce-Riese Amazon bzw. seine Tochter Amazon Web Services (AWS) befindet sich in Gesprächen über eine Beteiligung am ChatGPT-Entwickler OpenAI, die das KI-Unternehmen mit über 500 Milliarden Dollar bewerten könnte, wie US-Medien berichten. Die Verhandlungen umfassen ein Investment von rund 10 Milliarden Dollar, wobei die Konditionen nach Angaben informierter Kreise noch sehr im Fluss sind. Der Deal würde auch die Nutzung von Amazons eigenen KI-Chips durch OpenAI beinhalten – ein strategischer Schachzug, der die wachsende Konkurrenz zu etablierten Chip-Giganten wie Nvidia befeuert.
Amazon Web Services entwickelt seit etwa 2015 eigene KI-Prozessoren und hat mit den Inferentia-Chips sowie der kürzlich vorgestellten neuesten Generation der Trainium-Chips Alternativen zu den dominierenden Nvidia-GPUs geschaffen. Für OpenAI, das bereits im November einen Cloud-Vertrag über 38 Milliarden Dollar mit AWS unterzeichnet hat, würde die Chip-Partnerschaft den Zugang zu dringend benötigter Rechenleistung sichern. Das Unternehmen hat in den vergangenen Monaten Infrastruktur-Verpflichtungen von über 1,4 Billionen Dollar eingegangen, darunter Vereinbarungen mit Nvidia, AMD und Broadcom.
Neue Freiheiten nach Umstrukturierung
Die Verhandlungen mit Amazon zeigen, wie stark sich OpenAIs Handlungsspielraum nach der im Oktober abgeschlossenen Umstrukturierung erweitert hat. Das Unternehmen wurde in eine Public Benefit Corporation umgewandelt, die von einer Non-Profit-Organisation kontrolliert wird, aber deutlich mehr Freiheiten beim Kapitalzugang und bei Partnerschaften besitzt. Microsoft, das seit 2019 mehr als 13 Milliarden Dollar in OpenAI investiert hat und einen Anteil von 27 Prozent hält, verfügt nicht mehr über ein Exklusiv-Recht als bevorzugter Computing-Anbieter. OpenAI kann nun auch Produkte mit Drittpartnern entwickeln – eine fundamentale Änderung gegenüber der früheren Exklusivität.
Interessanterweise verfolgt Amazon eine Doppelstrategie im KI-Sektor: Der Konzern hat bereits mindestens 8 Milliarden Dollar in Anthropic investiert, den direkten Konkurrenten von OpenAI. Auch Microsoft diversifiziert mittlerweile und will bis zu 5 Milliarden Dollar in Anthropic stecken, während Nvidia sogar bis zu 10 Milliarden Dollar beisteuert. Diese Mehrfach-Investments der Tech-Giganten unterstreichen sowohl die enormen Kapitalanforderungen im KI-Rennen als auch die Unsicherheit darüber, welche Technologie sich langfristig durchsetzen wird – und die immer engere Vernertzung zwischen den Playern.
Massive Deals und Börsengang in Sicht
OpenAI hat im Oktober eine Sekundärplatzierung über 6,6 Milliarden Dollar abgeschlossen, bei der aktuelle und ehemalige Mitarbeiter Anteile zu einer Bewertung von 500 Milliarden Dollar verkaufen konnten. Die jetzt verhandelte Amazon-Beteiligung würde diese Bewertung bestätigen oder sogar übertreffen. Parallel dazu arbeitet das Unternehmen bereits an den Vorbereitungen für einen Börsengang, der das Unternehmen mit bis zu 1 Billion Dollar bewerten könnte – eine Dimension, die selbst für den überhitzten KI-Sektor außergewöhnlich wäre.
Die rasante Expansion wirft allerdings auch Fragen auf: Investoren beobachten zunehmend kritisch, ob die massiven Ausgaben für KI-Infrastruktur tatsächlich die erwarteten Renditen abwerfen werden. OpenAI steht unter dem Druck, nicht nur technologisch führend zu bleiben, sondern auch ein tragfähiges Geschäftsmodell zu demonstrieren. Der Amazon-Deal könnte hier doppelt helfen – durch frisches Kapital und durch Zugang zu kostengünstigerer Computing-Power über AWS-Chips, was die Margen verbessern würde.
Während sich OpenAI zunehmend mit Playern wie Microsoft, Amazon, Nvidia, Oracle und Softbank vernetzt, hat es Google geschafft weitgehend geschafft, sich vertikal mit Cloud, hauseigenen TPUs und dem Gemini-Modell sowie seinen reichweitenstarken Konsumentenprodukten (Search usw.) zu integrieren. Schnittstellen zu OpenAI und Anthropic gibt es trotzdem: Erstere setzen auch auf die Google Cloud, zweitere haben Google als Investor an Bord.
























