Bitcoin sinkt auf 90.000 Dollar: Krypto-Assets verlieren nach US-Zinssenkung deutlich

Die US-Notenbank Federal Reserve hat am Mittwoch wie weithin erwartet eine Zinssenkung um 25 Basispunkte beschlossen. Der Leitzins liegt damit nun in einer Spanne von 3,50 bis 3,75 Prozent – dem niedrigsten Niveau seit 2022. Es ist die dritte aufeinanderfolgende Senkung um jeweils einen Viertelprozentpunkt.
„Die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten bleibt erhöht“, heißt es in der Erklärung der Notenbank. Das Fed-Komitee sei aufmerksam gegenüber den Risiken für beide Seiten seines doppelten Mandats und schätze ein, dass die Abwärtsrisiken für die Beschäftigung in den vergangenen Monaten gestiegen seien.
Ungewöhnlich geteiltes Votum
Bemerkenswert ist die ungewöhnlich hohe Uneinigkeit innerhalb der Notenbank. Das Abstimmungsergebnis zeigt die Spaltung: Zwei Mitglieder – Jeffrey Schmid von der Kansas City Fed und Austan Goolsbee von der Chicago Fed – votierten für ein Beibehalten des Zinsniveaus. Der kürzlich von Präsident Trump ernannte Fed-Gouverneur Stephen Miran stimmte für eine Senkung um 50 Basispunkte.
Mehrere Fed-Mitglieder hatten bereits im Vorfeld öffentlich ihre Bedenken gegen weitere Zinssenkungen geäußert. Laut CNBC signalisiert die geteilte Abstimmung Sorgen über die Beständigkeit der Inflation sowie über das Wirtschaftswachstum und das Tempo künftiger Zinssenkungen im Jahr 2026.
Wirtschaftsprognosen leicht angepasst
Die aktualisierten Wirtschaftsprojektionen der Fed sehen eine Kerninflation von 3,0 Prozent für 2025 und 2,5 Prozent für 2026 vor – jeweils zehn Basispunkte niedriger als zuvor prognostiziert. Das Wachstum der US-Wirtschaft wird für 2025 nun bei 1,7 Prozent und für 2026 bei 2,3 Prozent erwartet, nach zuvor 1,6 beziehungsweise 1,8 Prozent.
Der sogenannte „Dot Plot“, der die Zinserwartungen der einzelnen Fed-Mitglieder abbildet, blieb weitgehend unverändert. Die Notenbanker rechnen weiterhin mit nur einer Zinssenkung im Jahr 2026, während die Märkte zwei Senkungen einpreisen.
Kryptomarkt reagiert negativ
Trotz der Zinssenkung, die normalerweise risikoreiche Anlagen wie Kryptowährungen begünstigt, gab der Markt nach. Bitcoin rutschte in Richtung von 90.000 Dollar US-Dollar, viele Altcoins verloren in den vergangenen 24 Stunden zwischen drei und sieben Prozent. Die US-Aktienmärkte reagierten hingegen moderat positiv auf die Zinsentscheidung, während die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um zwei Basispunkte auf 4,15 Prozent fiel. Hier die Kursentwicklungen der Top-Krypto-Assets, die die Verluste der vergangenen 24 Stunden bzw. 7 Tage aufzeigen.
| Name | Preis | 1d % | 7d % |
| Bitcoin (BTC) | $90,323.91 | ↓ 2.55% | ↓ 2.99% |
| Ethereum (ETH) | $3,203.58 | ↓ 3.67% | ↑ 0.08% |
| XRP (XRP) | $2.01 | ↓ 3.44% | ↓ 7.59% |
| BNB (BNB) | $870.68 | ↓ 2.57% | ↓ 4.64% |
| Solana (SOL) | $131.10 | ↓ 5.78% | ↓ 8.84% |
| TRON (TRX) | $0.2793 | ↓ 0.20% | ↓ 0.07% |
| Dogecoin (DOGE) | $0.1384 | ↓ 5.60% | ↓ 7.80% |
| Cardano (ADA) | $0.4287 | ↓ 7.36% | ↓ 4.99% |
| Bitcoin Cash (BCH) | $562.25 | ↓ 0.99% | ↓ 5.17% |
| Chainlink (LINK) | $13.58 | ↓ 4.29% | ↓ 6.21% |
Nach Analysen von Glassnode befindet sich Bitcoin in einer „strukturell fragilen Spanne“ zwischen einem kurzfristigen Kostenbasis von 102.700 US-Dollar und einem „True Market Mean“ von 81.300 US-Dollar. Die Daten zeigen schwächelnde Onchain-Bedingungen, nachlassende Nachfrage im Futures-Bereich und anhaltenden Verkaufsdruck.
Die relativen unrealisierten Verluste (30-Tage-Durchschnitt) sind auf 4,4 Prozent gestiegen – der höchste Wert seit zwei Jahren. Die realisierten Verluste erreichten 555 Millionen US-Dollar pro Tag, ein Niveau, das zuletzt während des FTX-Zusammenbruchs 2022 verzeichnet wurde.
„Neue Unsicherheit hinsichtlich der makroökonomischen Aussichten“
„Es ist anzumerken, dass die Fed nun voraussichtlich nur einmal im nächsten Jahr die Zinsen senken wird – weniger als von den Anlegern erhofft. Dies könnte sich noch ändern, da im nächsten Jahr ein historischer Führungswechsel ansteht, aber Jerome Powell wird weiterhin die ersten drei FOMC-Sitzungen im Jahr 2026 leiten“, kommentiert Nic Puckrin, Investment-Analyst and Mitgründer von The Coin Bureau. „Dies und die unterschiedlichen Meinungen innerhalb des Ausschusses sorgen für neue Unsicherheit hinsichtlich der makroökonomischen Aussichten. Und wie jeder Anleger weiß, reagieren die Märkte allergisch auf Unsicherheit. Dies bremst die Rallye der Risikoanlagen zum Jahresende.“
Er geht von keinem neuen Hype rund um Weihnachten aus. „Tatsächlich reicht die heutige Ankündigung nicht aus, um eine Weihnachtsrallye für Bitcoin auszulösen, und ich sehe von hier aus keine weiteren offensichtlichen Katalysatoren, abgesehen von unerwarteten Ankündigungen von Präsident Donald Trump. Selbst dann ist ein Dead-Cat-Bounce durchaus möglich, da Risikoanlagen in der Regel mehr auf die Fed achten als auf alles andere.Da weitere Zinssenkungen nun für eine Weile vom Tisch sind, wird sich die Aufmerksamkeit Anfang 2026 auf die Liquidität und die Bilanzpolitik der Fed richten. Trotz des heute angekündigten Kaufs von Schatzwechseln wird es jedoch keine quantitative Lockerung geben, bis sich die Lage verschlechtert – und das bedeutet immer mehr Volatilität und potenzielle Verluste.“

























