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Digitaler Euro weiter auf Schiene, könnte 2029 wirklich eingeführt werden

Digitaler Euro im Anflug. © Nano Banana Pro / Trending Topics
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Die Pläne für eine digitale Zentralbankwährung in der Euro-Zone haben eine entscheidende Hürde genommen. Die EU-Finanzminister einigten sich Mitte Dezember auf den Aufbau eines digitalen Euro. EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis bezeichnete dies als „wichtigen Meilenstein“ und gratulierte dem dänischen EU-Ratsvorsitz zu diesem Erfolg.

Die Initiative für einen digitalen Euro entspringt zwei zentralen Motiven: Zum einen sinkt die Bargeldnutzung in Europa kontinuierlich, zum anderen dominieren amerikanische Konzerne den digitalen Zahlungsverkehr. Visa, Mastercard und PayPal wickeln laut EZB-Daten rund 64 Prozent aller Kartentransaktionen im Euroraum ab. Diese Abhängigkeit wird als Risiko für die strategische Autonomie Europas bewertet, insbesondere in einer zunehmend polarisierten geopolitischen Lage. Private europäische Alternativen wie der neue Bezahldienst Wero erreichen bislang nur begrenzte Marktdurchdringung und sind auf fünf EU-Länder beschränkt.

Der digitale Euro soll als Ergänzung zum physischen Bargeld funktionieren und dessen Eigenschaften ins digitale Zeitalter übertragen. Die Währung wird kostenlos nutzbar sein, in allen Euro-Ländern akzeptiert werden und einen vergleichbar hohen Datenschutz wie Bargeld bieten. Nutzer können sowohl online als auch offline damit bezahlen – letzteres ohne Internetverbindung. Die EZB arbeitet parallel an einer neuen Generation von Euro-Banknoten mit moderneren Motiven und verbesserten Sicherheitsmerkmalen. Das Gesetzespaket der EU-Kommission aus dem Jahr 2023 enthält neben dem Rahmen für den digitalen Euro auch eine Annahmepflicht für Bargeld, die für beide Zahlungsformen gelten soll.

Zeitplan bis zur möglichen Einführung

Die Position des EU-Rats soll bis Ende 2025 feststehen. Der Wirtschaftsausschuss des Europaparlaments wird voraussichtlich im Mai 2026 seine Verhandlungsposition beschließen. Erst danach können die eigentlichen Verhandlungen zwischen EU-Rat und Europaparlament über das endgültige Gesetz beginnen.

Piero Cipollone und Valdis Dombrovskis von der EZB, die sich in einem gemeinsamen Beitrag zum digitalen Euro äußerten, bekräftigen, dass die Europäische Zentralbank sich darauf vorbereitet, den digitalen Euro 2029 ausgeben zu können – vorausgesetzt, die erforderlichen Rechtsvorschriften werden 2026 verabschiedet. Die EZB könnte bereits Mitte 2027 ein Pilotprojekt starten und erste Transaktionen in digitalen Euro durchführen.

Begründung: Strategische Autonomie und digitaler Wandel

Die EZB-Vertreter argumentieren, dass Europa einen digitalen Euro für das digitale Zeitalter benötige. „Vom Tauschhandel über Münzen bis hin zum heutigen Bargeld und zu Kartenzahlungen: Die Bezahlmethoden haben sich beständig weiterentwickelt“, schreiben Cipollone und Dombrovskis. Der digitale Euro solle das Bargeld ergänzen, nicht ersetzen.

Ein zentrales Argument ist die Abhängigkeit Europas von außereuropäischen Zahlungsanbietern. Bei Kartenzahlungen laufen laut EZB 64 Prozent der Transaktionen über die internationalen Systeme von Visa, Mastercard und Paypal – allesamt US-amerikanische Unternehmen. „Überlassen wir anderen so viel technologische Kontrolle über die EU-Wirtschaft, machen wir es Europa äußerst schwer, autonom auf der Weltbühne zu handeln“, warnen die beiden EZB-Vertreter.

Dombrovskis betont, dass der digitale Euro zur strategischen Autonomie Europas beitrage. Der deutsche Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) sieht in der Einigung ebenfalls einen Beitrag zur europäischen Souveränität und ein „Symbol der digitalen europäischen Integration“.

Geplante Ausgestaltung

Nach den Vorstellungen der EZB soll der digitale Euro kostenlos, unkompliziert und inklusiv sein. Er wird in allen Euro-Ländern für digitale Zahlungen akzeptiert und soll einen vergleichbar hohen Schutz der Privatsphäre bieten wie Bargeld. Die Nutzung soll sowohl online als auch offline möglich sein – bei digitalen Zahlungen auf Websites ebenso wie bei Transaktionen ohne Internetverbindung.

Klingbeil versicherte, dass Bargeld ein wichtiges Zahlungsmittel bleibe: „Unsere Bürger können sich sicher sein, dass der digitale Euro das Bargeld ergänzen, aber nicht ersetzen wird.“ Das Gesetzespaket der EU-Kommission aus dem Jahr 2023 enthält entsprechend zwei Vorschläge: einen zur Sicherung des Bargeldzugangs und einen zum Rechtsrahmen für den digitalen Euro.

Cipollone und Dombrovskis unterstreichen, dass der digitale Euro nicht in Konkurrenz zu privatwirtschaftlichen Zahlungsmitteln stehen, sondern diese ergänzen werde. „Durch ihn wird es für die Anbieter europäischer privater Zahlungslösungen einfacher, ihr Geschäft, ihre Reichweite und ihr Serviceangebot auszubauen“, argumentieren sie.

Kritik und Skepsis

Im Europaparlament gibt es noch erhebliche Zweifel. Der Berichterstatter für das Thema, der spanische Konservative Fernando Navarrete, vertritt die Ansicht, dass ein vollumfänglicher digitaler Euro nur eingeführt werden sollte, wenn privatwirtschaftliche europäische Alternativen fehlen.

Deutliche Kritik kommt von den deutschen Banken. Sparkassenpräsident Ulrich Reuter bezeichnet das Vorhaben als „bürokratisch überfrachtet“ mit „unklarer Funktion und enormen Kostenrisiken“. Die Menschen erwarteten einfache und sinnvolle Lösungen, „keine digitalpolitischen Prestigeprojekte“.

Tanja Müller-Ziegler vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken warnt vor hohen Kosten bei einer Einführung. Dies könne „EZB-Gewinnausschüttungen an nationale Haushalte über die Bundesbank weiter verzögern – und damit indirekt auf Kosten des Steuerzahlers gehen“.

Politischer Prozess und Ausblick

Die Bundesbank zeigte sich erfreut über die Einigung der EU-Finanzminister. Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz sprach von einem „klar positiven Signal“ und hofft auf einen „zügigen Abschluss des politischen Prozesses noch im Jahr 2026″.

Mit Bulgariens Beitritt zur Euro-Zone im Januar 2026 wird die Zahl der Euro-Länder auf 21 steigen. Cipollone und Dombrovskis sehen darin einen weiteren Grund, die Währung für das 21. Jahrhundert fit zu machen: „Die Zeit des digitalen Euro ist jetzt. Denn er ist mehr als nur die jüngste Weiterentwicklung unseres Geldes. Wir brauchen ihn für unsere strategische Autonomie.“

Ob und wann der digitale Euro tatsächlich eingeführt wird, hängt jedoch vom Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens und einer finalen Entscheidung der EZB ab. Diese kann frühestens 2026 fallen, wenn der gesetzliche Rahmen steht.

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