Umstrittenes Experiment

Harvard-Wissenschaftler wollen Sonne verdunkeln um Erde abzukühlen

©unsplash/ zoltan tasi
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Das Jahr 2020 gehört zu den wärmsten Jahren seit Beginn der industriellen Revolution und teilt sich damit den ersten Platz mit dem Jahr 2016. Auch für das kommende Jahrzehnt sagt die NASA weitere heiße Jahre voraus. Mit dem Stratospheric Controlled Perturbation Experiment (SCoPEx) wird nun eine Möglichkeit untersucht, einen globalen Kühleffekt auszulösen, indem Sonnenstrahlen zurück ins All reflektiert werden. Dafür soll das sonnenreflektierende und ungiftige Aerosol Kalziumkarbonat mittels eines Ballons in 20 Kilometer Höhe in der Atmosphäre freigelassen werden. Finanziell unterstützt wird die Entwicklung der Technologie von Microsoft Gründer Bill Gates. 

Effekt bei Vulkanausbrüchen bereits aufgetreten

Die Idee für das Experiment ist durch ein natürliches Phänomen entstanden, welches bereits seit Jahrhunderten existiert. Nach schweren Vulkanausbrüchen, beispielsweise 1991 als auf den Philippinen der Pinatubo ausbrach, stellten Wissenschaftler eine Erdabkühlung durch die großen Mengen an freigesetzten Aerosolen und Staub fest. Das versuchen die Wissenschaftler nun künstlich nach zu stellen. Verwenden wollen sie dafür Kalziumkarbonate, da diese, im Gegensatz zu den von den Vulkanen unter anderem ausgestoßenen Schwefelaerosolen, weniger reaktiv sein sollen. Da Kalziumkarbonate in der Stratosphäre allerdings nicht natürlich vorkommen, ist der genaue Einfluss auf die Atmosphäre und die Ozonschicht in der Realität bisher unbekannt. 

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Kritik seitens Umweltschützern

Wie Forbes berichtet, stoßen Forschungen im Bereich des solaren Geo-Engineerings genau wegen dieser unsicheren Variablen seit Jahren auf Kritik. Umweltschützer und Kritiker befürchten extreme Verschiebungen im Wettergeschehen und die Folgen durch das plötzliche Abkühlen der Temperaturen. So waren in der Vergangenheit Ernteausfälle und daraus entstehender Hunger die Folge von Vulkanausbrüchen und der daraus entstandenen Reduzierung der Sonneneinstrahlung. Auch für die Dürre in der afrikanischen Sahelzone könnten laut britischen Forschern stratosphärische Aerosole von Vulkanausbrüchen in Alaska und Mexiko verantwortlich sein. Auch wird befürchtet, dass die Erde durch solche Maßnahmen in eine Abhängigkeit gerät, durch welche eine Beendigung der Freisetzungen nicht mehr ohne einen rapiden Temperaturanstieg möglich wäre. 

Neben den Folgen für die Umwelt warnen Umweltschützer außerdem vor der Wirkung solcher Maßnahmen auf die Verbraucher. Sie befürchten, dass dadurch notwendige Emissionsrückgänge nicht mehr im Fokus ständen und dadurch diese gleichbleiben oder sogar ansteigen.  

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Erster Testflug für Juni 2021 geplant

Trotz der vielen Kritik ist für SCoPEx im Juni diesen Jahres die nächste Phase geplant. In der Nähe der schwedischen Stadt Kiruna soll diesen Sommer der für das Experiment nötige Ballon erstmalig seinen Flug in 20 Meter Höhe beginnen. Dabei sollen allerdings noch keine Aerosole freigesetzt werden, sondern zunächst die Navigation und technische Details getestet werden. Sollte dieser Testlauf Erfolg haben, könnten in einem zweiten Schritt, bereits kleine Mengen des Kalziumkarbonats freigesetzt werden. Wie viel des Aerosols für eine erfolgreiche Erdabkühlung notwendig wären, ist bisher unbekannt. Das soll mit den Experimenten herausgefunden werden. Nach Freisetzung des Kalziumkarbonats, würde der Ballon durch die Menge des Stoffes hindurchfliegen und die Reaktionen der Atmosphäre messen. Ein unabhängiges Beratungskomitee prüft nun das Experiment, um sicherzustellen, dass die Finanzierungen unabhängig von den Interessensvertretern der fossilen Brennstoffe sind. Erst mit dem grünen Licht des Komitees, wird der erste Testflug stattfinden können.

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Testleiter äußert ebenfalls Bedenken

Auch die an dem Experiment beteiligten Wissenschaftler sind sich den Risiken und den Unsicherheiten von diesem bewusst. Frank Keutsch, Ingenieur- und Atmosphärenwissenschaftler und Hauptverantwortliche des ersten Feldexperiments äußerte im Oktober 2020 gegenüber dem Harvard Magazin: „Ich bin unglaublich skeptisch gegenüber der Idee, dass man ein paar Millionen Tonnen Partikel in die Stratosphäre einbringen könnte, ohne dass dies negative Folgen hätte.“ Allerdings befürchtet der Wissenschaftler, dass die Klimakrise und ihre Folgen zu schnell voranschreiten könnte und daher in der Zukunft die Maßnahme notwendig wäre: „Wenn man bedenkt, wohin sich das Klima entwickelt“, sagt er, „mache ich mir wirklich Sorgen, dass uns die Zeit davonläuft. Und als Wissenschaftler habe ich wirklich eine moralische Verpflichtung, zu versuchen, herauszufinden, was man wissen kann.“

 

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