IPO-Märkte 2025: Asien und USA boomen, Europa hinkt hinterher

Der globale IPO-Markt hat sich 2025 erholt, allerdings lassen sich große regionale Unterschiede feststellen. Weltweit sind 1.259 Unternehmen an die Börse gegangen, also zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Das Emissionsvolumen ist deutlich um 32 Prozent auf 163,3 Milliarden US-Dollar gestiegen. Im vierten Quartal gingen 347 Unternehmen an die Börse, fünf Prozent weniger als im Vorjahresquartal, das Volumen legte jedoch um 15 Prozent auf 51,7 Milliarden US-Dollar zu. Das zeigt das aktuelle IPO-Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY.
USA profitieren von Cross-Border-IPOs
„Die IPO-Aktivitäten waren im ersten Halbjahr von einer außergewöhnlichen Schwankungsbreite geprägt. In Asien und den USA zeigte sich eine spürbare Dynamik mit mehr Transaktionen und höheren Erlösen, während Europa sowohl bei Volumen als auch Anzahl der Börsengänge zurücklag“, so Martina Geisler, Partner und Leiterin IPO bei EY Österreich.
China inklusive Hongkong verzeichnet mit 214 Neuemissionen den stärksten Zuwachs unter allen relevanten Börsenplätzen – das Gesamtvolumen erreicht 53,7 Milliarden Dollar. Der US-Markt legte ebenfalls deutlich zu: Die Zahl der Transaktionen stieg von 176 auf 220, das Emissionsvolumen von 33 Milliarden auf 40,2 Milliarden US-Dollar. Bemerkenswert: Mehr als 60 Prozent der US-IPOs stammen von ausländischen Unternehmen, ein Großteil davon aus Asien.
Technologieorientierte Firmen nutzen das liquide US-Kapitalmarktumfeld für höhere Bewertungen und eine breitere Investorenbasis. Europa hingegen fällt zurück: Die Anzahl der Börsengänge sank auf 100, das Emissionsvolumen verringerte sich um elf Prozent auf 17,1 Milliarden Dollar.
„Das war vor allem durch regionale Faktoren bedingt. Der US-Markt profitierte von regulatorischen Lockerungen und der Hoffnung auf Zinssenkungen – sowie stark von zahlreichen Cross-Border-IPOs aus Asien. In Asien wirkten zudem Nachholeffekte nach einem schwächeren Jahr 2024. Die europäischen Märkte hatten hingegen mit anhaltend schwachem Wachstum zu kämpfen“, sagt Geisler.
Europas Unternehmen bleiben daheim
„Auffällig ist zudem, dass europäische Unternehmen weiterhin überwiegend im Heimatmarkt an die Börse gehen: Rund 95 Prozent der IPOs europäischer Unternehmen fanden 2025 auf dem eigenen Börsenplatz statt. In der gesamten Region EMEIA – die Europa, den Nahen Osten, Indien und Afrika umfasst – wurden lediglich sieben Cross-border-IPOs gezählt.“ Das unterstreicht laut Geisler, wie stark europäische Emittenten auf vertraute Marktstrukturen, regionale Investorenbasis sowie regulatorische Stabilität setzen.
ATX mit Allzeithoch
Der österreichische Kapitalmarkt zeigt 2025 eine starke Dynamik: An der Wiener Börse stehen mit Steyr Motors, REPLOID Group und der bevorstehenden Gallmetzer HealthCare drei KMU-Listings. Der Austrian Traded Index (ATX) inklusive Dividenden hat Mitte November erstmals die Marke von 12.000 Punkten überschritten, das aktuelle Allzeithoch von 12.437,66 Punkten wurde am 8. Dezember erreicht. Seit Jahresbeginn legte der ATX Total Return rund 45 Prozent zu. Im Anleihenbereich wurden 2025 mehr als 28.500 Primärlistings in Wien verzeichnet, was einer Verdopplung gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2024 mit 13.443 Listings entspricht.
Deutschland kommt 2025 auf sieben Neuzugänge, einen weniger als 2024. Sechs Unternehmen haben sich für die Deutsche Börse entschieden – drei im Prime Standard (TKMS, Ottobock und Aumovio) und drei im Junior-Segment Scale. Gemessen an der Marktkapitalisierung zum Start gehören TKMS, Ottobock und Aumovio zu den fünf größten Börsenneulingen Europas. Die Emissionserlöse sanken um 42 Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro, da zwei der Börsengänge als Spin-offs strukturiert waren und somit keine Kapitalaufnahme stattfand.
Gleichzeitig stieg die Marktkapitalisierung der Neuzugänge zum Börsenstart um 34 Prozent auf knapp 13,9 Milliarden Euro. „Auffällig war in diesem Jahr die Rückkehr großer Spin-off- und Carve-out-IPOs“, sagt Geisler. Viele Unternehmen stünden vor tiefgreifenden Transformationsprozessen aufgrund von KI, der Energiewende oder geopolitischen Verschiebungen.
„Vorsichtiger Optimismus“ für 2026
„Für das kommende Jahr sehen wir vorsichtigen Optimismus – vorausgesetzt, das makroökonomische Umfeld entwickelt sich stabil“, so Geisler. In Europa gebe es eine umfangreiche Pipeline mit vielen Unternehmen, die auf ein passendes Marktfenster warten. Für den deutschen Markt rechnet EY 2026 mit einem Potenzial von bis zu zehn IPOs aus unterschiedlichen Segmenten. Auch in Österreich ist eine solide Pipeline erkennbar, insbesondere im Mid- und Small-Cap-Segment sowie bei potenziellen Spin-offs. Abhängig vom Marktfenster seien mehrere KMU-Listings sowie selektive größere Transaktionen möglich.






















