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Netflix vs Paramount: Der Streit um Warner Bros. entscheidet über Zukunft Hollywoods

Logo von Warner Bros © TopSphere Media on Unsplash
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Bei Netflix jubelte man bereits, weil man sich um sehr viel Geld Titel wie Harry Potter, Friends, The Big Bang Theory, Casablanca, Game of Thrones und das DC Universe sowie die TV- und Streaming-Dienste HBO und HBO Max zu kaufen gedachte. Jedoch: Paramount, das Medienunternehmen unter Führung von Chairman und CEO David Ellison, hat ein vollständiges Barangebot von 30 Dollar je Aktie für Warner Bros. Discovery (WBD) unterbreitet.

Dies entspricht einem Unternehmenswert von 108,4 Milliarden Dollar und beinhaltet alle Geschäftsbereiche, einschließlich des Global Networks-Segments. Paramounts Angebot ist damit deutlich höher als jenes von Netflix (83 Mrd. Dollar). Das Angebot richtet sich direkt an die WBD-Aktionäre, nachdem Paramount nach eigenen Angaben sechs Vorschläge über zwölf Wochen hinweg beim WBD-Vorstand eingereicht hatte, ohne dass eine substanzielle Auseinandersetzung damit erfolgt sei.

Das Angebot wird durch Eigenkapitalzusagen der Ellison-Familie und RedBird Capital sowie vollständig zugesagte Fremdfinanzierungen von Bank of America, Citi und Apollo abgesichert. Paramount argumentiert, sein Angebot biete den WBD-Aktionären 18 Milliarden Dollar mehr in bar als die Netflix-Transaktion.

Paramount entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der lange getrennten Konzerne CBS und Viacom. Es ist der Mutterkonzern von Paramount Pictures und CBS Studios und hält damit Rechte an berühmten Franchises wie Star Trek, Mission: Impossible oder Indiana Jones. Der Konzern hat neben Rundfunk- und Kabelfernsehprogrammen auch den Streaming-Dienst Paramount+, der gegen Netflix positioniert wurde, aber viel kleiner ist. Durch die jüngste Verschmelzung mit Skydance Media zur Paramount Skydance Corporation im Jahr 2025 strebt der Konzern eine weitere Stärkung seiner Position im Content- und Technologiebereich an.

Hintergrund: Der Netflix-Deal

Erste Ende vergangener Woche, am 5. Dezember 2025, hatten Netflix und Warner Bros. Discovery eine Fusionsvereinbarung bekanntgegeben. Demnach soll Netflix Warner Bros. – das Filmstudios, Fernsehproduktionen, HBO Max und HBO umfasst – für 27,75 Dollar je WBD-Aktie übernehmen. Der Kaufpreis setzt sich aus 23,25 Dollar in bar und 4,50 Dollar in Netflix-Aktien zusammen, mit einem Gesamtunternehmenswert von 82,7 Milliarden Dollar.

Die Netflix-Transaktion ist an die zuvor angekündigte Abspaltung des Global Networks-Geschäftsbereichs von WBD gekoppelt. Dieser Bereich, der unter dem Namen Discovery Global firmieren soll, umfasst Fernseh- und Nachrichtenmarken wie CNN, TNT Sports und diverse Discovery-Kanäle. Die Abspaltung wird nun für das dritte Quartal 2026 erwartet, erst danach könnte die Netflix-Übernahme abgeschlossen werden – voraussichtlich 12 bis 18 Monate nach Vertragsunterzeichnung.

Ted Sarandos und Greg Peters, Co-CEOs von Netflix, begründeten die geplante Übernahme mit der Kombination von Warner Bros.‘ „jahrhundertelangem Erbe erstklassiger Geschichtenerzählung“ mit Netflix‘ globaler Reichweite und Streaming-Plattform. Der Deal wurde von beiden Vorständen einstimmig genehmigt.

Kernargumente des Bieterwettstreits

Doch Paramount schreibt sich die Rettung Hollywoods vor dem Streaming-Giganten auf die Fahne – denn unter dem Regime von Netflix werden bereits Kündigungen im Filmstudio befürchtet, und das Zurückfahren von Kino-Premieren zugunsten von Online-Streaming.

  • Wert und Struktur: Paramount hebt die Klarheit seines reinen Barangebots hervor, während die Netflix-Transaktion eine komplexe Struktur aus Bargeld, Aktien mit Preisband-Mechanismus und dem verbleibenden Stub-Anteil an Discovery Global aufweise. Paramount kritisiert, der WBD-Vorstand stütze seine Präferenz für den Netflix-Deal auf eine „illusorische prospektive Bewertung“ von Global Networks, die durch die Fundamentaldaten nicht gestützt werde und durch hohe Verschuldung belastet sei.
  • Regulierungsrisiken: Paramount argumentiert, sein Angebot sei wettbewerbsfördernd und verbraucherfreundlich, während die Netflix-Transaktion anticompetitive Züge trage. Mit einem kombinierten Marktanteil von 43 Prozent bei globalen SVOD-Abonnenten würde Netflix seine „Monopolstellung“ zementieren. In vielen EU-Ländern würde die Nummer eins mit der Nummer zwei oder drei im Streaming-Markt fusionieren. Paramount warnt vor „deutlich längeren“ Genehmigungsverfahren oder möglicher Blockierung des Netflix-Deals, während das eigene Angebot voraussichtlich innerhalb von zwölf Monaten genehmigt werden könne.
  • Brancheninteressen: Paramount positioniert sein Angebot als „Schaffung eines stärkeren Hollywood“ mit höheren Ausgaben für Inhalte, mehr Filmproduktionen und stärkerer Unterstützung für Kinobetreiber. Netflix habe „niemals Akquisitionen in großem Maßstab“ durchgeführt, was ein erhöhtes Ausführungsrisiko bedeute.

Netflix betont hingegen, Warner Bros.‘ aktuelle Geschäftstätigkeit aufrechtzuerhalten, einschließlich Kinostarts, und durch die Kombination „mehr Auswahl und größeren Wert für Verbraucher“ zu schaffen. Die Übernahme werde die US-Produktionskapazität erheblich erweitern und langfristige Investitionen in Originalinhalte ermöglichen. Netflix erwartet mindestens 2 bis 3 Milliarden Dollar an jährlichen Kosteneinsparungen bis zum dritten Jahr.

Warum Warner Bros. so begehrt ist

Warner Bros. Discovery vereint mehrere strategisch wertvolle Vermögenswerte: Das über hundertjährige Warner Bros.-Filmstudio mit Franchises wie DC Universe, Harry Potter und Matrix; umfangreiche Fernsehbibliotheken mit Hits wie „Game of Thrones“, „Friends“, „The Big Bang Theory“ und „The Sopranos“; die Streaming-Plattform HBO Max und das Premiumkabel-Network HBO; sowie Sportrechte einschließlich NFL, Olympics und Champions League.

Für Netflix würde die Übernahme die Inhaltsbibliothek massiv erweitern und den Streaming-Marktführer mit traditionellen Studio-Fähigkeiten und etablierten Franchises ausstatten. Für Paramount würde eine Kombination ein Gegengewicht zu Netflix, Disney und Amazon schaffen – eine scaled Hollywood-Championin mit kombinierter Direct-to-Consumer-Plattform (Paramount+ und HBO Max), diversifizierten Kabel-Networks und umfassenden Sport-Rechten.

Kampf um die Zukunft Hollywoods

Der Bieterwettstreit offenbart eine tiefergehende strategische Frage: Wie konsolidiert sich die Unterhaltungsindustrie im Streaming-Zeitalter?

Ein Netflix-Warner Bros.-Zusammenschluss würde die vertikale Integration verstärken – der Streaming-Marktführer schluckt ein traditionelles Studio und Content-Bibliotheken. Kritiker wie Paramount argumentieren, dies konzentriere zu viel Macht bei einem einzigen Streaming-Anbieter und gefährde Wettbewerb, Kinobetreiber und faire Konditionen für kreative Talente.

Ein Paramount-Warner Bros.-Zusammenschluss hingegen würde zwei traditionelle Medienunternehmen vereinen, um einen stärkeren Wettbewerber gegen die dominierenden Tech-getriebenen Streaming-Giganten zu schaffen. Paramount verspricht höhere Investitionen in Kinofilme und stärkere Unterstützung für das traditionelle Kino-Ökosystem.

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