Österreichische KMU erzielen 600 Millionen Euro Exportumsatz über Amazon

Rund 2.500 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus Österreich verkaufen ihre Produkte über Amazon und generieren dabei beachtliche Exportumsätze. Sie haben 2024 einen Exportumsatz von 600 Millionen Euro generiert, berichtet der E-Commerce-Champion anlässlich der Veröffentlichung seines neuen „KMU Impact Report“. Amazon-Verkaufspartner erreichen mehr als 300 Millionen Kundenkonten weltweit aus mittlerweile 23 Stores.
Besonders auffällig: 95 Prozent der österreichischen KMU, die auf Amazon verkaufen, exportieren, wobei Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und die USA die wichtigsten Absatzmärkte darstellen.
KMU wichtig für Erfolg von Amazon
„Was vielen gar nicht so klar ist, ist, was für einen signifikanten Anteil die Verkaufspartner am Erfolg von Amazon haben. Mehr als 60% der Produkte, die von Amazon und auf Amazon verkauft werden, stammen von Verkaufspartnern. Das zeigt, welches Interesse Kund:innen an der Vielfalt, an der Auswahl und an der Spezialisierung haben, die gerade die kleinen und mittleren Unternehmen bringen“, sagt Yorck von Mirbach, Österreich Lead bei Amazon.
Digitalisierung ist laut Amazon immer noch ein Thema, das für KMU eine Herausforderung darstellt. Zusammen mit der WKO hat der E-Commerce-Konzern in Österreich deshalb die Konzeptplattform QuickStart Online ins Leben gerufen. Hierbei handelt es sich um ein kostenfreies Wissensportal, das Händler:innen dabei hilft, die ersten Schritte im E-Commerce zu machen. Kleine und mittlere Unternehmen haben auf Amazon auch den Vorteil der zusätzlichen Visibilität. Auf der E-Commerce-Plattform ist klar gekennzeichnet, wenn ein Produkt von einem KMU stammt.
Österreichs Firmen stark im Export
Die Daten von Amazon zeigen, dass in Österreich mehr als 60% des Exportumsatzes aus ländlichen Regionen stammt. Die regionale Verteilung der KMU konzentriert sich auf Wien (600 KMU), Oberösterreich (400 KMU), Niederösterreich (390 KMU), die Steiermark (280 KMU) und Kärnten (120 KMU).
Thomas Oberholzner, Geschäftsführer der KMU Forschung Austria, erklärt den Exporterfolg: „Österreich ist ein kleines Land. Es ist darauf angewiesen, zu exportieren, um zu wachsen. Aber Österreich ist auch sehr stark im Bereich des Produkt- und Landesimages. Der gute Ruf, was Qualität und Innovation bei Produkten angeht, hilft jedem einzelnen Produkt, in den Export gehen zu können.“
Zur Unterstützung ihres Online-Geschäfts haben österreichische Verkaufspartner 2023 über 7.000 Jobs in Österreich geschaffen. Österreichische Verkaufspartner nutzen häufig „Versand durch Amazon“. Der Service bietet Verkaufspartnern eine umfassende Logistiklösung, die Lagerung, Verpackung, Versand und Kundenservice umfasst, wodurch Händler von der Prime-Qualifizierung ihrer Produkte profitieren.
„Reichweite und Fulfillment traumhaft für einen kleinen Betrieb“
Ein heimisches KMU, das durch Amazon stark profitieren konnte, ist Shoes4Dancers aus Steyr, gegründet von Markus Windisch. Er begann 2009 mit dem Verkauf von Tanzschuhen auf Amazon. „Mittlerweile ist es eine recht tolle Sache, 95% von unserem Versandhandelsgeschäft läuft über Amazon“, berichtet er.
Helene Ziniel vom Bauernladen Helene in Wien startete während der Corona-Pandemie mit dem Online-Verkauf von Bio-Trockenprodukten: „Bei Amazon sind die Reichweite und das Fulfillment traumhaft für einen kleinen Betrieb“, erklärt sie. Der Online-Vertrieb mache bei Bauernladen Helene inzwischen etwa 25% des Gesamtumsatzes aus.
„Große und kleine Firmen sollten sich mehr füreinander öffnen“
Weitere Erfolgsbeispiele sind die Marke Cocoome aus der Steiermark, die Babytragen und Jackenvergrößerungen für Schwangere anbietet, sowie MoriVeda aus Kärnten, das ayurvedische Nahrungsergänzungsmittel international vertreibt.
In der Regel gelten große E-Commerce-Konzerne als eine Bedrohung für das Geschäft von KMU. Doch ICSB-Vorstandsmitglied Professor Rico Baldegger betont, dass von einer Zusammenarbeit meistens beide Akteure stark profitieren. „Sehr viele KMU bringen gute Ideen in die großen Firmen rein. Und die KMU selber haben auch die Unterstützung nötig. Ich glaube, dass sich sowohl kleine als auch große Firmen mehr füreinander öffnen sollten.“
Amazon empfiehlt „KMU-Stresstest“ für neue EU-Regularien
Trotz der Erfolge gibt es noch Verbesserungspotenzial. Laut einer Studie von Amazon und dem Wirtschaftsforschungsinstitut Eco Austria liegt der Anteil des E-Commerce am Gesamtumsatz österreichischer Unternehmen bei rund sieben Prozent – erstmals knapp über dem EU-Schnitt, aber noch hinter Ländern wie Irland oder Belgien.
Als Hürden für den internationalen Handel nennt der Konzern vor allem administrative und steuerliche Regelungen. Beispielsweise muss sich ein Unternehmen in jedem Land, in dem es Produkte verkauft und lagert, für die Umsatzsteuer registrieren. Das ist ein relativ langwieriger Prozess. Im Schnitt kostet eine Registrierung 100 Tage und 8.000 Euro.
Marktplatz als Sprungbrett ins Ausland
Als Lösungsansätze schlägt Amazon unter anderem einen digitalen Produktpass vor, der die Produktkennzeichnung in verschiedenen Sprachen vereinfachen soll, sowie eine EU-weite einheitliche Umsatzsteuerregistrierung. Zudem appelliert der E-Commerce-Spitzenreiter an die Politik, bei der Einführung neuer Regularien einfach einen „KMU-Stresstest“ voranzustellen, um zu sehen, was für Auswirkungen sie auf solche Firmen haben.
Thomas Oberholzner betont die Bedeutung eines niederschwelligen Zugangs zum E-Commerce für KMUs und sieht in Marktplätzen wie Amazon einen Vorteil gegenüber eigenen Webshops, besonders für den Einstieg in den Export.
AI-Tools werden entscheidend für KMU
Eine für KMU immer wichtigere Technologie ist Künstliche Intelligenz. Hier unterstützt Amazon seine Verkaufspartner mit entsprechenden Tools. Diese können unter anderem zur automatischen Übersetzungen von Produkttexten, als Fotogenerator für ansprechende Produktbilder oder für Analysen von Kundenpräferenzen beim Einkauf dienen. Verkäufer:innen können so effizient und kostengünstig die Präsentation ihrer Produkte optimieren – ob durch professionelle Produktbilder, Werbevideos und Produkttexte.
AI verbreitet sich unter den europäischen KMU wie ein Lauffeuer. Laut einer Amazon-Studie von 2024 nutzen bereits 77 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen in Europa die neuen generativen KI-Tools und finden sie hilfreich. Insgesamt sehen 40 Prozent der KMU in Europa KI als eine der wichtigsten Technologien für Wachstum und Erfolg.