Wie sich OpenAI, Nvidia und Oracle die Milliarden im Kreis zuschieben

Es sind Meldungen, die einen neuen reichsten Mann der Welt (Larry Ellison) entstehen ließen, die das wertvollste Unternehmen der Welt noch einmal um 170 Milliarden Dollar (+4%) wertvoller machten, und das führende AI-Startup scheinbar uneinholbar vor die Konkurrenz setzten.
Ja, die vergangenen Tage haben fantastische Investment-Summen rund um Oracle, Nvidia und OpenAI ans Tageslicht befördert. Im Zentrum steht ein historischer Vertrag zwischen OpenAI und Oracle über 300 Milliarden Dollar für Cloud-Computing-Leistungen über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren, beginnend 2027. Das entspricht durchschnittlich 60 Milliarden Dollar pro Jahr – mehr als das Bruttoinlandsprodukt vieler Länder.
Dieser Deal ist Teil des „Project Stargate“, einer Initiative zum Aufbau von Rechenzentren, die so viel Energie benötigen wie vier Millionen Haushalte (etwa 4,5 Gigawatt, also so viel wie zwei Hoover-Dämme). Die Vereinbarung sichert OpenAI die nötige Rechenkapazität für größere KI-Modelle und globale Expansion.
Die Auswirkungen waren sofort spürbar:
- Oracle-Aktien stiegen um 36%, der beste Tag seit 1992
- Oracle-Mitgründer Larry Ellison wurde durch einen Vermögenszuwachs von 88 Milliarden Dollar kurzzeitig zur reichsten Person der Welt
- Oracles Cloud-Umsätze sind bereits um 77% gestiegen
- Nvidia-Aktienkurs stieg um 4%, was einem Zuwachs der Market Cap um 170 Mrd. Dollar entspricht
Anzumerken ist hier, dass es sich um Pressemitteilungen und Absichtserklärungen handelt.
Nvidia und Oracle als Hebel gegen Microsoft
Oracle wird für die Umsetzung des OpenAI-Deals massive Hardware-Investitionen tätigen müssen. Laut Financial Times plant Oracle, rund 40 Milliarden Dollar für Nvidia-Chips auszugeben, darunter etwa 400.000 der leistungsstärksten GB200-Chips. Diese werden das neue Rechenzentrum in Abilene, Texas, antreiben – ein zentraler Baustein des US-Stargate-Projekts.
Insgesamt heißt es bei diesen Deals zwar, dass diese Deals ergänzend zu den bestehenden Kooperationen rund um OpenAI mit anderen Tech-Konzernen wie Microsoft und SoftBank zu sehen sind – allerdings ist auch klar, dass OpenAI sich so von der Microsoft-Cloud lossagen kann. Bekannt ist mittlerweile geworden, dass Microsoft etwa 30 Prozent an OpenAI halten wird, immerhin hat der IT-Konzern als früher Investor bereits etwa 13 Milliarden Dollar in den ChatGPT-Macher investiert.
Parallel dazu sieht man, dass Microsoft die OpenAI-Exklusivität bereits aufgegeben hat und bereits KI-Modelle etwa von Anthropic, Meta oder xAI in sein Angebot bzw. in manche seiner Produkte aufgenommen hat.
Der bemerkenswerte Kreislauf
Was diese Geschäftsbeziehungen besonders faszinierend macht, ist der entstehende Geldkreislauf:
- Nvidia investiert in OpenAI: Nvidia kündigte eine 100-Milliarden-Dollar-Investition in OpenAI an, beginnend ab Mitte 2026
- OpenAI zahlt Oracle: OpenAI verwendet Mittel, um Oracle für Cloud-Services zu bezahlen (300 Milliarden über 5 Jahre)
- Oracle kauft bei Nvidia: Oracle investiert wiederum Milliarden in Nvidia-Chips. Allein 40 Milliarden Dollar sind für das Texas-Rechenzentrum gedacht
Dieses Dreiecks-System schafft eine Art geschlossenen Kreislauf, in dem die drei Technologie-Giganten sowohl Kunden als auch Investoren füreinander sind.
Strategische Bedeutung
Diese Vereinbarungen gehen weit über normale Geschäftsbeziehungen hinaus. Sie schaffen ein integriertes Ökosystem, das:
- Planungssicherheit für alle Beteiligten bietet
- Technologische Abhängigkeiten strategisch nutzt
- Kapitalströme optimiert und risikominimierend verteilt
- Marktdominanz in der KI-Infrastruktur sichert
Das Stargate-Projekt, an dem alle drei Unternehmen beteiligt sind, unterstreicht den kollaborativen Charakter dieser Beziehungen und positioniert die USA strategisch im globalen KI-Wettbewerb.
Fazit
Was auf den ersten Blick wie separate Geschäftsdeals aussieht, entpuppt sich als raffiniert orchestriertes Netzwerk wechselseitiger Abhängigkeiten. Nvidia, Oracle und OpenAI haben ein System geschaffen, in dem jeder Partner Kunde, Lieferant und/oder Investor der anderen ist.