Oracle-Aktie stürzt ab: 300-Milliarden-Dollar-Wette auf OpenAI wird zum Risiko

Oracle erlebt derzeit den härtesten Absturz unter den großen Tech-Konzernen. Die Aktie hat in den vergangenen vier Wochen fast etwa 26 Prozent verloren – nahezu doppelt so viel wie der nächstschlechteste Hyperscaler Meta. Der Grund: Wall Street zweifelt massiv an der schuldenfinanzierten AI-Strategie des Software-Giganten. Oracle hat sich verpflichtet, in den kommenden Jahren Hunderte Milliarden Dollar in Chips und Rechenzentren zu investieren, größtenteils für Deals mit OpenAI.
Die Geschwindigkeit und das Ausmaß dieser Moves haben Investoren verunsichert, die nun genau beobachten, wie die sogenannten Hyperscaler ihr Geld verbrennen. Mehr als 250 Milliarden Dollar an Marktwert sind seit September wieder verpufft, als Oracle die OpenAI-Deals bekannt gab. Während Oracle und einige andere Aktien wie jene von Meta, das in Sachen KI bisweilen wenig Erfolg hatte, deutlich gesunken sind, können etwa Google, Amazon, AMD oder Apple im vergangenen Monat trotzdem Stärke zeigen:

Ein kurzer Recap: Oracle wurde unter anderem durch den angekündigten Deal mit OpenAI über 300 Milliarden Dollar, der im September verkündet wurde, sowie das Stargate-Projekt der USA dieses Jahr zu einem der großen Aufsteiger im Tech-Zirkus. OpenAI hatte sich verpflichtet, über fünf Jahre Rechenleistung im Wert von 300 Milliarden Dollar von Oracle zu beziehen – und das bei Umsätzen, die 2025 „nur“ 20 Milliarden Dollar betragen (mehr dazu hier).
Nach dem Oracle-Deal folgte eine Kaskade weiterer Deals zwischen Nvidia, OpenAI und Co, die letztendlich die Frage aufwarfen, wie sich Tech-Firmen Geld im Kreis zuschieben.
Schulden explodieren auf 290 Milliarden Dollar
Das Kernproblem liegt in Oracles aggressiver Fremdfinanzierung. Das Unternehmen hat aktuell 96 Milliarden Dollar langfristige Schulden – ein Anstieg von 75 Milliarden vor einem Jahr. Morgan Stanley prognostiziert einen weiteren Sprung auf rund 290 Milliarden Dollar bis 2028. Oracle hat im September Anleihen über 18 Milliarden Dollar verkauft und verhandelt derzeit über weitere 38 Milliarden an Fremdfinanzierung durch US-Banken. Die Debt-to-Equity-Ratio ist auf 500 Prozent hochgeschossen, verglichen mit 50 Prozent bei Amazon und 30 Prozent bei Microsoft.
Barclays-Analysten haben diese Woche ihr Rating für Oracles Schulden auf „underweight“ herabgestuft und gewarnt, dass die massiven Ausgaben für AI-Infrastruktur den freien Cashflow übertreffen. Auch Kreditratingagentur Moody’s hat signifikante Risiken markiert, weil Oracle von einer kleinen Zahl an AI-Unternehmen abhängt. S&P Global warnt, dass bis 2028 ein Drittel von Oracles Umsätzen an einen einzigen Kunden gebunden sein wird – gemeint ist OpenAI. Während Amazon Web Services, Microsoft Azure oder Google Cloud eine sehr breite Kundenbasis haben, hängt bei Oracle sehr viel an einem einzigen Kunden, nämlich dem CHatGPT-Macher.
Margen weit unter der Konkurrenz
Von den fünf Hyperscalern – Amazon, Google, Microsoft, Meta und Oracle – ist Oracle der einzige mit negativem freien Cashflow. Während alle fünf Unternehmen ihre Cash-to-Assets-Ratios in den vergangenen Jahren deutlich reduziert haben, liegt Oracles bei weitem am niedrigsten. JPMorgan-Analysten notieren eine „Spannung zwischen Oracles aggressiven AI-Aufbau-Ambitionen und den Grenzen seiner Investment-Grade-Bilanz“. Besonders problematisch: Oracles Cloud-Infrastruktur-Sparte arbeitet Berichten zufolge mit Bruttomargen von nur 14 Prozent – weit unter AWS mit 30 bis 35 Prozent oder Microsoft Azure mit über 40 Prozent. Anders als die Konkurrenz, die Infrastrukturkosten auf eine breite Kundenbasis verteilt, konzentriert sich Oracle stark auf das AI-Segment.
Oracle hat mindestens fünf langfristige Mietverträge für US-Rechenzentren unterschrieben, die letztlich von OpenAI genutzt werden sollen. Das Resultat: 100 Milliarden Dollar an Off-Balance-Sheet-Lease-Verpflichtungen. Die Standorte befinden sich in unterschiedlichen Bauphasen, einige sollen erst nächstes Jahr mit dem Bau beginnen. Analysten haben zudem angemerkt, dass Oracles Rechenzentrum-Leases deutlich länger laufen als die Verträge zum Verkauf von Kapazität an OpenAI. Ein Short-Seller, der Oracle seit langem beobachtet, bringt es auf den Punkt: „Der Markt sagt klar, dass er kein Interesse mehr an Unternehmen hat, die endlos Cash für AI verbrennen.“
Die Oracle-Turbulenzen haben den gesamten Tech-Sektor erfasst. Der Nasdaq fiel am Donnerstag um 2,3 Prozent, Oracle selbst verlor 4,2 Prozent an einem Tag. Nvidia und Broadcom stürzten parallel ab. Investoren sind besorgt über hohe Bewertungen und massive Kapitalausgaben einiger großer Tech-Konzerne, die nach hinten losgehen könnten, wenn eine Handvoll verlustbringender AI-Startups wie OpenAI und Anthropic ihre Versprechen nicht einlösen. OpenAI steht vor Fragen, wie es seine Verpflichtungen erfüllen will, in den nächsten acht Jahren 1,4 Billionen Dollar in AI-Infrastruktur zu investieren. Der nächste Test für Oracle folgt Mitte Dezember mit den Quartalszahlen.



























