Revolut steht kurz vor dem Start seines AI-Finanzassistenten

Die birtische Neobank Revolut steht offenbar kurz vor der Einführung eines KI-gestützten Finanzassistenten. Die Ankündigung erfolgte durch Francesca Carlesi, CEO von Revolut UK, während einer Bloomberg New Voices Veranstaltung in Mailand, wo sie bestätigte, dass der AI-Assistent “in Kürze live gehen wird”.
Die Pläne für den KI-Assistenten wurden erstmals im November 2024 während der “The Revolutionaries” Veranstaltung in London von den Revolut-Mitgründern Nik Storonsky und Vlad Yatsenko vorgestellt. Das Unternehmen bezeichnete das Tool als “finanziellen Begleiter”, der sich an die Bedürfnisse und Präferenzen der Kunden anpassen und sie zu intelligenteren Geldgewohnheiten, verbesserter Finanzentscheidungsfindung und optimierter Verwaltung führen soll.
Eine Frage der Präzision
Die Entwicklung des AI-Assistenten ist Teil von Revoluts strategischer Vision für 2025, mehr KI-Tools zur Unterstützung der Kunden bei ihren Finanzen einzusetzen. Das Unternehmen arbeitet nach eigenen Angaben mit führenden KI-Labors zusammen, um sicherzustellen, dass der Finanzassistent präzise arbeitet und den europäischen Datenschutz- und Verbraucherschutzgesetzen entspricht.
Der KI-Assistent soll modernste Sprachmodelle nutzen, die speziell auf Finanzdaten trainiert wurden, um Nutzern bei der Budgetierung, Ausgabenverfolgung, Sparzielplanung und sogar bei der Vorhersage zukünftiger Kosten zu helfen. Revolut verspricht, dass Kunden mit ihrem Geld in natürlicher Sprache interagieren können, anstatt durch Diagramme oder Tabellen navigieren zu müssen.
Zu den geplanten Funktionen gehören personalisierte Beratung, wie etwa Benachrichtigungen über auslaufende Abonnements oder Vorschläge zur Erhöhung der Ersparnisse. Das System soll auch prädiktive Modelle beinhalten, die Kunden warnen, wenn sie wahrscheinlich ihre geplanten Ausgabengrenzen überschreiten oder ins Minus rutschen werden.
Nutzer sollen Fragen stellen können wie “Wie kann ich mein monatliches Budget basierend auf meinen bisherigen Ausgaben optimieren?” oder “Wann kann ich mir diese teure Anschaffung wirklich leisten?”.
Regulatorische Herausforderungen und Beschränkungen
Eine der größten offenen Fragen betrifft die regulatorischen Grenzen des Assistenten. Finanzberatung unterliegt in Europa strengen Vorschriften, und Revolut hat bereits Richtlinien für seinen bestehenden AI Chat Assistant veröffentlicht, die wichtige Einschränkungen aufzeigen.
Laut den aktuellen Nutzungsbedingungen darf der AI Chat Assistant nur für Diskussionen über Revolut-Konten, Dienstleistungen der Revolut-Gruppe oder Fragen zu Revolut verwendet werden.
Wichtig ist auch der Hinweis, dass die bereitgestellten Informationen “nur zu Informationszwecken” dienen und “keine Anlage-, Finanz-, Steuer- oder Rechtsberatung” darstellen. Das Unternehmen warnt explizit davor, dass der AI-Assistent möglicherweise nicht immer “100% genaue, vollständige oder relevante Antworten” liefert und manchmal unbeabsichtigt voreingenommen sein kann. Nutzer werden ermutigt, bei Zweifeln die Bestätigung durch einen Live-Agenten zu suchen.
Spannend wird letztendlich, auf welchen KI-Provider Revolut setzen wird. Ein andere großes europäisches Fintech, Klarna, hat sich sehr stark auf OpenAI eingelassen. Revolut stünden aber etwa mit Anthropic, Google, Mistral AI oder Meta andere Möglichkeiten offen.
Geografische Verfügbarkeit
Eine der ungeklärten Fragen betrifft auch die geografische Verfügbarkeit des KI-Assistenten. Revolut operiert in verschiedenen Märkten unter unterschiedlichen regulatorischen Rahmenbedingungen: als Zahlungsinstitut im Vereinigten Königreich und unter einer Banklizenz aus Litauen in den meisten europäischen Ländern.
Das Unternehmen plant einen “schrittweisen Rollout” für 2025, hat aber noch nicht spezifiziert, in welchen Ländern der Service zuerst verfügbar sein wird. Angesichts der unterschiedlichen regulatorischen Anforderungen für Finanzberatung in verschiedenen Jurisdiktionen könnte dies ein entscheidender Faktor für die Einführungsstrategie sein.
Marktkontext und Wettbewerb
Die Einführung des KI-Assistenten erfolgt in einem zunehmend umkämpften Fintech-Markt. Carlesi betonte, dass “die Fintech-Welt immer wettbewerbsintensiver wird” und es “keine kleinen Unternehmen mehr gibt”. Revolut, das im vergangenen Jahr einen Gewinn vor Steuern um 149 Prozent auf 1,4 Milliarden US-Dollar (1,3 Mrd. Euro) auswies, positioniert sich als Herausforderer traditioneller Banken.
Der KI-Finanzassistent stellt einen wichtigen Baustein in Revoluts Strategie dar, sich als “erste wirklich globale Bank der Welt” zu etablieren. Die erfolgreiche Einführung wird jedoch davon abhängen, wie gut das Unternehmen die komplexen regulatorischen Anforderungen in verschiedenen Märkten navigiert und gleichzeitig ein nützliches, aber rechtlich konformes Produkt liefert.