Sambly: „Was vorher 20 Sekunden gedauert hat, geht jetzt in einer Sekunde“

Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft ist eines der zentralen Themen unserer Zeit. Doch während über Recyclingquoten und Ressourcenschonung viel gesprochen wird, scheitert die Umsetzung oft an einem simplen, aber entscheidenden Detail: der Verbindung von Bauteilen. Ob Akkuschrauber, Haushaltsgeräte oder Elektronik – viele Produkte lassen sich kaum zerstörungsfrei öffnen, weil sie verschraubt, verklebt oder vernietet sind. So entsteht vermeidbarer Müll.
Genau hier setzt das Grazer Startup Sambly an. Mit einem magnetisch lösbaren Verbindungselement will das Team die Demontage nachhaltig vereinfachen – und so einen echten Hebel für mehr Reparierbarkeit, Wiederverwendung und Recycling schaffen. Die Idee: Statt zehn Schrauben einzeln zu lösen, genügt ein Magnet, um alle Verbindungen gleichzeitig zu trennen – in nur einer Sekunde. Das spart nicht nur Zeit, sondern macht nachhaltige Produktgestaltung auch wirtschaftlich attraktiv.
Florian Wittmann ist Mitgründer und Creative Lead von Sambly. Im Gespräch mit Trending Topics erzählt er, wie aus einer Masterarbeit ein potenziell marktveränderndes Produkt wurde – und warum Nachhaltigkeit für das von der Gründungsgarage als „Rising Star“ ausgezeichnete Startup kein Buzzword, sondern echter Antrieb ist.
Trending Topics: Wie hat alles angefangen? Gab es so etwas wie ein Schlüsselerlebnis?
Florian Wittmann: Ja, eigentlich gab es mehrere. Ich habe mich im Bachelor mit modularer Elektronik und reparierbaren Geräten beschäftigt. Da habe ich schon erste Prototypen gebaut. Aber ich habe schnell gemerkt: Unternehmen haben wenig Interesse – weil es für sie wirtschaftlich nicht attraktiv ist. Nachhaltigkeit bedeutet für sie oft erstmal Mehrkosten.
In meiner Masterarbeit in Industrial Design wollte ich deshalb etwas entwickeln, das nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Und so ist Sambly entstanden. Das Ziel: ein Verbindungselement, das Reparatur und Demontage radikal vereinfacht – und dadurch Zeit und Geld spart.
Was genau macht Sambly besser als bestehende Lösungen wie Schrauben oder Klebstoffe?
Unsere Lösung ist ein magnetisch lösbares Verbindungselement. Keine Schrauben, kein Spezialwerkzeug, kein Kleber. Das spart vor allem in der Produktion und beim Recycling massiv Zeit.
Wir sagen: Das, was vorher 20 Sekunden gedauert hat, geht jetzt in einer Sekunde. Und genau das ist unser Vorteil: Wir bringen einen klaren wirtschaftlichen Nutzen – und die Nachhaltigkeit kommt automatisch mit.
Wer steckt hinter dem Team?
Wir sind zu viert: Stefan ist unser Engineering-Guru und kümmert sich auch um IT. Michi macht Business Development und Finance, Lilia ist für Organisation, Projektmanagement und Marketing zuständig. Und ich selbst komme vom Industrial Design.
Wie sieht das Geschäftsmodell hinter Sambly aus?
Wir setzen auf B2B und ein Lizenzmodell. Das heißt: Unternehmen können unsere Technologie lizenzieren und zahlen pro verkauftem Stück. Unser Verbindungselement lassen wir extern fertigen. Das ermöglicht uns, langfristige Partnerschaften mit Herstellern einzugehen, ohne selbst zur Fertigungsfirma zu werden.
Ihr habt den „Rising Star“-Award der Gründungsgarage gewonnen. Was bedeutet euch das?
Sehr viel. Nicht nur der Award, sondern die Gründungsgarage an sich war unser Startpunkt. Dadurch haben wir Sichtbarkeit und ein großartiges Netzwerk bekommen – viele Leute, die uns hilfsbereit zur Seite stehen, uns Feedback geben, Verbindungen ermöglichen. Das ist extrem wertvoll.
Welche Branchen habt ihr besonders im Blick?
Wir suchen aktuell nach Bereichen, in denen viel auf- und abgebaut wird, zum Beispiel Event- oder Messebau, oder überall dort, wo wartungsintensive Tätigkeiten nötig sind. Unser Ziel: Unternehmen helfen, Arbeitszeit zu reduzieren – denn in Europa ist Zeit meist der teuerste Faktor.
Und wie sieht eure Vision aus – sagen wir mal in fünf Jahren?
Im Idealfall stehen wir als alternative Verbindungslösung neben klassischen Herstellern im Regal. Und wenn sich dann Unternehmen entscheiden: „Nehmen wir das, was zwar etwas teurer ist, aber uns enorm Zeit und Aufwand spart“ – dann haben wir unser Ziel erreicht.
Wir wollen nicht nur, dass unser Produkt verbaut wird – sondern dass man es im Alltag spürt, wenn Geräte leichter repariert oder recycelt werden können. Und vielleicht entsteht durch unsere Lösung sogar Druck auf andere Unternehmen, ebenfalls nachhaltiger zu denken.
Letzte Frage: Was treibt euch als Team wirklich an?
Ganz klar: Nachhaltigkeit und Wandel. Wir wollen Elektroschrott reduzieren und nachhaltiges Wirtschaften fördern – nicht nur im Privaten, sondern auch in der Industrie. Aber wir glauben auch: Nur wenn Nachhaltigkeit wirtschaftlich attraktiv ist, setzt sie sich wirklich durch. Genau das wollen wir mit Sambly zeigen.