zerothird: Wiener Quanten-Startup erhält 10 Millionen Dollar

Das Wiener Quantenstartup zerothird (früher Quantum Industries) hat in einer Finanzierungsrunde zehn Millionen Dollar eingesammelt (etwa 8,5 Millionen Euro), berichtet Tech.eu. Die 2023 gegründete Jungfirma ist im Bereich der sicheren Quantenkommunikation für kritische Infrastrukturen aktiv. Quantencomputing stellt für Kommunikation eine große Herausforderung dar, weil sie die heutigen Verschlüsselungssysteme potenziell in Sekundenschnelle knacken und sensible Daten ungeschützt vor Hackern und Spionage lassen wird.
Quanten-Cybersicherheit gewinnt an Bedeutung
Die beiden Co-CEOs von zerothird, Rupert Ursin und Felix Tiefenbacher, haben bereits langjährige Erfahrung mit Quantencomputern. Ursin war früher stellvertretender Direktor der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. „Irgendwann wurde mir klar, dass die Technologie, die wir entwickelten, reif für die Praxis war, und so verließ ich meine Festanstellung, um Vollzeitunternehmer zu werden“, so Ursin. Tiefenbacher verließ den akademischen Bereich im Jahr 2008, um das Solartechnikunternehmen Heliovis zu gründen, das er 15 Jahre lang leitete. Ursin überzeugte ihn, in die Physik zurückzukehren und Quantum Industries zu gründen.
Quanten-Cybersicherheit ist noch nicht Teil der täglichen globalen Infrastruktur, aber große Unternehmen sind sich ihrer Bedeutung bereits bewusst. Darüber hinaus speichern Geheimdienste bereits verschlüsselte Daten in der Erwartung, sie entschlüsseln zu können, sobald Quantencomputer verfügbar sind. Laut Ursin bedeutet diese Strategie „jetzt speichern, später entschlüsseln“, dass sensible Informationen, die heute übertragen werden, in naher Zukunft gefährdet sind.
Startup verspricht hohe Sicherheit bei Verschlüsselung
zerothird hat eine proprietäre Quantum Key Distribution (eQKD) Technologie entwickelt, die auf dem Prinzip der Quantenverschränkung basiert. Dabei handelt es sich um einen neuartigen Ansatz in der Cybersecurity, der die Verschlüsselung über ein physikalisches Gesetz ermöglicht, das von Natur aus unmöglich zu hacken sein soll. Gegenwärtig beruht die meiste Verschlüsselung auf klassischen Computern auf softwaregenerierten Schlüsseln, die selten Aktualisierungen erhalten.
Die firmeneigene Technologie der Jungfirma generiert Verschlüsselungsschlüssel gleichzeitig und symmetrisch, wodurch sie in der Lage ist, große Netzwerke zu sichern. Dadurch verspricht die Technologie des Startups die weltweit fortschrittlichsten Lösungen für die sichere Kommunikation. Sie sollen sich durch extrem hohe Schlüsselraten und große Entfernungen (bis zu 350 km) von denen der Konkurrenz abheben.
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zerothird bleibt Österreich und Europa treu
zerothird stellt alle seine Komponenten vor Ort in Österreich her. „Dies ist eine europäische wissenschaftliche Errungenschaft, und wir wollen sie hier behalten. Während viele Startups versucht sein könnten, in die USA zu gehen, glauben wir, dass die besten Talente für die Entwicklung dieser Technologie in Europa zu finden sind. Deshalb sind wir entschlossen, unser Unternehmen und unsere Produktionsanlagen hier aufzubauen“, so Ursin.
Die jüngste Finanzierungsrunde haben Sparring Capital Partners, Findus Ventures und der KGAL angeführt. Wolfgang Bernhard, ehemaliges Vorstandsmitglied der Daimler AG, CEO von Daimler Trucks und Aufsichtsratsmitglied der Andritz AG und der AMAG, wird für Sparring Capital zusammen mit anderen Branchen- und Investmentexperten dem Vorstand des Jungunternehmens beitreten.
Das Startup erwirtschaftet bereits beträchtliche Einnahmen durch den Verkauf von Hardwarekomponenten an die wissenschaftliche Gemeinschaft. Es ist ein Hauptlieferant des Europäischen Programms für Quantenkommunikationsinfrastruktur (EuroQCI) und arbeitet mit nationalen und internationalen Anbietern kritischer Infrastrukturen zusammen, um die Grundlagen für die sicherste Kommunikation der Welt zu schaffen. Dies hat bereits im zweiten Jahr des Bestehens von zerothird zu einem Umsatz von 1,8 Millionen Euro geführt.