Zuckerberg sieht Superintelligenz „in Reichweite“, Schlüsselrolle für AR-Brillen

Im KI-Rennen liegt er deutlich hinter OpenAI und Google, aber die Ambitionen sind riesig: Mark Zuckerbergs Meta-Konzern hat ein milliardenschweres Aufholrennen gestartet, um seine Llama-Modelle auf Augenhöhe mit den LLMs der Konkurrenz zu bringen und hunderte Millionen Dollar für hochrangige KI-Forscher von OpenAI oder Apple springen lassen. Mit dem Superintelligence Lab und der riesigen Reichweite und den Daten der Plattformen Facebook, Instagram und WhatsApp soll es gelingen, zur AI-Macht zu werden.
Eine Schlüsselrolle bei der Eroberung der Massen sieht Zuckerberg in der AR-Brille. Der Meta-CEO hat eine umfassende Vision für die Zukunft der Künstlichen Intelligenz vorgestellt, die sich deutlich von anderen Tech-Giganten unterscheidet. In einem ausführlichen Statement skizziert er seine Vorstellung einer „persönlichen Superintelligenz“ und erklärt, warum AR-Brillen dabei eine Schlüsselrolle spielen sollen – und Open Source. Zuletzt investierte Meta 3,5 Milliarden Dollar in weltgrößten Brillenhersteller EssilorLuxottica (u.a. Ray-Ban, Oakley).
Superintelligenz „nun in Sichtweite“
Zuckerberg zeigt sich überzeugt, dass die Entwicklung von Superintelligenz unmittelbar bevorsteht. „In den letzten Monaten haben wir erste Anzeichen dafür gesehen, dass sich unsere KI-Systeme selbst verbessern. Die Verbesserung ist derzeit noch langsam, aber unbestreitbar. Die Entwicklung von Superintelligenz ist nun in Sichtweite“, erklärt der Meta-Chef.
Er prognostiziert, dass KI in den kommenden Jahren alle bestehenden Systeme verbessern und die Schaffung und Entdeckung neuer Dinge ermöglichen wird, „die heute noch nicht vorstellbar sind“. Gleichzeitig stellt er die entscheidende Frage: „Aber es ist eine offene Frage, worauf wir die Superintelligenz ausrichten werden.“
Historischer Kontext und menschlicher Fortschritt
Zuckerberg ordnet die KI-Revolution in einen historischen Kontext ein und verweist auf vergangene technologische Umbrüche. „Noch vor 200 Jahren waren 90 Prozent der Menschen Bauern, die Nahrung anbauten, um zu überleben. Technologische Fortschritte haben einen Großteil der Menschheit stetig davon befreit, sich weniger auf das Überleben und mehr auf die Beschäftigungen zu konzentrieren, die wir wählen“, erläutert er.
Diese Entwicklung sieht er als kontinuierlichen Prozess: „Bei jedem Schritt haben die Menschen unsere neu gewonnene Produktivität genutzt, um mehr zu erreichen, als zuvor möglich war, und die Grenzen von Wissenschaft und Gesundheit zu erweitern sowie mehr Zeit für Kreativität, Kultur, Beziehungen und das Genießen des Lebens zu verbringen.“
Vision der persönlichen Ermächtigung
Der Meta-CEO entwickelt eine optimistische Vision für die Zukunft mit Superintelligenz: „Ich bin äußerst optimistisch, dass Superintelligenz der Menschheit dabei helfen wird, unser Fortschrittstempo zu beschleunigen. Aber vielleicht noch wichtiger ist, dass Superintelligenz das Potenzial hat, eine neue Ära der persönlichen Ermächtigung zu beginnen, in der Menschen größere Handlungsfähigkeit haben werden, die Welt in die Richtungen zu verbessern, die sie wählen.“
Besonders bedeutsam sieht Zuckerberg die individuelle Komponente: „Einen noch bedeutsameren Einfluss auf unser Leben wird wahrscheinlich davon ausgehen, dass jeder eine persönliche Superintelligenz hat, die einem dabei hilft, die eigenen Ziele zu erreichen, zu schaffen, was man in der Welt sehen möchte, jedes Abenteuer zu erleben, ein besserer Freund für die zu sein, die einem wichtig sind, und zu der Person zu werden, die man sein möchte.“
Abgrenzung zu anderen Tech-Unternehmen
Zuckerberg positioniert Meta bewusst im Gegensatz zu anderen Branchenführern: „Das unterscheidet sich von anderen in der Branche, die glauben, dass Superintelligenz zentral darauf ausgerichtet werden sollte, alle wertvolle Arbeit zu automatisieren, und dann wird die Menschheit von den Almosen ihrer Produktion leben.“
Stattdessen verfolgt Meta einen anderen Ansatz: „Bei Meta glauben wir, dass Menschen, die ihre individuellen Bestrebungen verfolgen, schon immer der Weg waren, wie wir Fortschritte bei der Ausweitung von Wohlstand, Wissenschaft, Gesundheit und Kultur gemacht haben. Das wird in Zukunft noch wichtiger werden.“
Meta AI wurde in den vergangenen Monaten in die App-Familie von Meta (WhatsApp, Instagram, Facebook) integriert, erkennbar am blauen Ring-Symbol. Angaben des Unternehmens zufolge will man so bereits eine Milliarde AI-User haben – also deutlich mehr, als Google oder OpenAI für ihre KI-Tools (Gemini, ChatGPT) kommunizieren.
Die zentrale Rolle von AR-Brillen
Einen besonderen Fokus legt Zuckerberg auf die Hardware-Komponente seiner Vision. Er prognostiziert eine fundamentale Verschiebung in der Art, wie Menschen mit Technologie interagieren: „Wenn sich die Trends fortsetzen, dann würde man erwarten, dass Menschen weniger Zeit mit Produktivitätssoftware und mehr Zeit mit Schaffen und Verbinden verbringen.“
Die Bedeutung von AR-Brillen begründet er mit deren einzigartigen Fähigkeiten: „Persönliche Superintelligenz, die uns tiefgreifend kennt, unsere Ziele versteht und uns dabei helfen kann, sie zu erreichen, wird bei weitem am nützlichsten sein. Persönliche Geräte wie Brillen, die unseren Kontext verstehen, weil sie sehen können, was wir sehen, hören können, was wir hören, und den ganzen Tag über mit uns interagieren, werden zu unseren primären Computergeräten werden.“
Trotz seiner optimistischen Vision erkennt Zuckerberg auch die Herausforderungen an: „Superintelligenz wird neuartige Sicherheitsbedenken aufwerfen. Wir müssen bei der Minderung dieser Risiken streng vorgehen und vorsichtig bei dem sein, was wir als Open Source zur Verfügung stellen.“ Dennoch hält er an seinem grundsätzlichen Ansatz fest: „Trotzdem glauben wir, dass der Aufbau einer freien Gesellschaft erfordert, dass wir darauf abzielen, Menschen so weit wie möglich zu ermächtigen.“
Entscheidende Dekade voraus
Zuckerberg sieht die kommenden Jahre als wegweisend an: „Der Rest dieses Jahrzehnts scheint wahrscheinlich die entscheidende Periode zu sein, um den Weg zu bestimmen, den diese Technologie nehmen wird, und ob Superintelligenz ein Werkzeug für persönliche Ermächtigung oder eine Kraft sein wird, die darauf fokussiert ist, große Teile der Gesellschaft zu ersetzen.“ Bedeutet: In den nächsten fünf Jahren wird sich entscheiden, wer sich im KI-Rennen durchsetzen kann.
Mit Blick auf Metas Rolle zeigt sich der CEO selbstbewusst: „Meta glaubt stark daran, persönliche Superintelligenz zu bauen, die jeden ermächtigt. Wir haben die Ressourcen und das Fachwissen, um die massive Infrastruktur zu bauen, die erforderlich ist, und die Fähigkeit und den Willen, neue Technologie an Milliarden von Menschen über unsere Produkte zu liefern.“
Die Vision Zuckerbergs zeichnet ein Bild einer Zukunft, in der KI nicht zentral gesteuert wird, sondern jedem Individuum als persönlicher Assistent zur Verfügung steht – mit AR-Brillen als dem entscheidenden Interface zwischen Mensch und Superintelligenz.