Gastbeitrag

Zukunftsallianz – Ein Plan aus der Mitte der Gesellschaft

Christian Kdolsky, Sprecher der Zukunftsallianz © Zukunftsallianz
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Im Climate Lab Community Talk spricht Christian Kdolsky, Sprecher der Zukunftsallianz, über die Stimmung in der Wirtschaft, die entscheidende Rolle der pragmatischen Mitte der Gesellschaft – und den politischen Mut, den es braucht, um Klimaschutz als gemeinsamen Gewinn für Österreich zu verankern.

Lieber Christian, du bist schon seit mehreren Jahren als Teil der Zukunftsallianz für die Klimawende aktiv. Wie geht es dir nach der COP30 mit deiner Motivation?

Christian Kdolsky: Die COP30 hat gezeigt, dass immer noch sehr starke Kräfte dagegen arbeiten, dass diese Transformation kommt, die eben passieren muss. Diese hat viele Vorteile für uns in Europa und Österreich – von Unabhängigkeit gegenüber fossilen Diktaturen bis hin zu besserer Lebensqualität. Es fehlt an mutiger Kommunikation und politischem Handeln. Das ist natürlich frustrierend, aber auch ein Ansporn, die Menschen in der Wirtschaft und den Gemeinden stärker zu erreichen und ihnen die Vorteile aufzuzeigen. Dann wird sich die Politik – auch in Österreich – etwas mehr trauen, den Weg [der Transformation] zu gehen.

Könntest du bitte einen Einblick in deine Arbeit geben?

Die Zukunftsallianz ist eine überparteiliche Initiative des Klimavolksbegehrens. Gemeinsam mit Organisationen wie dem Klimabündnis, dem Roten Kreuz oder der Landjugend versuchen wir, die Wünsche der Bevölkerung zur Politik zu tragen und eine Stimme der Mitte der Bevölkerung zu sein. Parallel dazu gibt es die Business Allianz Klima, in der aktuell 23 Stimmen aus der Wirtschaft versuchen, die Transformation voranzutreiben. Gemeinsam mit den Unternehmen wollen wir der Politik zeigen, dass Klimaschutz immer noch Mainstream ist – und fordern klare gesetzliche Rahmenbedingungen, um Planungssicherheit zu schaffen.

Wie nimmst du die Stimmung in der österreichischen Wirtschaft wahr?

Gerade im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Klimaziele sehe ich, dass viele Unternehmen jetzt ernüchtert sind – nämlich von der Politik. Der Green Deal hat klare Leitlinien versprochen, die aber nun Schritt für Schritt zurückgenommen werden. Unternehmen, die schon zukunftsorientiert gearbeitet haben, geraten dadurch ins Hintertreffen. Ich sehe einen starken Frust in der Wirtschaft über fehlende Planungssicherheit – während die Notwendigkeit der Transformation durch steigende Energiekosten und veränderte Lieferketten längst sichtbar ist.

Wie unterstützt ihr Unternehmen bei diesen Herausforderungen?

Wir setzen auf Kommunikation und direkte Gespräche mit Entscheidungsträger:innen und machen deutlich, dass es Planungssicherheit braucht. Österreich und Europa müssen sich klar zur Transformation bekennen, sei es auf EU-Ebene mit Klimazielen oder im österreichischen Klimagesetz oder in der kommenden Industriestrategie. Dort muss festgelegt sein, welche Spielregeln für die Wirtschaft gelten.

Nur durch klare Rahmenbedingungen entsteht Investitionssicherheit. Genau darauf weisen wir immer wieder hin, gemeinsam mit unseren Partnern wie Rewe, Lidl, Holcim oder der Heinzel Group.

Welche Unternehmen sind Teil der Business Allianz?

Unsere Stärke ist, dass wir die Branchen sehr divers abdecken. Rewe und Lidl habe ich schon genannt – Vertreter aus dem Handel. Aus der Industrie sind Heinzel Papier, Holcim und Takeda wichtige Partner, also auch Betriebe, die sehr viel Energie brauchen. Dazu kommt die VBV aus der Finanzbranche. Gemeinsam mit Unternehmen aus der Kreislaufwirtschaft und Beratung decken wir einen großen Teil der österreichischen Wirtschaft ab. Es sind nicht nur “grüne” Firmen, sondern gestandene Unternehmen mit vielen Arbeitsplätzen und hohen Umsätzen. Das sind die Treiber der Transformation, und wir nehmen laufend weitere Mitglieder in unsere Allianz auf.

Wir versuchen wirklich, alle Unternehmen einzubinden, weil jedes andere Herausforderungen hat. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen bestimmen zum Beispiel, wie Rewe den Business Case für Elektrofahrzeuge darstellen kann – was nicht einfacher wird, wenn Förderungen gestrichen werden. Oder die Heinzel Group, die als Papierhersteller sehr viel Energie braucht und stark mit den Energiepreisen kämpft, was sie im europäischen Wettbewerb belastet. Takeda wiederum hat sehr innovative Kooperationen mit der Wissenschaft. Da geht es darum, solche Partnerschaften leichter möglich zu machen und dadurch einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen – indem man Vorreiter in der Transformation ist.

Wie können Unternehmen Teil der Business Allianz werden?

Ganz einfach. Google oder die KI fragen, dann landet man bei uns auf der Website. Dort gibt es eine Möglichkeit, uns anzuschreiben. Wir sind auch auf LinkedIn aktiv. Da können wir auch sehr leicht ins Gespräch kommen.

Du hast vorhin erwähnt, dass ein weiterer Schwerpunkt eurer Arbeit auf der Bevölkerung liegt. Vor einem Jahr habt ihr dazu den Zukunftsplan veröffentlicht – was können wir uns darunter vorstellen?

Wir sehen, dass sich viele Menschen in der Klimadiskussion nicht gehört fühlen. 83% haben das in einer Umfrage bestätigt. Mit dem Zukunftsplan wollen wir ihre Wünsche direkt zur Politik bringen. Dafür haben wir seit letztem Jahr mittlerweile 85 Workshops in Gemeinden durchgeführt, wo Menschen erzählt haben, wie sie Alltag und Klimaschutz verbinden können, was sie sich wünschen und wo sie scheitern. Diese Ideen haben wir gesammelt, mit einem wissenschaftlichen Beirat ausgewertet und aufbereitet. Herausgekommen ist ein Plan, der aus der Bevölkerung kommt, nicht aus der Wissenschaft.

Leider wurden konkrete Wünsche wie faire Förderungen und sozial abgestimmte Angebote für Mobilitätssysteme von der Politik nicht umgesetzt, im Gegenteil: Förderungen wurden massiv gekürzt.

Wie geht ihr mit solchen Rückschlägen um?

Die gehören dazu, wir lernen daraus. Was uns frustriert, ist das kurzfristige Denken, gerade wenn sinnvolle Maßnahmen mit dem Budgetargument weggewischt werden. Es ist ein bisschen kurzfristig gedacht zu sagen, wir sparen einmal kurz ein. Wir machen deutlich, dass Investitionen in erneuerbare Energien Jobs schaffen, die heimische Wirtschaft stärken und langfristig Strafzahlungen vermeiden. Kurzfristiges Sparen ist kontraproduktiv, mittelfristig rechnet sich Klimaschutz auch finanziell. Unsere Aufgabe ist es, diese Botschaft klar und konstruktiv zu kommunizieren.

Warum ist es euch wichtig, die Mitte der Bevölkerung anzusprechen?

Die Transformation wird nur mit der Mitte geschehen. Viele Menschen fühlen sich in der Klimadiskussion derzeit nicht gehört: Zwischen radikalen Forderungen und Leugnern steht die pragmatische Mitte – Menschen, die Lösungen erwarten, aber bislang nicht abgeholt wurden. Oft sind es junge Familien mit jungen Kindern, die sich Sorgen um die Zukunft machen.

Für die Politik ist die Mitte eine wichtige Wählerschaft. Uns geht es darum zu zeigen: Genau diese Menschen aus euren Zielgruppen – im Dirndl, aus der Arbeiterschaft – wollen die Transformation und sehen die Vorteile. Sie lassen sich am leichtesten bewegen, wenn sie im Alltag profitieren.

Gibt es Best-Practice-Gemeinden?

Ein gutes Beispiel ist Amstetten: Die Gemeinde installiert großflächig PV-Anlagen auf den Dächern der Stadt und gemeinsam mit Bürger:innen und Vereinen, die davon direkt finanziell profitieren. Damit wird sie unabhängiger und kann günstiger Energie nutzen, etwa für ihre neuen Busse, die noch dazu ausgebaut wurden. Der Ortskern wurde wiederbelebt und bietet nun mehr Aufenthaltsqualität als sozialer Treffpunkt.

Solche Projekte zeigen, dass Klimaschutz direkte Vorteile bringt; mehr Lebensqualität, Unabhängigkeit und lokale Wertschöpfung. Wenn man gesehen hat, dass das funktioniert, ist die Akzeptanz noch größer. Genau deshalb sammelt die Zukunftsallianz diese Beispiele in einer Wanderausstellung, die durch Österreich tourt und zeigt, wie leicht umsetzbar erfolgreiche Lösungen sind.

Wie kann man euch unterstützen?

Spenden sind immer gerne gesehen. Wer das im Dezember schon gemacht hat, kann bei uns auch mitmachen. Ob in der Business Allianz oder bei Projekten wie der Wanderausstellung – wir suchen Menschen, die positive Geschichten erzählen und die Dinge umsetzen.

Und zum Abschluss: Welche Rolle spielt das Climate Lab für eure Arbeit?

Das ist unsere Homebase. Wir haben da einen Platz, wo wir uns treffen können. Im Climate Lab kommt das Kernteam wöchentlich zusammen und tauscht sich mit anderen Leuten aus, die dort arbeiten und wirken. Es ist einfach sehr spannend und inspirierend, diese anderen Menschen kennenzulernen.

Über Christian Kdolsky: Christian ist Vater von zwei jungen Kindern, die auch der Grund sind, warum er sich für den Klimaschutz engagiert. Nach Stationen in Werbeagenturen wechselte er zu Sonnentor und NGOs und fand schließlich über das Klimavolksbegehren den Weg in die professionelle Klimakommunikation. Heute arbeitet er als Sprecher der Zukunftsallianz daran, Klimaschutz verständlicher zu machen und Brücken zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu bauen.

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