„100 Prozent unbestechlich“: Albanien führt als erstes Land eine AI-Ministerin ein

Albanien hat als erstes Land weltweit eine Ministerin ernannt, die vollständig auf künstlicher Intelligenz basiert. Ministerpräsident Edi Rama stellte am Donnerstag auf dem Parteitag der Sozialistischen Partei in Tirana das KI-System namens „Diella“ vor, das künftig für das öffentliche Beschaffungswesen zuständig sein soll.
Aufgabenbereich und Zielsetzung
Diella, was auf Albanisch „Sonnenschein“ bedeutet, erhält die Verantwortung für sämtliche öffentliche Ausschreibungen des Landes. Laut Rama sollen Entscheidungen über Vergabeverfahren schrittweise aus den Ministerien herausgenommen und der KI-Ministerin übertragen werden. Ziel sei es, ein „100 Prozent unbestechliches“ System zu schaffen, in dem alle öffentlichen Gelder vollständig nachvollziehbar verwendet werden.
Die KI-Ministerin soll außerdem befugt sein, internationale Fachkräfte zu rekrutieren und administrative Strukturen zu reformieren.
Technische Umsetzung
Das System ist bereits als digitale Assistentin auf der staatlichen Plattform e-Albania im Einsatz, über die Bürger nahezu alle Behördendienstleistungen digital abwickeln können. Diella wird durch einen Avatar repräsentiert, der als junge Frau in traditioneller albanischer Kleidung dargestellt wird.
Politischer Hintergrund
Die Ernennung erfolgt vor dem Hintergrund anhaltender Korruptionsprobleme in der albanischen Verwaltung, insbesondere im Bereich öffentlicher Ausschreibungen. Die Europäische Union hat diese Missstände wiederholt in ihren jährlichen Rechtsstaatsberichten kritisiert.
Rama, der im Mai 2025 eine historische vierte Amtszeit gewonnen hatte, strebt den EU-Beitritt Albaniens bis 2030 an. Bereits im Sommer hatte er angedeutet, dass künftig sogar das Amt des Ministerpräsidenten durch künstliche Intelligenz ausgeübt werden könnte.
Offene Fragen
Details zur konkreten Funktionsweise des Systems sowie zu geplanten Kontrollmechanismen wurden bei der Ankündigung nicht bekannt gegeben. Auch rechtliche und verfassungsrechtliche Aspekte der weltweit ersten KI-Ministerin bleiben vorerst ungeklärt.
Die Entwicklung wird international mit Interesse verfolgt, da sie einen Präzedenzfall für den Einsatz künstlicher Intelligenz in Regierungsverantwortung darstellt.