Gastbeitrag

Der Oktober-Flashcrash 2025 und seine Folgen

Ed Prinz
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Eine umfassende Analyse der Marktmechanismen und der Entwicklung bis November 2025

Der Flashcrash vom 10. Oktober 2025 markierte das größte Liquidationsereignis in der Geschichte des Kryptomarktes und führte zu Abverkäufen von über neunzehn Milliarden Dollar. Die extremen Kursbewegungen waren weniger ein Zeichen fundamentaler Schwäche als das Ergebnis technischer Marktmechanismen, fragmentierter Liquidität und automatischer Liquidierungen.

Der Einbruch entfernte übermäßige Hebelwirkung aus dem System und setzte damit einen strukturell wichtigen Reset in Gang. Seit Mitte Oktober zeigt der Markt eine allmähliche Stabilisierung: die Volatilität hat abgenommen, die Orderbücher erholen sich und institutionelle Akteure haben ihre Positionen ausgebaut, insbesondere im Ethereum Ökosystem und dessen Layer 2 Lösungen.

Gleichzeitig verschiebt sich Kapital innerhalb des Marktes in Segmente mit realem Nutzen, darunter Staking Modelle, Restaking, Gaming, NFTs und tokenisierte Realwerte. Neue Gelder fließen kaum ein, weshalb Rotationen innerhalb des bestehenden Kapitals die Marktbewegungen bestimmen.

Aktuell ist Bitcoin innerhalb einer einzigen Stunde um 4.000 USD abgerutscht und stürzt kurzzeitig bis auf 81.600 USD ab, der tiefste Stand seit dem April Low. Knapp 1 Mrd. USD an Positionen wurden allein in der letzten Stunde liquidiert. Auch Ethereum fällt auf 2.650 USD. Die gesamte Kryptomarktkapitalisierung rutscht seit gestern Abend von der 3-Billionen-Marke weg und befindet sich nun bei 2,85 Billionen.

Der historische Einbruch vom 10. Oktober 2025

Am 10. Oktober 2025 ereignete sich das größte Liquidationsereignis in der Geschichte des Kryptomarktes. Innerhalb weniger Stunden wurden Positionen im Wert von über neunzehn Milliarden Dollar aufgelöst. Mehr als eineinhalb Millionen Trader verloren ihre gehebelten Positionen. Der Preis von Bitcoin fiel in kurzer Zeit um über siebzehn Prozent.
Die Ursache war ein globaler Schock, ausgelöst durch neue US Importzölle, die sofortige Unsicherheit erzeugten. Märkte mit bereits dünner Liquidität reagierten extrem empfindlich. Sobald die ersten Stop Loss Marken fielen, aktivierten sich automatische Liquidierungssysteme und lösten einen Kaskadeneffekt aus, der sich selbst verstärkte. Besonders Altcoins brachen massiv ein, da ihre Liquidität stärker fragmentiert ist und automatisierte Mechanismen schneller greifen.
Dieses Ereignis übertraf alle früheren Marktverwerfungen, darunter auch den großen Einbruch vom April 2021 oder den Tesla Schock im Mai desselben Jahres. Noch nie zuvor wurde in so kurzer Zeit so viel gehebeltes Kapital gleichzeitig aus dem Markt gespült.

Marktmechanismen, die den Crash verstärkten

Der Einbruch war nicht nur das Ergebnis äußerer Nachrichten, sondern zeigte Schwächen in der Marktstruktur. Die Fragmentierung der Altcoin Märkte auf zahlreiche Börsen und Protokolle verstärkte die Dynamik. Automatische Deleveraging Systeme und die Schließung von Positionen auf dezentralen Plattformen führten dazu, dass Liquidität nicht schnell genug bereitstand.
Marktteilnehmer, darunter Market Maker, zogen während der volatilsten Phase ihre Gebote zurück. Dadurch kamen normale Marktmechanismen zeitweise zum Stillstand. Die Folge war, dass fallende Preise auf immer dünnere Orderbücher trafen und die Geschwindigkeit des Ausverkaufs weiter zunahm.
Diese Mechanismen verdeutlichen, wie wichtig robuste Infrastruktur, harmonisierte Risikokontrollen und tiefere Orderbücher geworden sind, insbesondere in Phasen geopolitischer Anspannung.

Die Rolle des Resets für die Marktgesundheit

Trotz der Dramatik hatte das Ereignis eine zentrale positive Wirkung: Es löschte übermäßige Hebelwirkung aus dem Markt. Die offenen Derivatepositionen gingen deutlich zurück und näherten sich dem Niveau vom Jahresbeginn an. Die strukturelle Hebellast des gesamten Systems wurde reduziert.
Dieser Reset war deshalb bedeutsam, weil er einen Zustand beendet hat, in dem ein großer Teil der Marktbewegungen durch überhebelte Spekulation geprägt war. Ein solcher Zustand macht Märkte anfällig für extreme Ausschläge, während eine bereinigte Marktstruktur langfristig stabilere und fundamentalere Preisbewegungen ermöglicht.
Die Analyse der systematischen Hebelkennzahlen bestätigt, dass die Liquidationen nicht auf Solvenzprobleme zurückzuführen waren, sondern auf Marktmechanik und Informationsdefizite. Die grundlegenden Faktoren des Marktes blieben intakt.

Die Phase nach dem Crash und die allmähliche Stabilisierung

In den Wochen nach dem Ereignis, von Mitte Oktober bis zum 20. November 2025, hat der Markt begonnen, sich zu stabilisieren. Die extremen Preisschwankungen sind seltener geworden, und die Liquidität ist graduell zurückgekehrt.
Besonders Bitcoin zeigte eine schnellere Beruhigung, während viele Altcoins länger brauchten, um ihre Tiefpunkte hinter sich zu lassen. Dennoch stabilisierten sich auch diese, sobald die automatischen Liquidierungsrisiken gesunken waren und Market Maker wieder aktiv wurden.
Die Erholung verläuft nicht in Form einer raschen Rally, sondern als schrittweiser, kontrollierter Prozess, der durch wiederaufgebaute Orderbuchtiefe und vorsichtige Käufe institutioneller Akteure getragen wird.

Die Verschiebung institutioneller Kapitalflüsse

Das Verhalten der institutionellen Anleger spielt seit dem Crash eine zentrale Rolle. Viele dieser Akteure waren von den Liquidationen kaum betroffen, da ihre Positionen weniger stark gehebelt und auf große liquide Anlagen konzentriert waren.
Die Kapitalströme zeigen, dass sich institutionelle Gelder seit Oktober stärker auf das Ethereum Umfeld und dessen Layer 2 Netzwerke konzentrieren. Besonders Arbitrum verzeichnet durch Anreizprogramme und operative Verbesserungen erhöhte Aktivität. Solana und BSC hingegen verlieren seit dem Crash an Momentum. Diese Ströme sind ein Hinweis darauf, welche Ökosysteme derzeit als widerstandsfähiger und entwicklungsstärker wahrgenommen werden.
Die Bedeutung dieser Kapitalflüsse liegt darin, dass sie die Bereiche markieren, in denen nach einer Krise neue Marktbreite und nachhaltige Aktivität entstehen.

Thematische Rotationen in einem Umfeld begrenzter Gesamtmittel

Der Markt erlebt derzeit keine Phase großer neuer Investitionen von außen. Die Gesamtmenge frischer Liquidität ist begrenzt, weshalb Kapital innerhalb des Systems rotiert. Diese Rotationen verlaufen zunehmend zugunsten von Bereichen, die entweder utilitäre Anwendung, institutionelle Relevanz oder stabile Ertragsmodelle anbieten.
Dazu zählen Staking und Restaking Mechanismen, dezentrale Ertragsprotokolle sowie Segmente wie NFTs, Gaming und Metaverse Anwendungen, die seit Oktober verstärkte Aktivität zeigen.
Da die Stabilität der Stablecoin Vorräte kaum zunimmt, ist davon auszugehen, dass die kommenden Marktbewegungen weiterhin durch Verschiebungen bereits vorhandener Mittel geprägt sein werden. Insgesamt zeigt sich ein umsichtiges Re-Risiko Verhalten, bei dem selektive Chancen bevorzugt werden.

Die zunehmende Bedeutung tokenisierter Realwerte

Ein Bereich, der besonders stark profitiert, sind tokenisierte reale Vermögenswerte. Große Vermögensverwalter haben im Oktober signifikante Summen gleichzeitig auf mehrere Blockchains verteilt. Diese Infrastruktur bietet transparente Renditen, regulatorische Nähe und bessere Liquidität als viele spekulative Altcoin Märkte.
Die parallele Nutzung unterschiedlicher Blockchains für diese tokenisierten Anlagen zeigt, dass institutionelle Akteure technologische Vielfalt als strategischen Vorteil betrachten. Skalierbarkeit, Sicherheit und Anbindung an etablierte Ökosysteme werden dabei unterschiedlich gewichtet.
Die Tatsache, dass trotz einer massiven Marktverwerfung weiterhin Kapital in diesen Sektor fließt, unterstreicht die langfristige Relevanz des Themas.

Makroökonomische Einordnung und externe Einflüsse

Der Kryptomarkt bleibt sensibel gegenüber Entwicklungen in der globalen Wirtschaft. Unsicherheiten durch geopolitische Spannungen, handelspolitische Maßnahmen, steigende Staatsdefizite und stabil hohe Zinsen beeinflussen das Risikobewusstsein der Investoren.
Trotz Zinssenkungen verharren die Renditen langfristiger US Anleihen in einem engen Bereich um vier Prozent, was klassische Anlageformen teuer erscheinen lässt und die Kapitalallokation in riskantere Vermögenswerte hemmt.
Gleichzeitig mehren sich Hinweise darauf, dass Produktivitätsgewinne, insbesondere durch den Einsatz künstlicher Intelligenz, wirtschaftliche Fundamentaldaten stärken könnten. Falls dies zutrifft, könnten höhere Renditen besser abgefedert werden, was auch für digitale Vermögenswerte stabilisierend wirkt.
Die Reaktionen des Kryptomarktes hängen daher in den kommenden Monaten stark von der Kombination aus makroökonomischer Stabilität, regulatorischer Klarheit und technologischem Fortschritt ab.

Ausblick und Schlussbetrachtung

Der Markt befindet sich aktuell in einer Phase der Neuordnung. Der Crash vom 10. Oktober war heftig, aber er hat das System strukturell gestärkt. Die Bereinigung übermäßiger Hebelwirkung, die Rückkehr institutioneller Akteure, die Konzentration auf liquide Ökosysteme und die wachsende Rolle utilitärer Anwendungsfelder bilden eine Grundlage, die nachhaltige Entwicklungen begünstigt.
Die Erholung seit Mitte Oktober zeigt ein kontinuierliches Bild: keine überhitzte Euphorie, sondern eine ruhige, von Fundamentaldaten unterstützte Stabilisierung. Dieser Prozess könnte den Markt langfristig resilienter und weniger anfällig für extreme Ausschläge machen.
Wenn technologische Innovation, Marktliquidität und regulatorische Fortschritte zusammenwirken, könnte der Markt in den kommenden Monaten in eine Phase übergehen, die nicht von spekulativen Hypes, sondern von strukturellem Wachstum geprägt ist.

Bitcoin ist erneut unter 90.000 USD gefallen und hat mit 88.4k USD ein neues Tief erreicht. Damit setzt BTC den Abwärtstrend mit einem weiteren tieferen Tief fort. Der Kurs bewegt sich nun wieder auf dem Niveau vom 22. April. Wichtig für die Märkte: Das US Arbeitsministerium hat angekündigt, dass der Arbeitsmarktbericht für November erst am 16. Dezember veröffentlicht wird, also sechs Tage nach der Fed Sitzung. Die Fed geht somit erneut ohne aktuelle Arbeitsmarktdaten in das FOMC Meeting. Das Risiko, dass die erwartete Zinssenkung ausbleibt, steigt damit deutlich.

 

Ed Prinz ist Vorstand von DLT Austria, Founder & CEO von 21base.ai, Gründer des Web3 Hub Vienna sowie Co-Founder von DLT Germany und DLT Switzerland. Mit jahrelanger Erfahrung in Research und Analyse von Token, Protokollen und Märkten sowie im Portfolio-Management bringt er fundiertes Wissen in den Bereichen Blockchain-Technologie und EVM mit. Seit 2017 berät er Blockchain-Startups und Unternehmen und ist aktiv in der Entwicklung innovativer Web3-Lösungen. Im Gastbeitrag analysiert er die aktuellen Entwicklungen im Krypto-Sektor.

Disclaimer: Dies ist meine persönliche Meinung und keine Finanzberatung. Aus diesem Grund kann ich keine Gewähr für die Richtigkeit der Informationen in diesem Artikel übernehmen. Wenn du unsicher bist, solltest du dich an einen qualifizierten Berater wenden, dem du vertraust. In diesem Artikel werden keine Garantien oder Versprechungen bezüglich Gewinnen gegeben. Alle Aussagen in diesem und anderen Artikeln entsprechen meiner persönlichen Meinung.

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