Die deutsche Industrie spart sich bei KI-Investitionen kaputt

Bernd Storm van’s Gravesande ist Mitgründer und Managing Director der Bits & Pretzels, einem führenden Gründerfestival in Europa, das er über 12 Jahre zu einer populären Plattform für Gründer und Investoren ausgebaut hat. Als Mitgründer von aboalarm (verkauft an P7Sat1) und Geschäftsführer bei IconicFinance GmbH, einem Corporate Venture der Allianz SE, hat er seine unternehmerische Expertise in verschiedenen erfolgreichen Projekten unter Beweis gestellt. Zuvor war Bernd in strategischen Rollen bei Fujitsu und Capgemini tätig.
Trotz eines weltweiten KI-Booms herrscht in vielen deutschen Unternehmen Zurückhaltung, was Investitionen in Künstliche Intelligenz angeht. Geplante und laufende KI-Projekte werden aus Kosten- oder Unsicherheitsgründen auf Eis gelegt oder in ihrem Umfang verringert – ein kurzsichtiger Sparkurs, der langfristig erheblichen Schaden anrichten könnte.
Während international Milliarden in KI fließen, legen viele deutsche Unternehmen geplante Projekte auf Eis oder fahren sie zurück – aus Kostengründen oder Unsicherheit. Laut einer aktuellen CIO-Studie sehen sich 82 % der Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Kostensenkungen gezwungen. Über die Hälfte reduziert bereits die IT-Ausgaben, in jedem vierten Unternehmen wird das IT-Budget sogar aktiv gekürzt. Auch steigende Ausgaben für Cloud-Dienste zwingen Firmen, in anderen Bereichen zu sparen – dies betrifft zu 28 % auch neue KI-Projekte. Ein kurzsichtiger Sparkurs, der langfristig massiven Schaden anrichten könnte.
Die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Industrie steht auf dem Spiel
Kurzfristige Einsparungen an Zukunftsprojekten rächen sich langfristig. Statt KI-Vorhaben vorschnell zu streichen, sollten Unternehmen intelligente Wege finden, den Fortschritt aufrechtzuerhalten, ohne das Budget zu sprengen. Es geht darum, Wertschöpfungspotenziale zu sichern, bevor eine Aufholjagd unmöglich wird. Deutschland hat in der Vergangenheit bewiesen, dass es Technologien meistern kann, doch dafür muss jetzt der Mut aufgebracht werden, in KI dranzubleiben, selbst wenn der unmittelbare ROI nicht immer auf den ersten Blick sichtbar ist.
Jetzt handeln, bevor es zu spät ist
Angesichts dieser Fakten appelliere ich an die deutsche Industrie: Sparen Sie sich nicht bei KI-Investitionen kaputt. Künstliche Intelligenz sollte nicht als Kostenstelle, sondern als strategische Investition in die Zukunft Ihres Unternehmens verstanden werden. Wer jetzt handelt, sichert sich Effizienzgewinne, Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit von morgen. Das scheint oft leichter gesagt, als getan, doch gerade bei Technologien mit hoher Dynamik ist Perfektion der Feind des Fortschritts.
Hier zählt: besser machen als zaudern. Fangen Sie an, warten Sie nicht auf morgen. Überzeugen Sie Entscheider in ihrem Unternehmen mit Pilotprojekten, die schnelle Erfolge liefern und holen Sie sich gezielt externes Know-how ins Haus, um Ressourcenengpässe zu überbrücken.
Und schrecken Sie nicht vor den rechtlichen Aspekten zurück, die oft undurchsichtig und entmutigend erscheinen. Unsicherheit lähmt, es braucht nun aber Mut und Lernbereitschaft, um voranzukommen und nicht den Anschluss zu verlieren. Informieren Sie sich proaktiv über Regulierungen, wie den EU AI Act, schaffen Sie frühzeitig Compliance und suchen Sie den Dialog mit Experten.
Darüber hinaus ist es ratsam, die Datenkompetenz und Infrastruktur in Ihrem Unternehmen zu stärken. Ohne qualifizierte Fachkräfte und eine verlässliche Datengrundlage bleiben KI-Initiativen hinter ihren Möglichkeiten zurück. Übrigens auch ohne das ernsthafte Interesse Ihres Teams, entsprechende Technologien kennenzulernen und zu implementieren. Schaffen Sie Raum zum Testen, Ausprobieren und ganz wichtig: zum Scheitern. Veränderungen, wie die Einführung neuer Technologien im Arbeitsalltag, passieren nicht über Nacht.
Rückschläge und Fehltritte gehören dazu und dürfen nicht als No-Go behandelt werden. Fördern Sie eine Innovationskultur, in der Experimente erlaubt und Fehler als Lernchancen verstanden werden. Nur wer den Mut zum Ausprobieren hat, wird langfristig erfolgreich sein.