Nachrangdarlehen

MyRobin-Pleite: Crowd-Investoren fürchten jetzt um 1,14 Millionen Euro

Hannes Jagerhofer, Gründer von myrobin © myrobin
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Die Meldung ist bei vielen am Donnerstag wie eine Bombe eingeschlagen: MyRobin, die Mitfahrbörse für Pakete, ist pleite. Das Startup von Hannes Jagerhofer, das seine Wurzeln im Jahr 2012 hat, ist mit 3,2 Millionen Euro überschuldet, eine Sanierung oder Fortführung des Unternehmens ist nicht mehr geplant. Auch einige weitere Jagerhofer-Unternehmen, also die durch Beachvolleyball-Events bekannte Eventfirma Acts, die Acts Sportveranstaltungen GmbH und die Houseofweb GmbH, fielen zuletzt in Insolvenz.

„Die Gesellschaft hat umfangreiche Geldmittel in die Entwicklung einer App investiert, um Transportdienstleistungen zu vermitteln. Nachdem das Produkt entwickelt worden war, war die App sowohl als Android als auch iPhone-Version in den jeweiligen Shops gelistet und Download-fähig“, heißt es in einem Statement seitens Jagerhofer gegenüber Trending Topics. MyRobin hatte für den Neustart 2024 bei Crowd-Investoren auf der Plattform Conda eine ordentliche Summe via Nachrangdarlehen aufgenommen: 1,14 Millionen Euro. Doch das soll nicht gereicht haben.

Erfolglose Gespräche mit VCs, Bestandsinvestoren wollten nicht nachschießen

„Für den Vertrieb und die Weiterführung des Unternehmens waren jedoch zusätzliche Finanzierungsmittel erforderlich. Es wurden zahlreiche Gespräche mit Family Offices und mit VCs sowie mit interessierten Unternehmungen geführt, um Geldmittel für das Marketing und den Betrieb der Gesellschaft zu akquirieren. Diese waren erforderlich, um das Produkt am Markt mittels der entsprechenden Marketingaktivitäten der Öffentlichkeit vorzustellen, um den wirtschaftlichen Erfolg herbeizuführen“, so Jagerhofer über die erfolglosen Finanzierungsversuche.

Und weiter: „Diese Anstrengungen und Präsentationen, die bis zuletzt geführt wurden, waren nicht erfolgreich, obgleich die zwei größten internationalen Logistikunternehmen eine Kooperation inkl. eines gemeinsamen Roll-out in Europa in Aussicht stellten.“ Derzeit seien Investitionen in Startup-Unternehmen sehr schwierig zu bekommen, weil Investoren ihr Bestandsportfolio stützen müssten und nur selten in neue Firmen investieren wollen würden. Jagerhofer: „Auch die bisherigen Gesellschafter konnten für ein neuerliches Investment nicht gewonnen werden. Aufgrund der hohen Entwicklungskosten ist eine Weiterführung des Unternehmens nicht möglich.“ Jetzt ist MyRobin pleite, die Firma wird zugesperrt – und die Crowd-Investoren wohl durch die Finger schauen.

547 Crowd-Investoren unterstützten mit Geld

MyRobin (früher unter dem Namen CheckRobin unterwegs) hatte noch Ende 2023 eine Crowdinvesting-Kamapagne durchgeführt, bei der 547 Investoren insgesamt 1,14 Millionen Euro investierten. Dieses Geld wurde für einen Neustart verwendet, nachdem der Betrieb nach einem OGH-Urteil wieder erlaubt wurde (siehe unten).

Bei diesen Investments handelt es sich um Nachrangdarlehen, die eine Laufzeit bis Ende Juni 2028 haben, verzinst mit 7 Prozent. Bei dem Crowdinvesting gab sich das Startup eine Bewertung von 8 Millionen Euro. In einem Werbevideo beschrieb Jagerhofer MyRobin damals als sein „Lebensprojekt“. Auch Winzer und TV-Investor Leo Hillinger warben für das Projekt.

Verkauft wurde den Crowd-Investoren MyRobin 2.0: Man wollte das Konzept, bei dem Privatpersonen Pakete von A nach B bringen, endlich auf die Straße bringen. Es gebe „massives Skalierungs-Potenzial bis hin zum EU-weiten Rollout“, willhaben.at, der Wiener Flughafen und sämtliche Hinterlegungsboxenanbietern (myFlexbox, etc.) hätten Interesse bekundet, solche „strategischen Allianzen“ würden „Großes erhoffen“ lassen.

Ein Nachrangdarlehen ist eine Form der Unternehmensfinanzierung, bei der der Kreditgeber seine Ansprüche auf Zinszahlungen und Tilgung erst nach anderen Gläubigern geltend machen kann. Im Falle einer Insolvenz des Unternehmens erhalten andere Gläubiger, wie etwa Banken, zuerst ihr Geld. Bei Conda wie auch anderen Crowdinvesting-Plattformen werden Crowd-Investoren deswegen auch immer auf die Möglichkeit des vollständigen Verlustes des eingesetzten Vermögens hingewiesen.

Hohe Verluste vor dem Neustart

MyRobin suchte damals via Crowdfunding Geld für den Neustart, obwohl bekannte Namen wie Mark Mateschitz, Alex Schütz, Seven Ventures, Leo Hillinger oder auch Rene Benko investiert waren. Dass es ein Investment mit hohem Risiko war, müsste jedem Crowd-Unterstützer klar gewesen sein: MyRobin kam bereits mit hohen Verlusten in den Neustart. Die Bilanz im Geschäftsjahr 2023 zeigt einen Verlust von 14,5 Mio. Euro (inkl. Verlustvortrag von 12,8 Mio. Euro).

Ursprünglich startete CheckRobin 2013, Gründer Jagerhofer zufolge hätte man damals schnell 20.000 interessierte Nutzer registrieren können. Etwa 60.000 Lieferungen seien innerhalb von sechs Monaten durchgeführt worden. Alle Sendungen seien damals erfolgreich zugestellt worden, mit einer einzigen Ausnahme. Ein Paket wurde bei einem Verkehrsunfall beschädigt, Ende 2013 musste Jagerhofer das Projekt aus rechtlichen Gründen wieder stoppen. Nun ist der Versuch des Neustarts auch schiefgegangen.

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