EY-Studie

Österreichs Startup-Ökosystem im freien Fall: Finanzierungen brechen 2025 um 56 Prozent ein

Startup-Barometer 2025. © EY / Canva
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Zum Halbjahr war die Lage schon katastrophal, und in der zweiten Jahreshälfte wurde es nicht besser: 2025 ist das schlechteste Jahr in Sachen Startup-Investments seit 2020, also dem Jahr des Beginns der COVID-Pandemie. Das österreichische Startup-Ökosystem erlebt 2025 den vierten Rückgang in Folge und erreicht einen neuen Tiefpunkt. Das Finanzierungsvolumen ist auf 253 Millionen Euro abgestürzt – ein Minus von 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Während sich europäische Märkte stabilisieren und teils wieder wachsen, verliert Österreich massiv an Boden. Die Zahl der Finanzierungsrunden stagniert bei 148 Deals, doch das durchschnittliche Volumen pro Runde schrumpft auf magere 2,3 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Boomjahr 2021 lag dieser Wert noch bei 11,6 Millionen Euro. EY Österreich hat die Entwicklung im aktuellen Start-up-Barometer analysiert und zeichnet ein alarmierendes Bild der heimischen Gründerszene.

Nur 4 Deals über 10 Millionen Euro

Besonders dramatisch zeigt sich die Lage bei Wachstumsfinanzierungen. Nur vier Deals überschritten 2025 die Marke von zehn Millionen Euro, Mega-Runden über 100 Millionen Euro bleiben seit 2023 komplett aus. Die größte Finanzierung ging an Refurbed mit 50 Millionen Euro, gefolgt von enspired und Emmi AI mit jeweils rund 15 Millionen Euro.

Auffällig dabei: Die beiden Top-Deals waren Extensions bereits laufender Runden – ein Zeichen dafür, dass Investoren zwar ihre Portfoliounternehmen stützen, bei neuen großvolumigen Investments aber zurückhaltend agieren. Die strukturelle Lücke bei Wachstumskapital verschärft sich damit weiter und bremst Skalierung sowie Internationalisierung österreichischer Scale-ups massiv aus.

Europa wächst, Österreich stürzt ab

Der europäische Vergleich macht die Misere deutlich. Während das EU-weite Investitionsvolumen 2025 um fünf Prozent auf über 66 Milliarden Euro stieg (laut „State of European Tech“-Report sind es 44 Mrd. Euro), gehört Österreich zu den Schlusslichtern. Von 43 erfassten europäischen Ländern verzeichneten zwar noch 25 Rückgänge, doch 17 Märkte legten bereits wieder zu. Österreich rangiert mit seinem 56-Prozent-Minus im unteren Drittel und fällt gegenüber Ländern zurück, die gezielt Wachstumskapital mobilisiert und institutionelle Investoren eingebunden haben. Das durchschnittliche Finanzierungsvolumen pro Runde fiel auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren – ein klares Signal für die angespannte Lage. Die Mehrheit der 2025 abgeschlossenen Runden blieb unter fünf Millionen Euro, größere Anschlussfinanzierungen wurden zur Ausnahme.

Regional dominiert Wien weiterhin mit 58 Prozent aller Finanzierungsrunden und 71 Prozent des Gesamtvolumens, obwohl das absolute Volumen von 378 auf 179 Millionen Euro einbrach. Die Steiermark folgt mit 19 Runden und 29 Millionen Euro, Oberösterreich mit zwölf Deals und 20 Millionen Euro. Bei den Verticals konzentrieren sich die Aktivitäten stark auf Software und Technologie – 52 Runden mit 95 Millionen Euro entfielen auf Bereiche wie AI, SaaS und Enterprise-Software. E-Commerce kam auf 15 Finanzierungsrunden mit 57 Millionen Euro. Die Konzentration auf wenige Sektoren und Regionen macht das Ökosystem anfällig und zeigt, wie abhängig es von einzelnen großen Transaktionen ist.

KI als einziger Lichtblick in düsterem Umfeld

Künstliche Intelligenz bleibt der zentrale Investitionstreiber und erreicht 2025 einen Rekordanteil. Rund 96 Millionen Euro flossen in KI-Startups – das entspricht 38 Prozent des gesamten Risikokapitals. Auch bei der Anzahl der Runden dominiert AI mit 54 von 148 Deals, was 36 Prozent ausmacht. Im zweiten Halbjahr entfiel sogar fast jede zweite Finanzierungsrunde auf ein KI-Startup. Trotz des insgesamt dramatischen Markteinbruchs zeigt sich hier eine strukturelle Verschiebung: Investoren setzen auf AI-getriebene Geschäftsmodelle, können damit aber das gesunkene Gesamtniveau nicht kompensieren. Nachhaltigkeit gewann relativ an Bedeutung – 29 Prozent des Kapitals gingen an Startups mit Nachhaltigkeitsfokus, absolut waren es jedoch nur 73 Millionen Euro nach 148 Millionen im Vorjahr.

EY Österreich fordert rasches Gegensteuern, um eine nachhaltige Schwächung des Standorts zu verhindern. Zentrale Hebel sind die Senkung der Lohnnebenkosten, der Abbau bürokratischer Hürden und attraktivere Rahmenbedingungen für privates sowie institutionelles Risikokapital. Die sofortige Umsetzung des angekündigten Rot-Weiß-Rot-Dachfonds soll institutionelles Kapital von Pensions- und Versicherungsfonds mobilisieren und die Finanzierungslücke schließen. Zudem braucht es modernisierte Mitarbeiterbeteiligungsmodelle und erleichterten Zuzug internationaler Fachkräfte. Österreich verfügt über starke strukturelle Grundlagen – gut ausgebildete Gründer, leistungsfähige Forschung und technologische Kompetenz. Doch ohne konsequente Umsetzung der bekannten Maßnahmen droht der Standort im internationalen Wettbewerb weiter abzurutschen.

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