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Proxima Fusion: Münchner Fusionsenergie-Startup holt 130 Millionen Euro

Das Proxima Fusion-Team © Proxima Fusion
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Das Münchner Startup Proxima Fusion hat erfolgreich 130 Millionen Euro (150 Millionen US-Dollar) in einer Series-A-Finanzierungsrunde eingesammelt – die bislang größte private Investition im Bereich Fusionsenergie in Europa. Mit dem frischen Kapital will das Unternehmen den Bau des weltweit ersten kommerziellen Fusionskraftwerks auf Basis der Stellarator-Technologie vorantreiben.

Investoren und Finanzierungsdetails

Die Finanzierungsrunde wurde gemeinsam von Cherry Ventures aus Berlin und Balderton Capital aus London angeführt. Weitere namhafte Investoren beteiligten sich an der Runde, darunter UVC Partners, der DeepTech & Climate Fonds (DTCF), Plural, Leitmotif, Lightspeed, Bayern Kapital, HTGF, Club degli Investitori, OMNES Capital, Elaia Partners, Visionaries Tomorrow, Wilbe und redalpine – letzterer hatte bereits die Seed-Runde des Unternehmens angeführt.

Mit dieser Finanzierung steigt das Gesamtkapital von Proxima Fusion auf über 185 Millionen Euro (200 Millionen US-Dollar) an öffentlichen und privaten Mitteln. Die aktuelle Runde stellt einen ganz großen Meilenstein für das europäische Fusionsökosystem dar und positioniert Proxima Fusion als führenden Akteur im globalen Wettrennen um die erste kommerzielle Fusionsenergie.

Technologische Grundlage: Stellarator-Konzept

Proxima Fusion wurde im April 2023 als Spin-out des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP) gegründet und arbeitet in einer öffentlich-privaten Partnerschaft eng mit dem Institut zusammen. Das Unternehmen verfolgt einen simulationsgetriebenen Ansatz, der fortschrittliche Computertechnik und Hochtemperatur-Supraleiter-Technologie (HTS) nutzt, um auf den bahnbrechenden Ergebnissen des Wendelstein 7-X Stellarator-Experiments des IPP aufzubauen.

Ein zentraler Durchbruch gelang dem Unternehmen Anfang 2025 mit der Vorstellung von „Stellaris“ – dem ersten peer-reviewten Stellarator-Konzept, das physikalische, ingenieurtechnische und wartungstechnische Aspekte von Beginn an integriert. Stellaris gilt als bedeutender Fortschritt für die Fusionsindustrie und stärkt die Position quasi-isodynamischer (QI) Stellaratoren als vielversprechendsten Weg zu einem kommerziellen Fusionskraftwerk.

Entwicklungspläne und Meilensteine

Mit der neuen Finanzierung verfolgt Proxima Fusion einen ambitionierten Zeitplan:

2027: Fertigstellung der Stellarator Model Coil (SMC), einer wichtigen Hardware-Demonstration zur Risikominimierung der HTS-Technologie für Stellaratoren und zur Förderung europäischer HTS-Innovation.

2031: Inbetriebnahme von „Alpha“, dem Demonstrations-Stellarator des Unternehmens. Alpha soll den entscheidenden Nachweis für Q>1 (Netto-Energiegewinn) erbringen und den Weg zu einem kommerziellen Fusionskraftwerk ebnen.

Das Unternehmen befindet sich bereits in Gesprächen mit mehreren europäischen Regierungen über einen Standort für Alpha. Parallel dazu wird das über 80-köpfige Team an drei Standorten weiter ausgebaut: am Hauptsitz in München, am Paul-Scherrer-Institut bei Zürich und am Culham Fusion Campus bei Oxford.

Strategische Bedeutung für Europa

Francesco Sciortino, CEO und Mitgründer von Proxima Fusion, betont die strategische Dimension des Projekts: „Fusion ist zu einer echten, strategischen Chance geworden, die globale Energieabhängigkeit von natürlichen Ressourcen hin zu technologischer Führerschaft zu verschieben.“

Die Investoren teilen diese Vision. Filip Dames, Gründungspartner von Cherry Ventures, erklärt: „Proxima Fusion kombiniert Europas wissenschaftlichen Vorsprung mit kommerziellem Ehrgeiz und verwandelt Weltklasse-Forschung in eines der vielversprechendsten Fusionsunternehmen weltweit.“

Daniel Waterhouse von Balderton Capital ergänzt: „Stellaratoren sind nicht nur der technologisch machbarste Ansatz für Fusionsenergie – sie sind die Kraftwerke der Zukunft, die Europa in eine neue Ära sauberer Energie führen können.“

Globaler Kontext und Wettbewerb

Die Finanzierung erfolgt vor dem Hintergrund eines intensiven globalen Wettlaufs um die erste kommerzielle Fusionsenergie. Während das US-Unternehmen Commonwealth Fusion Systems (CFS) mit 1,8 Milliarden US-Dollar in einer Series-B-Runde Ende 2021 den bisherigen Rekord hält, positioniert sich Proxima Fusion als führender europäischer Akteur in diesem Bereich.

Das deutsche Unternehmen Marvel Fusion, das inzwischen seinen Hauptsitz in die USA verlegt hat, sammelte im März 120 Millionen US-Dollar ein. Diese Zahlen verdeutlichen sowohl das große Interesse der Investoren als auch die enormen Kapitalanforderungen für die Entwicklung kommerzieller Fusionsenergie.

Technische Herausforderungen und Potenzial

Fusionsenergie entsteht durch die Verschmelzung leichter Atomkerne unter extremen Bedingungen, wie sie in der Sonne vorkommen. Die erfolgreiche kommerzielle Nutzung dieser Technologie könnte praktisch unbegrenzte, CO₂-freie Energie liefern, ohne die Risiken der herkömmlichen Kernspaltung oder die Abhängigkeit von seltenen Materialien.

Stellaratoren gelten als besonders vielversprechender Ansatz, da sie kontinuierlichen Betrieb ermöglichen und weniger anfällig für Instabilitäten sind als alternative Fusionskonzepte wie Tokamaks. Die Komplexität der magnetischen Feldkonfiguration, die für die Plasmakontrolle erforderlich ist, stellt jedoch erhebliche ingenieurtechnische Herausforderungen dar.

Ausblick

Mit der erfolgreichen Series-A-Finanzierung hat Proxima Fusion eine solide Grundlage für die nächsten Entwicklungsschritte geschaffen. Die Kombination aus europäischer Spitzenforschung, bedeutender Finanzierung und einem erfahrenen Team aus Wissenschaftlern und Ingenieuren von Institutionen wie MIT, Harvard, SpaceX und Tesla positioniert das Unternehmen als ernsthaften Kandidaten im Rennen um die erste kommerzielle Fusionsenergie.

Der Erfolg des Unternehmens könnte nicht nur die Energiezukunft prägen, sondern auch Europas Position als führende Region in der Entwicklung zukunftsweisender Energietechnologien stärken. Angesichts der enormen technischen und finanziellen Herausforderungen bleibt jedoch abzuwarten, ob die ambitionierten Zeitpläne eingehalten werden können.

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