SAP-Chef gegen AI Gigafactories: „Fehlgeleitete Lösung für das falsche Problem“

Während 60 Standorte in in 16 EU-Staaten wie berichtet um die Vergabe von AI Gigafactories rittern, schert einer öffentlich aus: Der CEO des deutschen Software-Riesen SAP, Christian Klein, übt scharfe Kritik an der europäischen Strategie zum Aufbau von KI-Gigafactories und Rechenzentren. In einer Zeit, in der die Debatte über digitale Souveränität Europa erfasst hat, warnt Klein vor einer fehlgeleiteten Herangehensweise.
Milliarden-Investment in die falsche Richtung?
Die Europäische Union plant Investitionen von 20 Milliarden Euro in KI-Gigafactories und Rechenzentren. Doch Klein sieht diese hardware-orientierte Strategie kritisch: „Europa muss Code über Beton stellen. Während die Europäische Union plant, 20 Milliarden Euro in KI-Gigafactories und Rechenzentren zu investieren, ist dieser hardware-fokussierte Ansatz eine fehlgeleitete Lösung für das falsche Problem.“
Der SAP-Chef argumentiert, dass Europa die Prioritäten falsch setze. Statt massive Summen in physische Infrastruktur zu pumpen, sollte der Fokus auf der Anwendung von Künstlicher Intelligenz liegen.
Anwendung schafft Nachfrage, nicht umgekehrt
Klein betont einen fundamentalen Zusammenhang, den die europäischen Entscheidungsträger seiner Ansicht nach übersehen: „Es wird die Anwendung von KI sein, die die Nachfrage nach massiver Rechenleistung, Rechenzentren und fortschrittlichen Chips schafft.“
Diese Sichtweise stellt die gängige Logik auf den Kopf, wonach erst die Infrastruktur geschaffen werden müsse, um dann Innovationen zu ermöglichen. Klein argumentiert für den umgekehrten Weg: Erst müssen die Anwendungen entwickelt werden, die dann natürlich die Nachfrage nach entsprechender Hardware generieren.
Software als Schlüssel zum Erfolg
Der SAP-CEO plädiert für eine Neuausrichtung der öffentlichen Investitionen: „Deshalb sollten öffentliche Investitionen anstatt der Subventionierung von Cloud-Infrastruktur direkt in angewandte KI und die Software-Lösungen fließen, die konkrete Wettbewerbsvorteile für europäische Unternehmen schaffen.“
Diese Fokussierung auf Software und Anwendungen sieht Klein als entscheidend für Europas Zukunft an: „Das ist die kritische Herausforderung, von der Europas Wettbewerbsfähigkeit und digitale Zukunft abhängen.“
Im sehr föderalistischen Deutschland konnten sich die ursprünglich an den Verhandlungen beteiligten Unternehmen Deutsche Telekom, Ionos, SAP, Siemens und die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) aber nicht auf eine gemeinsame Bewerbung einigen. Nun gibt es drei unterschiedliche Gruppen, die einreichen:
- Deutsche Telekom mit der Tochter T-System
- Schwarz Group mit ihrer IT-Tochter Schwarz Digits
- Cloud-Anbieter Ionos gemeinsam mit der Baufirma Hochtief und Bayern
SAP ist nicht mehr Teil der Bestrebungen, eine AI Gigafactory an einen Standort in Deutschland zu holen.