Tractive dementiert Exit-Verhandlungen zu mehr als einer Milliarde Euro

Das österreichische Scale-up Tractive steht möglicherweise vor einem spektakulären Exit: Das Unternehmen berichtet zumindest das Manager Magazin, das eigentlich für akurate Berichterstattung in Wirtschaftsthemen bekannt ist. Doch Tractive-CEO Michael Hurnaus dementiert am Dienstag morgen gegenüber Trending Topics: Es gebe weder Pläne, Anteile oder die ganze Firma zu verkaufen, auch sei nichts dran, dass man mit Permira oder EQT Gespräche führe. Auch wolle man sich entgegen dem Bericht des Manager Magazins nicht vom reinen Hardware-Anbieter zu einem umfassenden Dienstleister für Haustierbesitzer entwickeln.
Tractive hat jedenfalls die Überwachung von Hunden und Katzen mit Sensorhalsbändern zum lukrativen Geschäft gemacht. Die Technologie funktioniert wie eine Fitnessuhr für Vierbeiner und ermöglicht es, Bewegungsprofile aufzuzeichnen, die Herzfrequenz zu messen und Verhaltensauffälligkeiten zu tracken. Mit dieser elektronischen Heimtierausrüstung erobert das Unternehmen bereits die Hälse zahlreicher Haustiere weltweit und schickt sich an, zur ersten Adresse im Markt für Tech-Produkte rund ums Haustier aufzusteigen.
Strategischer Zukauf: Whistle erweitert US-Präsenz
In einem großen strategischen Schritt hat Tractive kürzlich die Haustier-Wearables-Marke Whistle vom US-Tierfutterkonzern Mars Petcare übernommen. Durch diese Akquisition erweiterte das österreichische Unternehmen seine Präsenz im wichtigen US-Markt erheblich und integriert Whistles Kundenstamm sowie Technologie-Assets in sein Portfolio.
Bei Whistle handelt es sich um eine Marke, die 2012 – im gleichen Jahr wie Tractive – als eigenständiges Unternehmen an den Start gegangen war. Ähnlich wie Tractive machte sich die amerikanische Firma mit einem GPS-Tracker für Haustiere einen Namen. Im Jahr 2016 hatte Mars Petcare, eine Tochter des Schokoriegel-Giganten Mars, Whistle für 117 Millionen Dollar übernommen. Die Whistle-Technologie hatte über die Jahre 21 Millionen Dollar an Investments erhalten.
„Diese Übernahme ist ein entscheidender Moment für Tractive“, erklärte Michael Hurnaus, CEO und Mitgründer von Tractive. „Sie stärkt unsere Präsenz in den USA, erweitert unsere Kundenbasis und ermöglicht es uns, modernste Wellness-Technologie noch mehr Haustierbesitzern weltweit zugänglich zu machen.“
Das Abonnementmodell des Unternehmens ist mittlerweile in mehr als 175 Ländern verfügbar. Tractive arbeitet mit allen großen Mobilfunkanbietern in Nordamerika und Europa zusammen, um eine erstklassige Abdeckung zu gewährleisten, wo immer sich Haustiere aufhalten. Mit der Whistle-Übernahme verfügt das Unternehmen über 1,4 Millionen aktive Nutzer weltweit.
Beeindruckendes Wachstum: Über 100 Millionen Euro ARR
Auch die Zahlen sprechen für sich: Auf dem OMR Festival in Hamburg 2024 gab Hurnaus bekannt, dass Tractive „heuer weit über 100 Millionen Umsatz“ macht und „über eine Million Abonnenten“ zählt. Dabei handelt es sich um Annual Recurring Revenue (ARR) – wiederkehrende jährliche Umsätze aus dem Abonnementmodell, die als besonders wertvoll gelten. Mittlerweile liegt Tractive bei 1,4 Millionen Abonnenten, der Umsatz dürfte insofern Richtung 150 Mio. Euro ARR gewachsen sein.
Das Geschäftsmodell von Tractive basiert auf einer cleveren Kombination aus Hardware und Abonnements. Die Hardware – Tracking-Halsbänder für Hunde und Katzen – wird um etwa 50 Euro und somit zunächst mit Verlust verkauft. Durch die Abos, die Nutzer für die Verwendung der App und der mobilen Daten bezahlen, wird das Unternehmen jedoch sehr bald pro Kunde wieder positiv. Je nach Vertrag bezahlen Tractive-Kunden zwischen 5 und 13 Euro pro Monat.
Die intelligenten Tracker ermöglichen Tierhaltern die Echtzeit-Ortung ihrer Haustiere und die Überwachung umfassender Gesundheitsmetriken. Dazu zählen Aktivität, Schlaf, Bellverhalten sowie Ruhe-Herzfrequenz und Atemfrequenz. Täglich werden Millionen von Gesundheitsdatenpunkten analysiert, um wertvolle Erkenntnisse zu generieren, die die Sicherheit und das Wohlbefinden der Tiere gewährleisten sollen.
Wachstumsmarkt Haustier-Technologie
Die Haustierbranche und insbesondere der Bereich der vernetzten Haustierpflege befindet sich laut Tractive derzeit in einer starken Wachstumsphase. Das Unternehmen positioniert sich in diesem Wachstumsmarkt mit Geräten, die lange Akkulaufzeit, Live-GPS, Gesundheitsalarme und nun auch Vitalzeichenüberwachung bieten.
Neben dem Hauptsitz in Österreich verfügt Tractive auch über Büros in den USA, Deutschland und Großbritannien. Das Unternehmen will die Haustierpflege durch datengestützte Gesundheitseinblicke und innovative Technologie revolutionieren.
Tractive hat zuletzt 2021 in einer Finanzierungsrunde stattliche 35 Millionen Dollar aufgenommen, und zwar unter der Führung von Guidepost Growth Equity aus den USA. Das Unternehmen, das 2012 in Österreich gegründet wurde, hat 2022 außerdem die 4-Tage-Woche für seine Mitarbeiter eingeführt – ein Zeichen für die moderne Unternehmenskultur und die Attraktivität als Arbeitgeber.


























