WKÖ-Handelstag: Mehr Effizienz durch KI und wiederbelebte Ortskerne
Der Handelstag der WKÖ gilt als das bedeutendste Branchenevent des Jahres. Getreu dem Motto „Zwischen digitalen Welten und realen Räumen“ standen sowohl Künstliche Intelligenz als auch der stationäre Handel im Mittelpunkt. Hochkarätige Expert:innen aus Politik und Wirtschaft diskutierten über aktuelle Themen wie Innenstadtgestaltung, Innovationen, internationale Entwicklungen sowie die notwendige Implementierung von KI-Lösungen.
Bereits zum vierten Mal in Folge wurde die Veranstaltung von der Bundessparte Handel der WKÖ organisiert und lockte 200 Teilnehmer:innen in die Christoph-Leitl-Lounge. Der Handelstag bot auch dieses Jahr spannende Panel-Diskussionen und inspirierende Impulsvorträge nationaler und internationaler Expert:innen.
„Der Handel ist die Stütze unserer Volkswirtschaft“
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer nutzte seinen ersten Auftritt beim Handelstag, um ein klares Bekenntnis zum Unternehmertum abzugeben. Er lobte die Leistung der über 90.000 Handelsunternehmer:innen in Österreich als Grundpfeiler für sozialen Frieden und Wohlstand. Angesichts der anhaltenden Rezession, des hohen Kostendrucks und des Umbruchs im Konsumverhalten sicherte er dem Handel volle politische Unterstützung zu.
„Wir müssen die Lohn-Preis-Spirale durchbrechen, da geht es um die Arbeitskosten, aber auch um die Inflation. Der Handel ist nicht die Ursache für die Inflation, sondern ist Partner dafür, dass die Güter des täglichen Bedarfs auch leistbar bleiben“, so Hattmannsdorfer.
Er will als Wirtschaftsminister hinter den Unternehmer:innen stehen und ihnen den Rücken stärken. Auch gegen zunehmende Bürokratie und eine „unternehmerfeindliche“ Stimmung in der öffentlichen Debatte sprach er sich aus. Ziel müsse es sein, mit weniger Regulierung, mehr Anreizen und einem positiven Zukunftsbild wieder zu wirtschaftlichem Aufschwung zu kommen.
Bundeskanzler Christian Stocker meldete sich per Videobotschaft zu Wort und unterstrich die zentrale Bedeutung des Handels als tragende Säule der österreichischen Wirtschaft, die nicht nur Wertschöpfung und Arbeitsplätze schafft, sondern auch Städte und Regionen prägt.

Mahrer fordert „mehr Freiheit und Eigenverantwortung“
WKÖ-Präsident Harald Mahrer ging auf die wirtschaftliche Lage Österreichs ein, insbesondere mit Blick auf die Herausforderungen für die produzierende Wirtschaft. Der WKÖ-Präsident mahnte, dass viele Unternehmer:innen kriminalisiert und in ihrer unternehmerischen Freiheit eingeschränkt werden: Ein Appell an die Politik, die Rahmenbedingungen zu verbessern, Bürokratie abzubauen und mehr unternehmerische Eigenverantwortung zuzulassen.
Mahrer forderte ein Umdenken hin zu mehr Vertrauen in die Wirtschaft, auch im Hinblick auf kommende Generationen. Die wirtschaftliche Stimmung in Österreich sei entscheidend – nicht nur für den Konsum, sondern auch für Investitionen und Innovationen. Mit den richtigen Entscheidungen könne Österreich trotz aller Herausforderungen eine erfolgreiche Zukunft gestalten.
Digitale Lösungen und Offline-Handel müssen Hand in Hand gehen: „Die große Kunst im momentanen Strukturwandel des Handels ist, beide Welten miteinander zu kombinieren“, so Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel. Er betonte in seiner Rede die Bedeutung des leichten wirtschaftlichen Aufschwungs als positives Signal. Trefelik unterstrich, wie wichtig es sei, in der Regierung eine starke Stimme für den österreichischen Handel zu haben – besonders in politisch herausfordernden Zeiten.
KI mutig angehen
Staatssekretär Alexander Pröll sprach die zentrale Rolle der Digitalisierung für Österreichs Zukunftsfähigkeit an: „Die Digitalisierung ist der Schlüssel für ein starkes, zukunftsfähiges Österreich“. Digitale Bildung müsse gefördert und KI gezielt in der Verwaltung eingesetzt werden, um effiziente Services zu schaffen und den Handel so zu entlasten.
Im Expertengespräch zwischen Markus Schweizer, Geschäftsführer von Holistic Consulting, und Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundesparte Handel, stand die Frage im Raum, wie der Handel noch besser auf die Erwartungen der Konsument:innen eingehen kann. Die Grundlage bildeten die Ergebnisse der Studie „Elevate Retail Design 2025“ von Holistic Consulting. Thalbauer betonte: „Die Studie zeigt klar, dass der stationäre Handel keineswegs ausgedient hat. Kund:innen erwarten jedoch, dass die Grundlagen stimmen – ein gut sortiertes Sortiment, einfache Erreichbarkeit und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis. Das eigentliche Einkaufserlebnis ist dann das i-Tüpfelchen.“ Man müsse „mit digitalen Tools dem Bedürfnis nach Einfachheit entgegenzukommen und damit einen echten Mehrwert zu schaffen“, so Thalbauer.
Frank Rehme, Geschäftsführer des GMV-Teams und einer der führenden Handelsexperten Deutschlands, rief dazu auf, Künstliche Intelligenz im Handel nicht als abstrakten Begriff, sondern als Chance für konkrete Innovationen zu begreifen. Gemeinsam mit Martin Berghofer (BBE Handelsberatung Österreich), Markenexpertin und Influencerin Lisa Sophie Thoma sowie Valentin Grabner, Gründer des Startups Respory, diskutierte er, wie KI mutig eingesetzt und praktisch im stationären Handel angewendet werden kann.

Was macht die „Stadt der Zukunft“ aus?
„In den Ortskernen wird Gemeinschaft gelebt und Zukunft geschrieben. Allerdings braucht es dazu mehr als schöne Fassaden. Entscheidend ist der Mix aus Geschäften, Gastronomie, Dienstleistungen und Kultur und damit dieser auch in Zukunft stimmt, müssen wir die Weichen heute stellen. Das reicht von Anreizen für längeres Arbeiten und Vollzeitarbeit über die Eindämmung von Sozialbetrug, um wieder für Fairness im System zu sorgen, bis hin zum Abbau von Bürokratie, damit sich die Unternehmen stärker auf ihre Kernkompetenz konzentrieren können“, betonte WKÖ-Generalsekretär Jochen Danninger und wies auf die Bedeutung vitaler Ortskerne hin
In diesem Zusammenhang wurden drei Best-Practice-Beispiele vorgestellt. Mödling, Trofaiach und Wels konnten in der jüngeren Vergangenheit durch innovative Konzepte ihre Innenstädte neu und attraktiv umgestalten.
Das abschließende Panel widmete sich der Frage, wie lebendiger Handel in der Stadt der Zukunft aussehen kann. Diskutiert wurde unter anderem, welche Rahmenbedingungen es braucht, um Innenstädte als attraktive Handelsstandorte zu erhalten. Mit dabei waren Elisabeth Blanik, Vizepräsidentin des Städtebunds und Bürgermeisterin von Lienz, Roland Gruber von Nonconform Architekten, STAMA-Präsident Michael Gsaller, die Marken- und Stadtexpertin Nicole Srock.Stanley sowie Gastgeber und Handelsobmann Rainer Trefelik. Thematisiert wurden unter anderem die Bedeutung einer guten Erreichbarkeit, die Auswirkungen politischer Veranstaltungen im öffentlichen Raum sowie der notwendige Bewusstseinswandel bei Kindern und Jugendlichen, um den stationären Handel langfristig als integralen Bestandteil lebenswerter Städte zu erhalten.
Der Handelstag wurde auch 2025 von der Positionierungsexpertin Ina Sabitzer moderiert und vom Rechtsexperten der Bundessparte Handel sowie Pianist und Comedian Roman Seeliger musikalisch begleitet.