Interview

„Ich bin Wiener“: Yat Siu plant für Animoca Brands Börsengang bis zu 5 Milliarden Dollar

Yat Siu, founder of Animoca Brands. © Animoca Brands
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Aufgewachsen ist er in den 1970ern in Wien, mit 13 Jahren ging er nach Kalifornien, und landete schließlich in Hongkong. Der rote Faden für den gebürtigen Österreicher Yat Siu, der heute eine große Nummer im Krypto-Business ist: Technologie, Internet und eine Menge Kreativität. Nachdem der in klassischer Musik ausgebildete Unternehmer 2009 seine Firma Outblaze an IBM verkaufte, wechselte er vom Enterprise-Segment in den Consumer-Bereich, nämlich mit Animoca Brands. Das war damals keine Krypto-Firma, sondern im Gaming unterwegs.

Über den Erfolg der CryptoKitties des Portfolio-Unternehmens Dapper Labs kam Yat Siu schließlich auf den Krypto-Geschmack – und daraus wurde letztendlich das, was Animoca Brands heute ist – ein digitales Konglomerat für Krypto-Investments, das schon mal als „Berkshire Hathaway des Web3“ oder „Goldman Sachs des Web3“ beschrieben wird. Jetzt plant der Serial Entrepreneur den Börsengang für Animoca Brands 2026 – und dabei steht eine Bewertung von bis zu 5 Milliarden Dollar im Raum.

Im großen Exklusiv-Interview mit Trending Topics spricht Yat Siu nicht nur über diesen Börsengang, sondern auch über das Potenzial von Altcoins, über das Zeitfenster für Krypto-Unternehmen an der Börse, über NFTs und über die Gefährlichkeit von Stablecoins.

Trending Topics: Animoca Brands plant einen Börsengang durch einen Reverse Merger. Wie kam es dazu und was sind eure Ziele?

Yat Siu: Animoca Brands ist ein digitales Konglomerat, das sich vor allem auf Investments fokussiert. Wir bieten aber auch Beratung, Market Making und Treasury-Services an. Wir sind wahrscheinlich der beste Altcoin-Index als Privatfirma. Unsere These: Altcoins werden insgesamt größer als Bitcoin.

Bitcoin ist wie digitales Gold. Gold hat momentan einen Wert von etwa 27 Billionen Dollar, während alle börsennotierten Unternehmen zusammen 128 Billionen wert sind. Mit privaten Firmen sind es über 200 Billionen. Aktuell machen Altcoins etwa 30 Prozent des Kryptomarkts aus – halb so viel wie Bitcoin. Aber die Entwicklung ist ähnlich wie damals bei Gold und Aktien.

Die Innovation kommt von Altcoins, alle neuen Produkte entstehen dort. Auf Bitcoin baut niemand. Bitcoin ist ein Wertspeicher und wird das wahrscheinlich immer bleiben. Aber die eigentliche Anwendung passiert bei Altcoins.

Wir gehen jetzt an die Börse nach dem Motto „Der frühe Vogel fängt den Wurm“. Nächstes Jahr werden mindestens ein Dutzend Firmen aus unserem Portfolio an die Börse gehen. Wenn so viele gehen, wollen wir nicht die Letzten sein.

Außerdem ist das Timing wichtig. Wenn wir jetzt an die Börse gehen, können wir mit institutionellen Investoren über die Firma sprechen, was vorher nicht möglich war. Die großen Family Offices oder Investmentfonds hatten keinen Grund, mit uns zu reden. Jetzt, wo wir an die Börse gehen, haben wir viele Meetings.

Wir sind überzeugt, dass Krypto jetzt in der institutionellen Phase ist. Die Tokens mit institutioneller Unterstützung sind stabiler. Bitcoin steigt zwar mit Volatilität auf 100.000 Dollar, aber im Vergleich zu reinen Retail-Tokens ist das noch harmlos. Dort gibt es manchmal Schwankungen von 50 bis 80 Prozent, während Bitcoin und Ethereum durch institutionelle Unterstützung stabiler bleiben.

Wir haben auch ein ausgereiftes Management, dreistellige Umsätze und waren in den letzten vier Jahren profitabel. Wir wollen der Altcoin-Champion sein. Bei Bitcoin denkt man an Michael Saylor, bei Ethereum mittlerweile an Tom Lee statt an Vitalik oder Joe Lubin, weil er das besser vermarkten kann.

Die Champions der verschiedenen börsennotierten Firmen repräsentieren verschiedene Ökosysteme. Wir wollen das für Altcoins sein. Dort liegt das ganze Wachstum, aber es ist sehr schwer für Investoren zu verstehen, welche Altcoins sie kaufen sollen. Ethereum, Solana, Bitcoin – das versteht man. Aber dass Bitcoin in den nächsten zwei Jahren verzehnfacht, ist relativ unwahrscheinlich. Bei Altcoins ist das möglich.

Wer im Kryptobereich investiert sein möchte, teilt wahrscheinlich so auf: 50 Prozent Bitcoin, 30 Prozent Ethereum, 10 Prozent Solana – und dann braucht man noch 10 Prozent mit echtem Wachstumspotenzial. Das sind Altcoins. Aber wie investiert man da?

Wir sind kein Fonds, sondern können langfristig an den Beteiligungen teilhaben. Gleichzeitig können wir Umsätze durch Gebühren, Erträge und Optionen verdienen. Stellen Sie sich vor, wir hätten Ende der Neunziger in Google, Amazon oder eBay investiert. Als Fonds hätten wir nach sieben oder zehn Jahren verkaufen müssen. Hätte man die Anteile behalten, wären diese Firmen viel größer geworden.

Wir denken generational, besonders wegen KI. Das ist keine Sache von zwei, drei oder fünf Jahren.

Yat Siu, Gründer von Animoca Brands. © Animoca Brands
Yat Siu, Gründer von Animoca Brands. © Animoca Brands

Welche Börsenbewertung erwartet euch?

Yat Siu: Das kann man durchrechnen, weil das Verhältnis beim Reverse Merger fix ist – 95 zu 5. Man kann den Marktwert der Firma nehmen und mal 20 multiplizieren. Im Moment sind es etwa viereinhalb bis fünf Milliarden Dollar, nicht weit von unserer letzten Finanzierungsrunde. Das ist ein indikativer Preis. Wenn wir voraussichtlich im zweiten Quartal an die Börse gehen, werden wir den tatsächlichen Marktwert kennen.

Dieses Jahr sind schon einige Kryptounternehmen wie Gemini und Circle an die Börse gegangen. Das vierte Quartal 2025 verlief durchwachsen. Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Yat Siu: Es kommt darauf an, ob die Firma Umsatz und Profit macht. Unser EBITDA ist ziemlich groß. Wir erwarten dreistellige Umsätze und höhere Profite als letztes Jahr. Weil wir keine Exchange sind, haben wir nicht das Custody-Risiko. Wir sind nicht so abhängig von Exchange-Kunden.

Natürlich können wir bei schlechten Marktbedingungen auch keine Tokens launchen. Das erste Quartal war zum Beispiel ziemlich schlimm. Aber das vierte Quartal ist eigentlich nicht so schlecht, obwohl es im Oktober schwierig war. Der Handel läuft noch, und wir verdienen an Volatilität. Egal ob der Token steigt oder fällt – wir verdienen auf beiden Seiten durch unsere Services.

Außerdem haben wir viele erfolgreiche Tokens im Portfolio. Humanity Protocol zum Beispiel ist in den letzten zwei Wochen stark gestiegen. Wir sind der größte Investor und haben auch den Token-Launch gemacht. Wir sind also gut abgesichert.

Unser Einstiegspreis für Investments ist wahrscheinlich einer der günstigsten, weil wir nicht nur in Finanzierungsrunden investieren, sondern auch Beratung und Services anbieten. Das heißt, wir verdienen auch Tokens. Wir kaufen keine Tokens am Markt, sondern sind vom ersten Tag dabei. Unsere Bewertungen liegen oft bei 10 bis 20 Millionen beim Einstieg. Wenn der Marktwert dann nur 50 oder 100 Millionen erreicht, ist das bereits sehr erfolgreich. Es kommt auf den Einstiegspunkt an. Das ist unsere besondere Stärke.

Animoca Brands ist vor allem für The Sandbox bekannt. Du hast gesagt, ihr seid ein Krypto Konglomerat. Gibt es einen guten Vergleich?

Andere haben uns mit Berkshire Hathaway oder Goldman Sachs verglichen. Goldman Sachs macht Beratung und IPOs, wir launchen Tokens. Es ist eine Mischung aus beidem. Berkshire Hathaway ist eine Holdingfirma mit vielen operativen Firmen. Wir sind eine operative Firma, die aber auch viel investiert – eher wie Berkshire Hathaway in der Richtung.

Ihr habt viele Tokens im Portfolio, eigene und fremde. Wie sieht die Mischung aus?

Wir arbeiten nicht exklusiv. Moca ist zum Beispiel sehr aktiv im Digital-Identity-Bereich, aber wir investieren auch in andere Identity-Chains. Unserer Meinung nach muss sich alles vermischen. Vielleicht macht einer Identity besser für Konsumenten, ein anderer besser für Leute in Afrika. Dann können wir die Daten zusammenbringen, und mit Tokens ist der Datenaustausch relativ einfach.

Wir sind in über 20 Layer-1-Blockchains investiert. Es wird viele Ökosysteme in Krypto geben. Das hat nicht den gleichen Impact wie in Web2. In Web2 baut man exklusive Netzwerkeffekte auf, alles ist über APIs verbunden. In Krypto ist alles erlaubnisfrei. Ich kann meinen Wert, meine Tokens überall einsetzen. Bridges sind jetzt viel einfacher. Man ist nie exklusiv an eine Blockchain gebunden.

Das ist wie offene Migration – wo es am besten geht, kann ich einfach hingehen. Das ist besser für den Wettbewerb, weil man mehr leisten muss, um Kunden zu halten. Man kann nicht nur in ein oder zwei Firmen investieren, sondern muss in mindestens ein Dutzend in eine ähnliche Richtung investieren.

Der Unterschied in Krypto ist: Die User sind alle on-chain. Man kann sie alle ansprechen und sagen: „Ich gebe euch Tokens, wenn ihr mein Produkt verwendet.“ Deshalb haben wir mit Moca ID ein Reputationssystem gebaut. Jede Firma kann sagen: „Ich möchte User, die eine bestimmte Art von Verhalten zeigen“ – die zum Beispiel Tokens nicht am ersten Tag verkaufen. Dann kann man denen mehr anbieten – eine Art Reputation Score wie ein Credit Score, aber für Airdrops.

Wir investieren gerne in innovative Firmen. Aber wenn es etwas nicht gibt, wo wir großes Potenzial sehen, machen wir eine Inkubation. Mit Open Campus im Bildungsbereich haben wir das früh angefangen. Jetzt machen wir viel mit Studienkrediten. Das macht niemand, obwohl es ein sehr großer Markt ist – etwa drei Billionen Dollar. Es ist wahrscheinlich einer der besten Onboarding-Mechanismen für Krypto. Studenten brauchen Geld, und es gibt auch staatliche Absicherung.

Was sind die größten Positionen im Portfolio?

Die Top 5 sind ziemlich verteilt. Wir haben keinen Token mit 70 oder 50 Prozent. Natürlich sind SAND, EDU und MOCA sehr groß, weil wir sie gegründet haben. Dann TON – wir haben eine große Position in TON. Humanity Protocol, PENGU, Apecoin – das sind die größeren. Die Positionen sind meistens zwischen 10 und 30 Millionen, und insgesamt ist das Portfolio 1,4 Milliarden Dollar wert.

Sind das vor allem institutionelle Investoren, die eigentlich in die Tokens investieren würden, aber nicht können?

Yat Siu: Wir stellen uns vor, dass das hauptsächlich Institutionelle sein werden. Privatanleger würden eher direkt den Token kaufen. Was wir bei DAOs und Family Offices entdeckt haben: Sie wollen nicht nur in Tokens investieren, sondern in Firmen, die dafür verantwortlich sind.

Für ein Family Office oder einen institutionellen Investor ist es schwer zu sagen: „Ich kaufe einfach Ethereum oder Bitcoin.“ Bei Problemen wäre er verantwortlich. Satoshi ist nicht erreichbar, Vitalik leitet eine Foundation. Aber wenn ich eine börsennotierte Firma wie Bitwise kaufe und es gibt ein Problem, ist Tom Lee verantwortlich und muss sich darum kümmern. Das ist ein typisches Szenario bei Institutionellen.

Gerade bei Altcoins: Investoren sind sehr interessiert, verstehen es aber nicht. Es gibt keine börsennotierte Firma, die wirklich über Altcoins spricht. Ethereum und Solana sind zwar Altcoins, aber nicht wirklich das, wovon wir sprechen – wir meinen Consumer-Produkte. Investoren verstehen, dass es Potenzial gibt, würden aber nicht direkt in 20 bis 30 verschiedene Tokens investieren.

Wir sind quasi der Altcoin-Index, der aber auch Profit macht. Mit dem Profit können wir weiter investieren. Wir sind kein ETF – das ist unser wirkliches Leverage. Stellen Sie sich vor, wir wären 2016 oder 2017 börsennotiert gewesen und hätten Ethereum gekauft und langfristig gehalten. Als Fonds müsste man nach sieben oder zehn Jahren verkaufen. Hätte man das behalten, wären diese Firmen viel größer geworden.

Unserer Ansicht nach gibt es viele Tokens mit 50-fach- oder 100-fach-Potenzial, eher im Altcoin-Bereich als bei den Large Caps.

Wie bewertet ihr Tokens? Security versus Utility?

Yat Siu: Wir sind gerne in Utility Tokens. Security Tokens – zum Beispiel mit unserer Kunstplattform Mootiva – gibt es vielleicht manche, aber die sind nicht im Portfolio. Generell alles Utility Tokens. Security Tokens wie bei Mootiva oder Galaxy Digital sind Projekte, wo wir verdienen, aber nicht daran beteiligt sind. Die sind dann nicht in der Bilanz.

Was ist das Geschäftsmodell von Animoca Brands? Woher kommt der Profit?

Yat Siu: Der Profit kommt aus zwei Richtungen. Erstens verdienen wir Tokens durch unsere Beratungsarbeit. Zweitens, Treasury Management und Treasury Services für das Portfolio.

So funktioniert es: Nehmen wir an, man hat eine Million Tokens. 70 bis 80 Prozent sind als Sicherheit gesperrt, und 20 bis 30 Prozent werden abgesichert. Dann kann man einen Boden aufbauen, manchmal bis zu 40 Prozent – das ist der Schutz nach unten. Wenn der Token plötzlich um das 100-fache steigt, verlieren wir das Hedge, verdienen aber viel mehr auf der anderen Seite. So operiert ein Hedgefonds.

Weil wir über eine Milliarde Dollar dieser Tokens haben, können wir mit einem kleineren Prozentsatz unsere Assets absichern. Zusätzlich haben wir Erträge, Asset-Treasury-Services, OTC-Handel. Die Projekte, die wir launchen, haben dann auch Kunden, die bei uns kaufen – mit Launchpads und so weiter. Aber 60 Prozent unseres Umsatzes kommt von Treasury Management, Hedging und Beratung.

Was hältst du der Meinung von Bitcoin-Maximalisten entgegen, die Altcoins als wertlos bezeichnen?

Yat Siu: Unsinn! Das ist, als würde man sagen: „Wir müssen zurück zum Goldstandard.“ Ich habe zwei Hauptprobleme damit.

Erstens: Wenn alle nur Bitcoin verwenden, ist das sehr gut für Leute, die Bitcoin haben. Aber für alle anderen profitiert man nur an die, die Bitcoin haben. Das geht genau gegen das, wogegen die ursprünglichen Bitcoin-Anhänger waren: Zentralisierung von Macht.

Zweitens: Für jeden Fortschritt braucht man Inflation. Wir leben nicht in einer Zeit echter Knappheit – sonst würde es die ganze Zeit Krieg geben. Wir leben in einer Ära des Überflusses, weil wir Inflation haben können. Nicht nur beim Geld, sondern es ist einfacher, Materialien zu produzieren, Energie – das ist alles Inflation.

Nehmen wir Intellectual Property – das ist ein Wertsystem aus unseren Ideen und Kreativität. Das ist nicht an Gold oder physische Ressourcen gebunden. Das sind Innovationen, die wir gemacht haben, und die sind jetzt über 80 Billionen wert. Die größten Firmen der Welt – Nvidia, Google, Microsoft – das ist alles Intellectual Property.

Das Problem mit Bitcoin-Maximalisten ist: Sie glauben, nur diese eine Währung sollte verwendet werden – das funktioniert nicht. Es ist auch nicht inklusiv.

Neue Ideen und Produkte mit neuen Tokens – wenn man auf einem Memecoin oder Utility Token Profit macht, fließt ein Teil davon oft zurück in Bitcoin. Es hilft Bitcoin also. Man bringt mehr Leute ins System. Wenn Bitcoin eine Million Dollar kostet, kommen weniger neue Leute rein.

Philosophisch gesehen: Das Universum ist nicht fix, sondern expandiert. Es wächst, es gibt mehr Menschen, neue Kreativität und Ideen. Fortschritt ist inflationsbasiert. Bitcoin als Wertspeicher mit fixem Angebot ist ein sehr gutes Inflations-Hedge. Aber für Wachstum und Skalierbarkeit ist es nicht praktisch.

Wie siehst du die Abhängigkeit des Altcoin-Markts von Bitcoin?

Yat Siu: Das hat mit Leverage zu tun. Leute, die Bitcoin haben und Leverage nutzen, investieren damit in andere Sachen. Das ist nicht anders als jedes andere ökonomische System. An der Börse verkaufen die meisten Gründer ihre Aktien nicht, sondern nutzen sie als Sicherheit für Kredite. Das ist verbunden, hat aber damit zu tun, dass Bitcoin momentan über 50 Prozent des Kryptomarkts ausmacht.

Das wird sich ändern. Wenn Milliarden Menschen Krypto haben, ist der Markt größer, der Altcoin-Markt größer, und der Impact ist nicht mehr derselbe. Wie vor 150 Jahren mit Gold und Börsenfirmen. Jetzt, wenn Gold steigt, hat das einen Impact, aber nicht so groß wie vor 100 Jahren.

Ein anderer Punkt: Wenn Bitcoin steigt, gibt es einen Impact auf Altcoins, aber nicht so stark, als wenn Ethereum steigt. Leute, die Ethereum verwenden, geben das mehr aus, weil es ein inflationsbasierter Token ist. Bitcoin ist deflationär – man nutzt Leverage, aber möchte es nie verkaufen. Bitcoin könnte sich verdoppeln, aber das würde das Altcoin-Ökosystem nicht verdoppeln. Aber wenn Ethereum sich verdoppelt, wird der Altcoin-Markt sich mehr als verdoppeln, vielleicht verdreifachen.

Welche Märkte sind für euch am wichtigsten?

Yat Siu: Asien ist immer wichtig – der größte Markt nach Usern, und wir sind in Hongkong ansässig. Der Mittlere Osten ist auch wichtig – nicht nur die Türkei, sondern auch Saudi-Arabien, generell Mittlerer Osten und Afrika.

Amerika wird die Krypto-Hauptstadt der Welt sein. Sehr viel los, nicht nur mit Regulierung, sondern generell mit Interesse. In den letzten Jahren war Krypto dort fast nicht erlaubt. Jetzt gibt es eine aufgestaute Nachfrage. Deshalb ist es wichtig, dass wir an der NASDAQ sind.

Europa ist momentan nicht unser größter Schwerpunkt. Nicht, weil wir nicht dort sein wollen, aber im Vergleich zu anderen Märkten ist es kleiner. Das hat mit dem Verständnis von Krypto zu tun und auch mit der Einstellung zum Kapitalismus im Vergleich zu Asien oder Amerika. Krypto und Kapitalismus sind stark verbunden. Wenn man pro-kapitalistisch ist, ist Krypto ein gutes Thema. Europa ist zurückhaltender.

Für uns kommt auch dazu: Wo ist die schnellste und größte KI-Entwicklung? Wir glauben, dass Tokenisierung und Krypto das First-Class-System für KI-Agenten ist. Blockchain-Technologie ist die Regulierung für KI. KI kann Fehler machen oder schlechte Sachen machen. Man braucht ein System, dem man vertrauen kann – und das ist Blockchain, weil man das nicht ändern kann.

Ich sehe das wie Menschen, Regierung und Rechtsstaat. Menschen haben manchmal schlechte oder gute Ideen, aber man hat Gesetze und Regierung. Blockchain ist hier ähnlich – damit man ein funktionierendes System hat. Cross-Chain und erlaubnisfrei – es ist echtes digitales Eigentumsrecht, nicht nur für Menschen, sondern auch KI-Agenten können damit handeln.

Das Problem mit Web2-Firmen: Alles ist durch APIs integriert. Wenn OpenAI sagt „Ich mag dich nicht“, können sie es einfach abschalten. Das ist auch mit Facebook und X passiert. Es ist sehr schwer, ein großes Wertesystem aufzubauen, wenn das jederzeit verschwinden könnte.

Wenn man zum Beispiel eine Milliarde Dollar hat, die von OpenAI abhängig ist – dann ist nicht OpenAI abhängig von der Firma, sondern umgekehrt. Es ist wichtig, dass die Daten und das Material durch Tokenisierung wirklich im Eigentum des KI-Service oder Agenten sind. Die stärkste KI-Entwicklung ist in Asien und Amerika.

Yat Siu, Gründer von Animoca Brands. © Animoca Brands
Yat Siu, Gründer von Animoca Brands. © Animoca Brands

Wie sieht es mit dem chinesischen Markt aus?

Yat Siu: Krypto ist nicht verboten in Hongkong. Hongkong ist Teil von China, war aber immer das Finanzzentrum für Import und Export. In Hongkong gibt es Stablecoin-Regulierung. Das gilt nicht für China, aber für Hongkong. Generell darf man Krypto in China besitzen, aber nicht handeln.

Wir haben ein Joint Venture mit Standard Chartered für Stablecoins und Banking-Lizenzen. Hongkong ist für diese Krypto-Aktivitäten da – Bitcoin kaufen, Handel und so weiter. Wir haben in Hongkong 13 lizenzierte Exchanges. Das ist wichtig für Hongkong als Finanzzentrum und als Tor zu China.

Viele Leute aus China machen ihre Krypto-Aktivitäten in Hongkong oder Singapur. Bitcoin-Mining ist in China verboten, aber nicht wegen Bitcoin, sondern wegen der Energie. Für China ist es wichtiger, dass Energie in Fabriken eingesetzt wird, die Zehntausende einstellen, als in Tausende GPUs.

Wie bist du zu Animoca Brands gekommen?

Yat Siu: Ich bin Wiener! Ich bin in Wien in den Siebzigern aufgewachsen. Meine Eltern sind Musiker – das war der Grund, nicht meine Wahl. Ich habe Musik studiert und währenddessen Software entwickelt – MIDI-Software für Musik und Technologie auf Atari in den Achtzigern.

Atari hat mich eingestellt, ohne zu wissen, wie alt ich war – ich hatte mit ihnen über CompuServe kommuniziert. Ich bin nach Kalifornien, etwa mit 13 Jahren. Ich habe trotzdem einen Job bekommen, weil es nur darum ging, ob ich es konnte.

Dann bin ich nach Asien, nach Hongkong, wo ich Anfang der Neunziger einen der ersten Internet Service Provider gegründet habe – Hong Kong Cybercity/Freenation. Ich war immer in Technologie und Internet tätig. 2009 habe ich eine Firma namens Outblaze an IBM verkauft – das war ein Messaging-Service, der Teil von Lotus Notes wurde.

Ich durfte dann drei Jahre lang nicht im Enterprise-Bereich arbeiten, nur Consumer. Ich hatte aber auch eine Spielefirma, und als der App Store entstand und Angry Birds rauskam, machte jeder Mobile Games. Das wurde ziemlich groß. 2011 wurde daraus Animoca Brands geboren – nicht als Kryptofirma, sondern als Videospielfirma.

2017 waren wir Eigentümer einer Firma in Vancouver – Dapper Labs, früher Axiom Zen. Die haben die Gamification für CryptoKitties entwickelt. Das war unser Anfang mit NFTs. Deshalb haben wir in The Sandbox, OpenSea und andere investiert – 2018, 2019.

Für uns ging es um digitale Eigentumsrechte in Videospielen. Das hat sich dann stark erweitert, als wir verstanden, dass es um viel mehr geht als Videospiele – um das gesamte Finanzsystem. Die These: Digitale Eigentumsrechte verbreiten nicht nur Kapitalismus, sondern auch finanzielle Bildung.

Das haben wir auf den Philippinen und in Indonesien mit Axie Infinity entdeckt. Wir dachten: „Das ist viel größer als Videospiele.“ Und haben die Firma entsprechend entwickelt.

Gibt es Pläne für ein Büro in Wien?

Yat Siu: Möglich. Wir brauchen keine Exchange-Lizenz, weil wir keine Verwahrung von Assets machen. Wir erforschen das auf jeden Fall. Wien ist interessant, weil das Finanzamt sich gut verhält. Das Problem ist nur, es gibt keinen Direktflug aus Hongkong.

Berlin war mal interessant wegen Ethereum, aber dezentral von der Kultur her. Die Regierung hat es nicht gefördert. Die Schweiz ist zu traditionell im Krypto-Bereich. Unser größtes Europa-Büro ist in London. Was in Paris wegen Spieleentwicklung passiert, ist auch nicht mehr so pro-Krypto wegen der neuen Regierung.

Wien hat das größere Potenzial. Aber momentan ist Amerika die Priorität. Es wäre toll, wenn wir in Wien etwas aufbauen könnten.

NFTs hatten einen riesigen Hype. Sind sie tot, oder kommen sie wieder?

Yat Siu: Es kommt darauf an, was man als „tot“ beschreibt. Momentan liegt der monatliche NFT-Handel bei 300 bis 400 Millionen Dollar. Ende 2021, Anfang 2022 waren es über eineinhalb Milliarden im Monat – also viel größer, aber auch nur für drei Monate. Vor ein paar Monaten waren es 600 bis 700 Millionen im Monat. Es ist also ein Markt.

Der Unterschied: Es ist nicht mehr so gehypt, und nur Leute im Kryptobereich kennen das. Ich sehe das eher als digitale Skins oder Objekte, wo man in Zukunft nicht mehr sagt „Das ist ein NFT“ – genauso wie man nicht mehr „MP3“ sagt, sondern einfach „Musik“. Gute Technologie verschwindet in den Hintergrund.

Das Wichtige: Wenn man wirkliche Eigentumsrechte an Skins oder Assets hat, erlaubt es anderen Firmen, darauf Produkte zu bauen. Man kann zum Beispiel keine Firma bauen, die mit Fortnite-Skins arbeitet, weil sie einem nie gehören. Aber mit NFTs ist das möglich.

Man sieht das schon bei Lending – man kann Top-NFTs bis zu 70 Prozent beleihen. Das konnte man vorher nicht. Bei Steam und CS sind sechs Milliarden Dollar zusammengebrochen, weil Valve die Regeln geändert hat. Das könnte auf der Blockchain nicht so passieren. Objekte haben Wert in Videospielen – nur verstehen die Leute noch nicht, dass man das auf Blockchain bauen könnte.

Stablecoins – ist das nicht zu viel Kontrolle durch eine Firma? Circle etwa will bei USDC kontrollieren, ob man damit Waffen kaufen kann oder nicht. Wenn man das weiterdenkt…

Yat Siu: Der Unterschied ist: In Krypto hat man die Wahl, welchen Stablecoin man verwenden möchte. Wenn ein Stablecoin sagt „Ich erlaube das nicht“, gibt es einen anderen, der sagt „Ich bin okay damit“. Das wird der Unterschied sein.

Wir denken über Stablecoins als Onboarding-Mechanismus. Wenn Leute das verstehen, würden sie nicht alles in Stablecoins haben, sondern in anderen Assets wie Bitcoin, Ethereum oder tokenisierten Assets.

Wir haben zum Beispiel mit Republic und Solana angekündigt, dass sie unsere Aktien tokenisieren und an deren User verkaufen möchten. Jeder mit Solana kann dann Animoca-Aktien in tokenisierter Form kaufen, die ihm wirklich gehören.

Der Punkt für Stablecoins ist Onboarding. Politisch gesehen ist es Dollarisierung. Es gibt über 150 Millionen Menschen weltweit, die jetzt Dollar haben, die normalerweise nicht mal ein Bankkonto haben könnten. Die wachsen in der Dollar-Economy auf.

Wenn das Land inflationär wird, werden sie alle Dollar verwenden – Richtung Argentinien. Das ist das Risiko für Europa. Asien, zum Beispiel China durch Hongkong, hat das verstanden. Korea denkt stark darüber nach. MICA hat einen Stablecoin-Regulierungsrahmen, aber es gibt kein Tether-Äquivalent für Euro.

Man muss verstehen, dass es um Politik und Souveränität geht. Europa wurde durch amerikanische Tech-Firmen kolonisiert – Facebook, Google, Apple, Microsoft. Wenn die etwas wollen, was gegen europäische Interessen geht, kann man nichts machen.

Im Vergleich zu Korea oder China haben die ihre eigenen Firmen. Die sind lokal integriert und handeln im lokalen Interesse. Das wird mit Stablecoins genauso sein. Wenn Europa jetzt nicht stark einen EU-Stablecoin baut als Antwort auf die USA – dann verbreitet sich ein US-Dollar-Stablecoin überall in Europa. Das ist das Risiko.

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