Autonome Mini-U-Boote gegen russische Unterwasser-Sabotage

Drohnen und KI-Anwendungen für Kampfjets haben sie bereits, jetzt kommen autonome Mini-U-Boote dazu: Das DefenseTech-Unicorn Helsing hat ein autonomes Unterwasserfahrzeug namens SG-1 Fathom entwickelt. Dieses unbemannte Mini-U-Boot ist speziell für maritime Überwachungsaufgaben konzipiert und kann bis zu drei Monate ununterbrochen unter Wasser operieren. Das Kernelement des Systems ist die künstliche Intelligenz „Lura“, die für die akustische Erkennung und Klassifizierung von Schiffen und U-Booten zuständig ist.
Die technologischen Spezifikationen des Systems sind bemerkenswert: Laut Helsing kann die Lura-Plattform akustische Signaturen von Wasserfahrzeugen bis zu 40-mal schneller als menschliche Operateure erkennen. Zudem ist sie in der Lage, Geräusche zu identifizieren, die zehnmal leiser sind als bei herkömmlichen KI-Modellen. Diese Empfindlichkeit ermöglicht eine frühere Erkennung potenzieller Bedrohungen.
Die Mini-U-Boote sind relativ klein – nur etwa 2 Meter lang mit 60 Kilo Gewicht können sie 1 bis 2 Knoten schnell fahren und bis zu 3 Monate durchgehend im Einsatz sein.
Nur 10% der Kosten im Vergleich zu U-Boot-Patrouillen
Ein wesentlicher Vorteil des Systems liegt in der Effizienz: Ein einzelner Bediener kann gleichzeitig Hunderte der SG-1 Fathom-Gleiter überwachen. Die Kosten für diese Art der Aufklärung betragen laut Herstellerangaben nur etwa 10 Prozent im Vergleich zu bemannten U-Boot-Abwehrpatrouillen. Helsing plant, das System innerhalb der nächsten 12 Monate einsatzbereit zu haben.
Die Technologie adressiert einen Paradigmenwechsel in der modernen Kriegsführung. Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass neben traditionellen Waffensystemen wie Panzern und Artillerie zunehmend technologisch anspruchsvollere und autonome Systeme zum Einsatz kommen. Gleichzeitig verstärken westliche Regierungen ihre Unterwasseraufklärungskapazitäten als Reaktion auf zunehmende Angriffe auf Unterseekabel und andere kritische Infrastrukturen am Meeresboden.
Partnerschaften im maritimen Bereich
Um seine Technologie optimal einzusetzen, hat Helsing strategische Partnerschaften mit führenden Unternehmen im Bereich der maritimen Technologie geschlossen. Diese Zusammenarbeit vereint vier Spezialisten mit komplementären Fähigkeiten:
- Helsing bringt seine Expertise in KI-gestützter Verteidigungstechnologie ein und entwickelt die Lura-Plattform sowie die übergeordnete Systemarchitektur.
- Blue Ocean Marine Tech Systems steuert Erfahrung mit dual-use autonomen Systemen für maritime Datenerfassung bei. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung zuverlässiger Methoden für den Betrieb von Ozeangleitern zur gezielten oder großflächigen Meeresüberwachung spezialisiert und liefert die Unterwasserfahrzeuge.
- Ocean Infinity verfügt über fortschrittliche Technologien im Bereich maritime Robotik und Fernoperationen. Das Unternehmen bringt praktische Erfahrung aus anspruchsvollen maritimen Umgebungen ein und betreibt bereits eine der größten Flotten unbemannter Überwasser- und Unterwasserfahrzeuge.
- QinetiQ, ein etabliertes Verteidigungsunternehmen, unterstützt mit seiner Expertise in Datenarchitektur, -integration und -sicherung. Das FTSE 250-Unternehmen wird dafür sorgen, dass die gesammelten Daten zuverlässig und sicher verarbeitet werden können.
Unterwasser-Wettrüsten mit Russland am Laufen
Diese Partnerschaft wurde vor dem Hintergrund einer Reihe maritimer Vorfälle geschlossen, die die Verwundbarkeit gegenüber Unterwasserbedrohungen offengelegt haben. Das gemeinsame Ziel ist die beschleunigte Einführung fortschrittlicher KI und maritimer Autonomie im operativen Einsatz innerhalb eines Jahres.
Die Kooperation ist auch im Kontext aktueller verteidigungspolitischer Entwicklungen zu sehen. Die britische Royal Navy arbeitet beispielsweise an einem Programm namens „Project Cabot“, bei dem sowohl bemannte als auch unbemannte Fahrzeuge zur U-Boot-Abwehr eingesetzt werden sollen. Die erste Phase dieses Projekts umfasst den Einsatz von Unterwasserdrohnen zur Sammlung akustischer Daten, die dann mittels KI auf potenzielle Bedrohungen analysiert werden.
Die Entwicklung dieser Technologien erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem das britische Verteidigungsministerium die Ergebnisse einer strategischen Verteidigungsüberprüfung unter der Leitung von Lord George Robertson, dem ehemaligen NATO-Generalsekretär, veröffentlichen wird. Es wird erwartet, dass diese Überprüfung die Notwendigkeit starker Verteidigungsmaßnahmen im Nordatlantik betonen wird, um den Bedrohungen durch Moskaus Sabotage- und Überwachungsaktivitäten entgegenzuwirken.
Trotz der Intensität des Krieges in der Ukraine hat Russland weiterhin in seine Nordflotte investiert, die über hochentwickelte Unterwasserfähigkeiten zur Kartierung und Störung wichtiger Infrastrukturen der NATO-Verbündeten verfügt.