FOOH-Kampagnen: Wenn Werbung die Grenzen der Realität sprengt

„Fake Out-of-Home“-Werbungen (FooH) gelten für viele als die Zukunft des Marketings. Dabei handelt es sich um eine digitale Marketingtechnologie, bei der virtuelle Anzeigen in realen Umgebungen zu sehen sind, oft in Form von 3D-Animationen. Das Grazer 3D-Studio snekmedia will mit seiner neuen Plattform FOOH.com Agenturen, Markenverantwortliche und Studios bei der Konzeption, Recherche und Entwicklung von solchen Fake Out of Home-Kampagnen unterstützen. Wir haben uns mit Hanna Stadler, Brand Managerin bei snekmedia, über FooH-Kampagnen unterhalten.
Was ist die berühmteste oder erfolgreichste FOOH-Aktion?
Hanna Stadler: Die Kampagne, die den Begriff Fake Out-of-Home (FOOH) wirklich ins Rollen gebracht hat, war die Maybelline New York Ad von CGI-Artist Ian Padgham. Die ging wirklich viral, erzielte international hohe Reichweiten und wurde auch medial breit aufgegriffen (z. B. NDTV & Adweek). Kurz davor erschien auch eine Kampagne von Jacquemus in Paris, die ebenfalls viel Aufmerksamkeit bekam – der große öffentliche Durchbruch kam aber mit Maybelline.
Was sind die Hauptgründe für diese Werbegattung?
FOOH funktioniert, weil es überrascht und dabei erstaunlich echt wirkt. Viele der erfolgreichsten Kampagnen sehen aus wie zufällige Handyaufnahmen, in denen etwas völlig Unglaubliches passiert. Genau diese Kombination aus alltäglichem Setting und digitaler Inszenierung macht den Reiz aus.
Viele dieser Clips wirken wie große Guerilla-Aktionen mitten im öffentlichen Raum. Der Unterschied: Sie sind rein digital umgesetzt – und dadurch nicht nur schneller, sondern auch deutlich günstiger als klassische OOH-Kampagnen.
Ein weiterer Vorteil liegt in der kreativen Freiheit: Mit CGI lässt sich im Prinzip alles umsetzen, was man sich vorstellen kann – von absurden Produktübertreibungen bis zu filmreifen Stadtszenen. Man könnte sagen: wie eine kleine Hollywood-Produktion, nur eben komprimiert für Social Media. Und: FOOH ist damit nicht nur visuell stark, sondern auch vielseitig in der Anwendung, denn sie funktionieren nicht nur super als Social Ad sondern auch als DOOH-Content auf großen Screens im öffentlichen Raum.
Können FOOH-Kampagnen auch Nachteile haben?
Wie bei jeder Form der Markenkommunikation hängt die Wirkung stark von der Umsetzung ab. In der Praxis überwiegen klar die positiven Reaktionen, FOOH-Kampagnen werden meist als kreativ, überraschend und unterhaltsam wahrgenommen.
Vereinzelt kann es zu Irritationen kommen, wenn User:innen CGI-Arbeiten fälschlicherweise für generative KI halten. Gerade angesichts der zunehmenden Sensibilität gegenüber KI-Inhalten sollten Marken bedenken, wie realistisch oder „verfremdet“ eine Inszenierung wirkt – insbesondere im Social-Media-Kontext, wo oft in Sekundenbruchteilen geurteilt wird.
Unabhängig davon ist ein weiterer Punkt zentral: der sensible Umgang mit kulturell oder historisch bedeutsamen Orten – insbesondere mit Denkmälern. Auch wenn das Material digital verändert wird, bleibt entscheidend, welche Assoziationen dadurch entstehen. Marken sollten sich bewusst sein, welche Symbolik sie bespielen – und wo eine Produktinszenierung unpassend oder missverständlich wirken könnte.
Professionelle FOOH-Studios sind sich dieser Verantwortung bewusst und wissen mit solchen Fragen umzugehen – sowohl visuell als auch inhaltlich. Das gehört heute zum kreativen und ethischen Standard bei der Entwicklung von FOOH-Kampagnen.
Müssen FOOH-Kampagnen als „Fake“ gekennzeichnet werden?
Nein, eine generelle Kennzeichnungspflicht gibt es nicht. Der Begriff „Fake“ im Namen bezieht sich ausschließlich auf die digitale Einbettung eines CGI-Elements in ein reales Setting, ähnlich wie bei visuellen Effekten im Film.
Viele Marken entscheiden sich aber dafür, in der Caption einen Hinweis oder eine charmante Auflösung zu geben – etwa durch ein Augenzwinkern oder Behind-the-Scenes-Content. Das sorgt oft für noch mehr Engagement.
Die meisten FOOH-Kampagnen entstehen aktuell in Zusammenarbeit mit spezialisierten Artists oder Studios – mit gezieltem Einsatz von VFX. KI spielt bisher vor allem in der Konzeptionsphase eine Rolle, etwa für Storyboards oder visuelle Ideenentwicklungen – nicht jedoch in der eigentlichen Produktion.