Grazer Emerald Horizon macht Finanzierungsrunde bei Bewertung von 790 Millionen Euro – Scoop

In Österreich ist eine Finanzierungsrunde von internationaler Größenordnung im Entstehen. Denn das Grazer Unternehmen Emerald Horizon, gegründet 2019 und spezialisiert auf Entwicklung von so genannten Small Modular Reactors (SMRs), ist derzeit dabei, eine Finanzierungsrunde bei einer Bewertung von 790 Millionen Euro aufzustellen.
Das hat Emerald Horizon-Vorstand Florian Wagner gegenüber Trending Topics bestätigt – ebenso, dass bereits eine Summe im einstelligen Millionenbereich eingesammelt wurde, und das es weltweit starkes Interesse (z.B. aus Südostasien oder Middle East) gebe, höhere zweistellige Millionensummen in das Grazer Unternehmen. Die Unternehmensbewertung wird in einem 68-seitigen Dokument ausführlich begründet, erste Investoren seien bereits zu dieser Bewertung eingestiegen. Die Kapitalrunde ist in zwei Teile gegliedert, der erste Teil für österreichische Investoren sei abgeschlossen, nun folge der Part für internationale Geldgeber ebenfalls zu der Bewertung von 790 Millionen Euro.
Emerald Horizon entwickelt Thorium-basierte Mini-Atomkraftwerke, die in Container-großen Modulen Strom als Energy-as-a-Service zu sehr günstigen Preisen Unternehmenskunden zur Verfügung stellen sollen.
In den letzten Wochen hat Emerald Horizon Delegationen des malaysischen Königshauses, des saudischen Energieministeriums und des saudischen Ministeriums für Investitionen empfangen. Das Interesse an SMRs weltweit wird von zwei großen Trends getrieben: Zum einen können diese dabei helfen, CO2-freie Energieversorgung zu ermöglichen, zum anderen gibt es massive Nachfrage nach neuen Energiequellen durch den massiven Ausbau von KI-Rechenzentren nicht nur in den USA, sondern auch in Middle East, Asien oder Europa. Dass kürzlich der ehemalige Nationalbank-Chef Robert Holzmann bei Emerald Horizon eingestiegen ist, würde das Vertrauen von potenziellen Investoren steigern (mehr dazu hier).
SMR-Sektor durch KI-Boom im Aufwind
Die Deals zu closen, sei aktuell aber nicht einfach. „Du musst mit 100 Investoren reden, damit zwei dann vielleicht wirklich einsteigen. Das Interesse ist riesig, aber den Deal zu closen ist viel schwieriger“, sagt Wagner zu Trending Topics. Aufgrund der aktuellen Lage der jungen SMR-Branche zeigt er sich aber zuversichtlich: Zahlreiche Mitbewerber hätten diees Jahr hohe Summen an Finanzierungen erhalten, unter anderem Valar Atomics (130 Mio. Dollar), Aalo Atomics (100 Mio. Dollar), TerraPower (650 Mio. Dollar) oder Radiant (165 Mio. Dollar).
Emerald Horizon verfolgt ein unkonventionelles Geschäftsmodell. Statt die SMR-Module zu verkaufen, bleiben sie im Eigentum des Unternehmens. „Wir verrechnen keinen Anschaffungspreis. Wir finanzieren das separat und verrechnen nur Energy as a Service“, erklärt Wagner. Der Preis soll bei 8 bis 10 Cent pro Kilowattstunde Strom liegen. Zum Vergleich: Der Strompreis in Österreich liegt derzeit im Schnitt bei etwa 30 Cent/kWh.
Dieses Modell böten mehrere Vorteile: „Du hast immer Kontrolle über deine Module. Du beugst schon mal juristisch vor, dass der Kunde das zerlegen kann oder Unfug treibt, weil es unsere Module sind.“ Gleichzeitig verschiebt sich das Due-Diligence-Problem zum Hersteller: „Ob das jetzt fünf Jahre läuft oder doch 20, ist unser Problem und nicht das Problem vom Kunden.“ Das Unternehmen übernimmt Aufstellung, Versorgung und Betrieb der Reaktoren. Kunden zahlen nur für tatsächlich produzierte Energie. So soll der ADES (Accelerator-Driven Energy Source) getaufte Mini-Reaktor funktionieren:

Flüssigsalz und Thorium
Die Funktionsweise der Emerald Horizon SMRs unterscheidet sich grundlegend von konventionellen Reaktoren. Das System basiert auf Thorium in flüssigem Salz, das durch einen Neutronenbeschleuniger aktiviert wird, nicht durch eine kritische Kettenreaktion. „Wenn der Neutronen-Generator eingeschaltet wird, treffen die Neutronen auf das Thorium. Dieses zerbricht und damit wird das Salz warm“, erklärt Wagner vereinfachend. Die Wärme werde gespeichert und könne nach Bedarf in Strom, Prozesswärme oder Wasserstoff umgewandelt werden. Das Herzstück ist ein Flüssigsalzspeicher, der mit 550 Grad Celsius arbeitet.
Der entscheidende Vorteil: „Der wichtigste Teil bei SMRs wird nicht die technische Frage sein, sondern die regulatorische Frage“, betont Wagner. „Weil man zur Neutronen-Gewinnung kein Uran 235 braucht, entsteht auch kein Trans Uranic Waste und kein waffenfähiges Plutonium.“ Das würde bei Regulierungsbehörden gut ankommen.
Ein weiterer Vorteil sei, dass bei diesem Verfahren kein Thallium entstehe – ein problematischer Stoff mit harter Gammastrahlung, der bei konventionellen Thorium-Reaktoren anfällt. „Das passiert nur, wenn man es in Kombination mit Neutronen macht, die aus Uran entstehen. Bei Neutronen aus dem Beschleuniger entsteht kein Thallium“, erklärt Wagner.
VDL Groep als DeepTech-Partner
Die Rohstoffversorgung sei unproblematisch: Thorium fällt als Nebenprodukt beim Abbau seltener Erden an und gilt bisher oft als Abfall. „Die Menge, die du brauchst, ist so gering, das ist vernachlässigbar. Ein Modul braucht 340 Kilo und läuft 20 Jahre.“ Emerald Horizon verfolgt eine mehrstufige Produktstrategie. Der Flüssigsalzspeicher, der für die SMRs entwickelt wurde, kommt bereits 2027 als eigenständiges Produkt auf den Markt, unter anderem für Photovoltaikanlagen. Bis 2030 sollen dann die SMRs auf den Markt kommen.
„Alle Key-Komponenten existieren schon in Realform“, sagt Wagner. „Sie werden jetzt noch optimiert, Belastungstests unterzogen, und dann zusammengeführt.“ Als Fertigungspartner hat Emerald Horizon die niederländische VDL Groep gewonnen. „Das ist der ultimative Deep-Tech-Partner“, sagt Wagner, da der niederländische Technologiekonzern VDL mit 16.000 Mitarbeitern auf Co-Development spezialisiert sei. VDL ist etwa dafür bekannt, Nanometer-Lithographiemaschinen für ASML zu fertigen – als einen sehr wichtigen Baustein für die globale-Chip-Industrie zu liefern.


























