Smart City SuMMit 2025: Wien gestaltet die Kreislaufstadt der Zukunft

Die Vereinigung von Kreislauffähigkeit und Wirtschaftlichkeit wird immer bedeutsamer, auch und gerade in Wien. Laut Circular Cities Barometer 2025 steht die Hauptstadt gut da und erreicht mittlerweile Platz 5 der nachhaltig handelnden Städte.
Im Climate Lab Wien fand im Rahmen des Startup-Festivals ViennaUP der Smart City SuMMit 2025 unter dem Motto „Let’s Co-Create Circular Cities!“ statt. Das von der Wirtschaftsagentur Wien mit Unterstützung der Wiener Stadtwerke und der FFG organisierte Event brachte führende Köpfe aus Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtentwicklung zusammen, um innovative Lösungen für die Kreislaufwirtschaft in städtischen Räumen zu beleuchten. Das abwechslungsreiche Programm bot spannende Keynotes, rasante Startup-Pitches und eine nahbare Panel-Diskussion.
„Wir wissen, dass die Stadt Wien bis 2040 klimaneutral sein muss. Wir wollen eine Vorreiterrolle einnehmen“, so Dominic Weisser, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur. Der Summit fokussierte sich auf die praktische Umsetzung der Kreislaufwirtschaft in Wien und diente gleichzeitig als Plattform für branchenübergreifende Zusammenarbeit. Teilnehmer:innen erhielten nicht nur Einblicke in Best-Practice-Beispiele, sondern auch Rat und Unterstützung für die Implementierung eigener Kreislaufwirtschaftsprojekte.
Wertschöpfung und Klimaschutz gehen Hand in Hand
Im Rahmen des Smart City SuMMit sprach Trending Topics mit Eva Czernohorszky, Leiterin der Abteilung Technologie Services der Wirtschaftsagentur Wien.
„Ich habe mich persönlich sehr für Klimaneutralität engagiert“, berichtet die Politologin. Anfänglicher Widerstände und Skepsis gegenüber der Vereinbarkeit von Klimaschutz und wirtschaftlicher Interessen zum Trotz, ist sie stolz auf die aktuelle Entwicklung: „Es ist wirklich gelungen, den Spin zu ändern. Wertschöpfung und Klimaschutz sind kein Widerspruch, sondern zwei Seiten einer Medaille.“
Wien will sich zunehmend als Zentrum für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und innovative Projekte positionieren. Diese Entwicklung basiert auf der 2019 eingeführten Wirtschaftsstrategie Wien 2030. Diese vereint verschiedene Stakeholder – von Förderagenturen über Magistratsabteilungen bis hin zu Wirtschafts- und Arbeiterkammer – in einem gemeinsamen Dialog für die Zukunft der Stadt. „In Wien gibt es eine ganz wichtige kulturelle Basis, um gemeinsam Projekte umsetzen zu können“, lobt Czernohorszky.
Hinsichtlich der Förderung verfolgt die Wirtschaftsagentur seit 2024 eine klare Linie: „Die viel zitierten klimaschädlichen Subventionen schließen wir aus.“ Das Ziel: 75 Prozent der geförderten Projekte sollen einen positiven Impact haben. Konträr agierende Unternehmen gehen leer aus.

Wirtschaftliche Risiken verringern
Circular Activist Harald Friedl präsentierte in seiner Keynote einen umfassenden Einblick in die Entwicklung von Kreislaufwirtschaft in urbanen Räumen. Seit 2015 entwickeln Städte weltweit innovative Ansätze zur Implementierung zirkulärer Wirtschaftsmodelle. Amsterdam etablierte sich als Vorreiter mit einem ganzheitlichen Konzept, das wirtschaftliche Prosperität mit Ressourcenschonung kombinierte.
Die erfolgreiche Transformation zur Kreislaufwirtschaft erfordert laut Friedl einen fundamentalen Systemwandel. „Wir müssen von kurzfristigen Profiten zu einem positiven Nettoeffekt übergehen“, betont der Experte. Er schlägt ein Umdenken vor: Startups sollten nicht mehr als Einzelunternehmen, sondern als Teil eines „Minimal Viable Ecosystem“ betrachtet werden. „Investoren haben ein geringeres Risiko, wenn sie nicht in ein einzelnes Unternehmen, sondern in ein vernetztes System investieren“, so Friedl. Diese Perspektive fördere die Zusammenarbeit der Akteure von Beginn an und erhöhe die Überlebenschancen neuer Initiativen.
Internationale Vorbilder der urbanen Kreislaufwirtschaft
Verschiedene Metropolen setzen bereits erfolgreich unterschiedliche Aspekte der Kreislaufwirtschaft um. Berlin etablierte sich im Bereich Reparaturservices, während Kopenhagen durch innovative Stadtplanung mit Fokus auf Fahrradinfrastruktur und Begrünung hervortritt. Paris entwickelt neue Sharing-Economy-Modelle und Singapur setzt auf Urban Farming. Bemerkenswert ist laut Harald Friedl das japanische Dorf Kamikatsu, deren Bewohner:innen 34 verschiedene Mistkübel pro Haushalt verwenden – der Goldstandard der Mülltrennung.
Nach der Keynote war es Zeit für einen Tempowechsel. Acht nachhaltige Startups stellten innerhalb jeweils drei Minuten ihre Lösungen und Konzepte vor. Die Bandbreite war erwartungsgemäß hoch. Von Kaffeesatzdünger (BeanSaver) über klimaregulierende Lehmfliesen (MudKlub) hin zu zirkulärem Bauwesen (Concular) war einiges geboten. Auch die Startups Joulzen, Plastic Back, 2nd Cycle, Nades Design und CRAB waren mit dabei. Eine anschließende Beurteilung oder Siegerehrung durch eine Jury fand übrigens nicht statt. Viel mehr ging es darum, der Kreislaufwirtschaft Gesichter zu geben.
Von Mode bis E-Waste: Kreislaufwirtschaft hat viele Facetten
Auch interaktive Group Sessions standen auf der Agenda des Smart City SuMMit. Sieben Kernbereiche wurden von den Anwesenden im Sinne eines zirkulären Ansatzes lösungsorientiert diskutiert:
- Fashion & Textiles
- Food & Agriculture
- Electronics & E-Waste
- Construction & Building Materials
- Plastics & Packaging
- Manufacturing & Industrial Processes
- Energy & Heat Management, waste-to-value
Florian Hofer von der Wirtschaftsagentur Wien stellte abschließend den aktuellen Circular Economy Report vor, der einen Leitfaden für Kreislaufwirtschaft enthält. Als Antwort auf die Herausforderungen der Müllkrise wird hier das Konzept der Doughnut Economy im Kontrast zum problematischen „take-make-waste“-Prinzip nähergebracht.
Wien im Wandel: Kreislaufwirtschaft beim internationalen Startup-Festival ViennaUP