W2P Engineering: Wiener 3D-Druck-Startup mehrheitlich von türkischer Redon gekauft
Der türkische Hersteller von Dental-Fräsmaschinen Redon Technology hat Ende November 2025 die Mehrheit an der österreichischen W2P Engineering übernommen. Das auf DLP-3D-Drucktechnologie spezialisierte Unternehmen aus Österreich wechselt damit den Eigentümer – die bisherigen deutschen und chinesischen Anteilseigner sind ausgestiegen. Die Transaktion verbindet einen etablierten Player aus der subtraktiven Fertigung mit einem Spezialisten für additive Verfahren.
Redon hält nun knapp 78 Prozent an W2P, die Geschäftsführer Simon Gruber und Mark Laws sind weiterhin mit jeweils 10 Prozent am Unternehmen beteiligt. Zum Kaufpreis gibt es keine weiteren Informationen.
Mit der Übernahme bündeln beide Unternehmen komplementäre Kompetenzen: Redon bringt jahrelange Erfahrung in qualitätsorientierter Fertigung, Service-Strukturen und Schulungsprogrammen mit, während W2P über mehr als zehn Jahre Know-how im 3D-Druck verfügt. Die Kombination zielt darauf ab, eine führende Position im Bereich Additive Manufacturing und digitaler Workflows zu erreichen. Kunden sollen künftig von einem weltweiten Netzwerk aus Vertriebspartnern, Support-Zentren und Trainingseinrichtungen profitieren.
DLP-Technologie für medizinische und industrielle Anwendungen
W2P Engineering entwickelt und produziert seit 2016 professionelle Desktop-3D-Drucker, die auf dem Digital Light Processing-Verfahren basieren. Bei dieser Variante der Stereolithographie härten UV-Lichtprojektoren flüssige Photopolymere schichtweise von unten aus – ein Prozess, der präzise Ergebnisse bei vergleichsweise kompakter Bauweise ermöglicht. Die Hauptanwendungsfelder liegen in der Medizintechnik, insbesondere bei dentalen und otoplastischen Produkten, sowie in der Schmuckherstellung und im Prototypenbau. Die gesamte Entwicklung und Fertigung erfolgt in Österreich.
Die SolFlex-Druckerserie des Unternehmens zeichnet sich durch ein offenes Materialsystem aus, das Photopolymere verschiedener Hersteller verarbeitet – von biokompatiblen Resinen bis zu Standardmaterialien. Die Geräte funktionieren als Stand-Alone-Systeme mit Touchscreen-Bedienung und unterstützen gängige Slicing-Software wie Netfabb. Material-Settings werden direkt in den Druckern hinterlegt, um Anwendern schnellen Zugang zu validierten Prozessparametern zu geben. Der digitale Workflow umfasst CAD-Modellierung, automatische Support-Generierung, den eigentlichen Druckprozess und die Nachbearbeitung inklusive UV-Nachhärtung.
Globale Expansion durch Partnerschaft
Die neue Eigentümerstruktur soll W2P Engineering den Zugang zu internationalen Märkten erleichtern. Redon verfügt bereits über etablierte Vertriebskanäle im Dentalbereich, die nun auch für 3D-Drucklösungen genutzt werden können. Das Unternehmen positioniert sich mit der Akquisition breiter im Bereich digitaler Fertigungstechnologien und ergänzt sein bisheriges Portfolio um additive Verfahren. W2P wiederum erhält Ressourcen für Skalierung und internationalen Ausbau.
W2P betont seine Ausrichtung auf kontinuierliche Forschung und Entwicklung, um auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Das Unternehmen setzt auf eine Unternehmenskultur, die Individualität und Diversität im Team fördert und Mitarbeiterentwicklung als Erfolgsfaktor begreift. Mit einem internationalen Partnernetzwerk will W2P seine Technologie weltweit zugänglich machen – die Akquisition durch Redon dürfte diesen Prozess beschleunigen. Ob die Integration der unterschiedlichen Unternehmenskulturen und Technologiewelten gelingt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
