Wiener SpaceTech-Startup Another Earth zapft Europas Supercomputer an
Das österreichische DeepTech-Startup Another Earth von Maya Pindeus und Felix Geremus hat über die AI Factory Austria Zugang zu europäischen Hochleistungsrechnern erhalten. Das Startup entwickelt KI-Modelle, die synthetische Erdbeobachtungsdaten erzeugen – von optischen Satellitenaufnahmen über Landnutzungsinformationen bis zu Höhenmodellen.
Diese künstlich generierten Datensätze sollen bestehende Earth-Observation-Daten ergänzen und Anwendungen in Klimaforschung, Energieplanung, Katastrophenmanagement und Präzisionslandwirtschaft ermöglichen. Die AI Factory Austria fungiert dabei als nationale Schnittstelle zum EuroHPC-Netzwerk und demonstriert, wie heimische Startups strukturiert auf Europas leistungsfähigste Recheninfrastruktur zugreifen können.
Diffusionsmodelle erzeugen synthetische Geodaten
Die Trainingsmodelle von Another Earth basieren auf 1,4 Millionen Bildausschnitten und verschlingen je nach Konfiguration mehrere tausend GPU-Stunden. Über die EuroHPC-Systeme stehen dem Unternehmen moderne GPU-Ressourcen der Typen A100 und H100 zur Verfügung. Das bedeutet, dass das Startup nicht mit den neueren, stärkeren Nvidia-GPU wie H200 oder B200 arbeitet, sondern eben mit älteren Generationen.
Gründer Felix Geremus betont, dass der frühe Zugang zu dieser Infrastruktur den Entwicklungsprozess erheblich beschleunigt habe. Die multimodalen Diffusionsmodelle erzeugen synthetische Geodaten, die als Trainingsmaterial für KI-Systeme dienen und Lücken in realen Datensätzen schließen sollen. Innovations- und Weltraumminister Peter Hanke sieht darin neue Potenziale für KI-gestützte Weltraumanwendungen und nachhaltige Ressourcennutzung – von Klimaanalysen bis zu resilienter Infrastruktur.
Another Earth wurde von Maya Pindeus und Felix Geremus gegründet, die beide in früheren unternehmerischen Projekten auf Limitierungen bei der Arbeit mit Erdbeobachtungsdaten gestoßen waren. Pindeus bringt Expertise in Responsible AI mit, Geremus in Geodaten und 3D-Simulation. Ihre Vision: ein globales Betriebssystem für KI-gestütztes Verständnis des Planeten durch Erdbeobachtung aufbauen. Die Mission des Unternehmens zielt darauf ab, Earth-Observation-Daten durch eine proprietäre Synthetic-Data-Engine wirklich nutzbar zu machen. Das Startup positioniert sich damit an der Schnittstelle zwischen Raumfahrttechnologie, KI und Datenökonomie – einem Bereich, den die europäische AI-Factories-Initiative als strategisches Zukunftsfeld definiert hat.
AI Factory als Sprungbrett für Deep-Tech
Die AI Factory Austria versteht sich als One-Stop-Shop, der Beratung, technische Expertise und Zugang zu Rechenkapazitäten bündelt. Karl Kugler und Markus Stöhr, die beiden Co-Leads der Initiative, verweisen darauf, dass der strukturierte Prozess Unternehmen ermöglicht, schneller zu experimentieren und bis hin zu skalierbaren Geschäftsmodellen zu validieren. Das AIT Austrian Institute of Technology setzt die Plattform gemeinsam mit Advanced Computing Austria um.
Zum Konsortium zählen außerdem TU Wien, Universität Wien, BOKU, Universität Innsbruck, TU Graz, JKU Linz, ISTA, die Österreichische Akademie der Wissenschaften, der High-Tech-Inkubator INiTS sowie das Earth Observation Data Centre EODC. Thomas Mayerhofer, Leiter des Innovation Centers, signalisiert bereits Gespräche mit weiteren Unternehmen, die ähnliche Bedarfe haben.
Europäische Infrastruktur für strategische Souveränität
Die AI Factory Austria ist Teil der europäischen AI-Factories-Initiative unter dem EuroHPC Joint Undertaking und dem Horizon-Europe-Programm. Ziel dieser Initiative ist es, KI- und HPC-Kapazitäten kontinentweit zu vernetzen und souveräne Schlüsseltechnologien für strategische Bereiche aufzubauen. Die Kofinanzierung läuft über den Fördervertrag 101253078, unterstützt durch das Horizon-Europe-Programm der EU sowie durch Österreich über das Bundesministerium für Inneres und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG.
Für Österreich bedeutet die Anbindung an diese Infrastruktur einen Wettbewerbsvorteil: Heimische Startups und Forschungseinrichtungen erhalten Zugang zu Rechenressourcen, die sonst nur Tech-Giganten oder großen Forschungsinstituten vorbehalten wären. Another Earth liefert den Beweis, dass dieser Zugang funktioniert – und dass österreichische Deep-Tech-Innovationen auf europäischer Ebene mitspielen können.


