60 Standorte in 16 EU-Staaten bewerben sich für AI Gigafactories

Die Europäische Kommission hat 76 Interessensbekundungen für die Errichtung von AI-Gigafactories erhalten. Die Vorschläge stammen aus 16 EU-Mitgliedstaaten und umfassen 60 verschiedene Standorte. Die Bewerbungsfrist endete am 20. Juni 2024. Die EU-Kommission hat einen 20 Milliarden Euro schweren Fonds geplant, dieser soll Investitionen von 200 Mrd. Euro durch Public-Private-Partnerships mobilisieren.
Die Anzahl der eingegangenen Vorschläge übertraf die Erwartungen der Kommission deutlich. Beteiligt sind europäische Industrieunternehmen, private und öffentliche Investoren aus Europa und anderen Regionen sowie die Mitgliedstaaten selbst.
Beteiligte Unternehmen und geplante Investitionen
Zu den Bewerbern gehören Rechenzentrumsbtreiber, Telekommunikationsunternehmen, Energieversorger sowie europäische und internationale Technologiepartner und Finanzinvestoren. Die Interessenten planen den Erwerb von mindestens drei Millionen spezialisierten Prozessoren der neuesten Generation (GPUs).
Die Kommission selbst gibt keine Details zu den einzelnen Bewerbern veröffentlichen, da diese vertrauliche Geschäftsinformationen enthalten. Die Unternehmen können ihre Teilnahme jedoch eigenständig bekannt geben. Bekannt sind aber mittlerweile folgende Bewerber:
- Wien mit Unterstützung der österreichischen Bundesregierung und interessierten Unternehmen in der Höhe von 5 Mrd. Euro
- Deutsche Telekom mit der Tochter T-System
- Schwarz Group mit ihrer IT-Tochter Schwarz Digits
- Cloud-Anbieter Ionos gemeinsam mit der Baufirma Hochtief und Bayern
- Spanien mit der Stadt Móra la Nova im Rahmen eines 5-Milliarden-Euro-Projekts
- Polen gemeinsam mit Estland, Lettland und Litauen im Rahmen eines 3-Milliarden-Euro-Projekts
- Tschechische Republik in Prag-Zbraslav
Konzept der AI-Gigafactories
AI-Gigafactories sollen große Computing- und Datenspeicherzentren werden, die für die Entwicklung, das Training und den Einsatz von KI-Modellen im Hyperscale-Bereich konzipiert sind. Die Anlagen sollen Modelle mit hunderten Billionen von Parametern verarbeiten können.
Das Konzept baut auf der bestehenden AI-Factories-Initiative auf und nutzt das europäische EuroHPC-Supercomputing-Netzwerk. Die Gigafactories werden als Pilotprojekte für das Competitiveness Coordination Tool dienen, das im Competitiveness Compass beschrieben ist.
Weiteres Vorgehen
Die Kommission wird zeitnah Gespräche mit allen Bewerbern führen, um die nächsten Schritte vorzubereiten. Im vierten Quartal 2025 ist eine offizielle Ausschreibung für die Errichtung von AI-Gigafactories in der EU geplant. Diese wird über das EuroHPC Joint Undertaking abgewickelt.
Die aktuelle Interessensbekundung gilt als erster Testfall für den Koordinationsmechanismus zwischen EU- und nationaler Ebene bei Industrie- und Forschungspolitik.