Amazon plant weitere Milliarden-Investition in Anthropic

Amazon plant eine weitere milliardenschwere Investition in das KI-Unternehmen Anthropic und will die strategische Partnerschaft weiter vertiefen. Der Tech-Konzern aus Seattle hat bereits 8 Milliarden Dollar in den KI-Entwickler aus San Francisco investiert und will diese Summe laut Financial Times nun erhöhen. Die Unternehmen betrachten ihre Zusammenarbeit als entscheidenden Wettbewerbsvorteil im globalen KI-Markt. „Wir haben schnell erkannt, dass wir viele gemeinsame Ziele haben, die grundlegend wichtig sind“, erklärt Dan Grossman, Vizepräsident für weltweite Unternehmensentwicklung bei Amazon. Anhand der bisherigen Investitionen seien die Ambitionen beider Unternehmen erkennbar.
Die Partnerschaft von Amazon und Anthropic soll beiden Unternehmen als Gegengewicht zur Allianz zwischen Microsoft und OpenAI dienen. Anthropic wurde 2021 von sieben ehemaligen OpenAI-Mitarbeiter:innen gegründet, darunter die Geschwister Daniela und Dario Amodei, die das Unternehmen aus ethischen und sicherheitstechnischen Bedenken verließen. Amazon sichert sich mit der Investition eine bedeutende Beteiligung an Anthropic, während Google ebenfalls mehr als 3 Milliarden Dollar in das KI-Unternehmen investiert hat. Der aktuelle Marktwert von Anthropic liegt bei 61,5 Milliarden Dollar.
Massives Rechenzentrum-Projekt für KI-Entwicklung
Im Zentrum der Zusammenarbeit steht „Project Rainier“, ein großangelegtes Rechenzentrum-Programm, das Anthropics Rechenanforderungen erfüllen soll. Die Anlagen in New Carlisle, Indiana, werden mit Trainium2-Chips ausgestattet und bei Fertigstellung 2,2 Gigawatt Leistung benötigen – deutlich mehr als Oracles 1,2-Gigawatt-Campus für OpenAI in Texas. Amazon hat mindestens 11 Milliarden Dollar für einen Cluster von 16 Rechenzentren in Indiana angekündigt, wobei die Planungen für den Standort immer weiter anwachsen.
Mike Krieger, Chief Product Officer bei Anthropic, betont: „Die Möglichkeit, mit Amazon zusammenzuarbeiten, das eigene Chips entwickelt und über das Know-how und die Expertise verfügt und offen für unsere Anforderungen ist, ist enorm.“ David Brown, Vice President of Compute bei Amazon Web Services, beschreibt die gemeinsame Strategie: „Das Ziel ist es, dem Bedarf der Kunden immer einen Schritt voraus zu sein.“ Die beiden Partner planen eine bereits eine gemeinsame Infrastruktur über „Project Rainier“ hinaus.
Geschäftsbeziehung mit Risiko
Amazon entwickelt zwar eigene KI-Modelle, pflegt aber deutlich engere Beziehungen zu Anthropic als Google, die sich auf Gemini konzentrieren. Anthropic ist Amazons drittgrößte Investition nach MGM Studios und Whole Food Markets. Die Claude-Modelle von Anthropic sind in Amazon-Produkte wie den verbesserten digitalen Sprachassistenten Alexa+ und den Streaming-Dienst Prime Video integriert.
Die AI-Allianz der beiden Unternehmen birgt jedoch auch Risiken. Anthropic verzeichnet einen jährlichen Umsatz von über 4 Milliarden Dollar – ein kleiner Teil der 107 Milliarden Dollar, die Amazon Web Services im Geschäftsjahr 2024 erwirtschaftet hat. Amazons Entscheidung, in die Entwicklung eigener KI-Modelle zu investieren, könnte langfristig eine Herausforderung für Anthropic darstellen, das auf den Tech-Giganten angewiesen ist, um Unternehmenskunden zu gewinnen.