Kirche

Aus Science Fiction wird Realität: Die KI-Gottesdienste sind da

Roboter mit Maske. © Maximalfocus auf Unsplash
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Wir schreiben das Jahr 2093. Menschen sitzen in der Kirche und lauschen den Worten eines Avatars auf einem Fernsehbildschirm über dem Altar, der eine 40-minütige Predigt hält. Der Text dazu wurde von ChatGPT verfasst. Draußen schwirren die Flugtaxis, das Kirchenkreuz dient als 7G-Masten. Gut, das ist vielleicht doch etwas übertrieben. Aber: Zumindest der erste Teil der Einleitung ist bereits Realität. Was nach ferner Zukunft oder gar einer Szene aus einem Science-Fiction-Film klingt, wurde letzten Freitag in der St. Pauls-Kirche in der bayerischen Stadt Fürth getestet: Einen Gottesdienst per KI.

Wort Gottes aus dem Mund eines Avatars

„Liebe Freunde, es ist mir eine Ehre, hier zu stehen und euch als erste künstliche Intelligenz auf dem diesjährigen Evangelischen Kongress in Deutschland zu predigen“, sagte einer der Avatare mit ausdruckslosem Gesicht und monotoner Stimme. Danach forderte er die über 300 anwesenden Gläubigen in der vollbesetzten Pauluskirche im bayerischen Fürth auf, sich aus den Kirchenbänken zu erheben und den Herrn zu preisen. Das Experiment wurde vergangenen Freitag von vier verschiedenen Avataren geleitet, zwei jungen Frauen und zwei jungen Männern. Der 40-minütige Gottesdienst, bei dem Spiritualität auf Technik trifft, sollte so realistisch wie möglich gehalten werden und beinhalte Predigten, Gebete und Musik.

KI-Experiment in Bayern von Uni Wien-Theologen

Der Kopf hinter allem heißt Jonas Simmerlein, ein Theologe und Philosoph der Universität Wien. Der 29-jährige Wissenschaftler meinte gegenüber der Associated Press: „Ich habe diesen Dienst konzipiert – aber eigentlich habe ich ihn eher begleitet, weil ich sagen würde, dass etwa 98 % von der Maschine stammen. Ich sagte der künstlichen Intelligenz: Wir sind auf dem Kirchentag, du bist Prediger:in. Wie würde ein Gottesdienst aussehen?“

Der außergewöhnliche Gottesdienst war Teil des Deutschen Evangelischen Kirchentags, einer Kongressveranstaltung, die regelmäßig in Deutschland stattfindet und Tausende von Gläubigen anzieht. Die Teilnehmer:innen beten, singen und diskutieren hier alle zwei Jahre gemeinsam über ihren Glauben. Zudem werden aktuelle Weltangelegenheiten besprochen und Lösungen für wichtige Themen gesucht. Die Themen in diesem Jahr: Klimawandel, der Krieg in der Ukraine und natürlich künstliche Intelligenz.

Gemischte Reaktionen

Anna Puzio, eine 28-jährige Forscherin für Technologieethik an der Universität Twente in den Niederlanden, nahm ebenfalls an dem Gottesdienst teil. Sie meinte gegenüber der AP, sie sehe viele Möglichkeiten in der Nutzung von KI in der Religion, wie zum Beispiel die leichtere Verfügbarkeit von religiösen Diensten und die Einbeziehung von Gläubigen, die aus verschiedenen Gründen nicht persönlich mit anderen in Gotteshäusern ihren Glauben erleben können.

Allerdings wies sie auch auf die Gefahren hin, die mit der Nutzung von KI in der Religion einhergehen: „Die Herausforderung, die ich sehe, besteht darin, dass KI sehr menschenähnlich ist und es leicht ist, von ihr getäuscht zu werden.”

Einige Mitglieder der Gemeinde, wie die 54-jährige IT-Expertin Heiderose Schmidt, empfanden den Mangel an Emotionen und die monotone Sprache des Avatars als abstoßend. Sie bemerkten, dass der Avatar „kein Gefühl und keine Persönlichkeit“ hatte. Andere, wie der lutherische Pfarrer Marc Jansen, 31, hatten eine positivere Meinung. Er sagte, dass er eigentlich Schlimmeres erwartet hatte, aber positiv überrascht war, wie gut es funktioniert hat.

Lediglich als Unterstützung

Simmerlein rechtfertigt sein Experiment und erklärte, dass sein Ziel nicht darin bestehe, Prediger:innen zu ersetzen, sondern KI als unterstützendes Werkzeug zu nutzen. Zum Beispiel könnte die KI Ideen für bevorstehende Predigten liefern oder den Schreibprozess von Predigten beschleunigen, so dass mehr Zeit für die individuelle geistliche Betreuung bliebt.

„Künstliche Intelligenz wird zunehmend alle Bereiche unseres Lebens übernehmen, in all ihren Facetten. Daher ist es nützlich, den Umgang damit zu lernen“, meinte der Theologe abschließend.

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