Diskussionsrunde

Trending Talk: Die Blockchain „schaltet Mittelsmänner aus“ und wird „die Wirtschaftswelt verändern“

Andreas Petersson (Minebox), Bastian Kellhofer (Trending Topics), Magdalena Isbrandt (House of Nakamoto) und Paul Polterauer (HERocoin). © Trending Topics
Andreas Petersson (Minebox), Bastian Kellhofer (Trending Topics), Magdalena Isbrandt (House of Nakamoto) und Paul Polterauer (HERocoin). © Trending Topics
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Wir hatten gestern mit Magdalena Isbrandt, Chefin der Bitcoin-Bank „House of Nakamoto“, Andreas Petersen von Minebox und Paul Polterer von Herosphere einige der wichtigsten Player der österreichischen Blockchain-Szene zu Gast. Wir haben über die Entwicklung der österreichischen Blockchain-Startups, ihre persönlichen Einschätzungen über die politische Tragweite der neuen Technologie und die Akzeptanz der Kryptowährungen in der breiten Masse gesprochen.

Die Gäste

„Bitcoin raus aus der Schmuddelecke“ – Magdalena Isbrandt hat mit „House of Nakamoto“ den weltweit ersten stationären Laden für Bitcoin-Kauf und Verkauf im 1. Wiener Bezirk eröffnet. Isbrandt will Bitcoin mit ihrem Shop sichtbar machen und der digitalen Währung ein physisches Zuhause inmitten der Gesellschaft geben. In der Führichgasse 2 gibt es neben dem Handel mit den Kryptowährungen für Einsteiger eine Erstberatung zum Trading, für Bitcoin-Fans Tassen und T-Shirts und für Anleger wichtiges Zubehör wie Hard Wallets. Isbrandt will das Konzept auch in andere Großstädte bringen. Geplant sind 20 Shops in 20 Metropolen.

Der Blockchain-Server für zuhause – Andreas Petersson ist der Gründer von Minebox. Wer Google, Dropbox und Amazon nicht vertraut, kann seine Daten auf den kleinen dezentralen Servern von Minebox zuhause speichern und sichern. Die Besonderheit: Back-ups werden dank Blockchain auf anderen Servern der Firma gespeichert. Petersen beschäftigt sich seit 2011 mit Kryptowährungen und berät Firmen in Sicherheitsfragen bei ICOs.

Der erste ICO nach österreichischem Recht – Paul Polterauer ist zur Zeit viel unterwegs. Er macht weltweit Werbung für den ICO von Herosphere. Das Unternehmen will den Online-Wetthandel mit Peer-2-Peer-Wetten nachhaltig verändern. Buchmacher und Onlineanbieter werden durch Herosphere obsolet. Bislang hat das Unternehmen durch den ICO anderthalb Millionen Euro eingesammelt.

Der Talk

Die besten Zitate

Wie geht man mit politischen Graubereichen um?

Isbrandt: „Ich verfolge die politischen Entwicklungen. Aber ich denke, dass Bitcoins nicht aufzuhalten sind. Wenn Regierungen versuchen würden, Bitcoins zu verbieten, müssten sie an jedem einzelnen Computer auf der Blockchain Maßnahmen ergreifen. Das ist unglaublich teuer. Bei ICOs sehe ich das ein bisschen anders. Die bewegen sich wirklich in einer Grauzone. Einerseits ist es super, dass Menschen ohne Hilfe von Banken Geld in Unternehmen können, aber 95 Prozent der ICOs sind Shitcoins, hinter denen kein Geschäftsmodell steht. Aber manche Unternehmen sind eine absolute Bereicherung. Letztendlich geht es nicht um die Kursentwicklung. Wenn Staaten Gesetze installieren, wird das Auswirkungen auf den Preis haben. Aber an der Technologie wird das nichts ändern. Die Blockchain wird bleiben und die Wirtschaftswelt verändern.“

Das Ende der Mittelmänner?

Polterauer: „Die Blockchain schaltete die Mittelsmänner aus.Wir fokussieren uns auf die Wetten. Wir stellen die Infrastruktur zur Verfügung, dass Menschen ohne Buchmacher, die die Quoten festlegen gegeneinander wetten können. Sie organisieren sich die Wette selbst. Das spiegelt den Grundgedanken der Blockchain wieder. Für Geldüberweisungen braucht man eine Bank, die sie abwickelt. Das kostet viel Geld und dauert mehrere Tage. Mit Bitcoin passiert das in 30 Minuten, global und fast gratis. Ich habe zum Beispiel eine Überweisung an einen Übersetzer nach Hongkong gemacht. Es hat vier Tage gedauert, bis er sein Geld hatte und mit der Arbeit anfangen konnte. Das ist einfach ineffizient. Zum Glück akzeptieren viele schon Bitcoin.“

Wie lässt sich die Skalierungsproblematik lösen?

Petersen: „Wie können wir Bitcoin und andere Blockchain-Technologien so weit skalieren, dass jeder auf der Welt etwas davon hat? Für einfache Arten der Transaktionen gibt es keine technische Hürden, die das unmöglich machen. Im Bitcoin-Netzwerk gibt es interne hitzige Diskussionen, wie die Skalierbarkeit gelöst werden kann. Dort wollen Gruppierungen, aus welchen Gründen auch immer, die Blockgrößen mit allen Mitteln klein halten. Es gibt andere Chains, die riesige Blöcke mit 50.000 Transaktionen pro Sekunde schaffen. Die besten Wissenschaftler sitzen an dem Thema dran. Die Skalierungsproblematik wird sich für viele Projekte von alleine lösen. Es wird nur noch etwas dauern.“

Unsicherheit durch Forks?

Isbrandt: „Ich sehe die Meinungsunterschiede sehr positiv. Es läuft demokratisch ab. Es gibt nicht eine Person oder Organisation, die Entscheidungen fällt, sondern es ist ein demokratisches System. Für normale Nutzer ist das sicher verunsichernd, aber dafür sind wir ja mit unseren Beratungen da.“

Was tut man gegen Hacker?

Polterauer: „Es gibt extrem viele Versuche unseren ICO zu hacken. In unserem Slack-Channel gibt es immer wieder Bot-Nachrichten, die unsere User auffordert, Ethereum an uns fremde Adressen zu überweisen. Auch unsere Landing-Page wurde nachgebaut. Auf der detailgetreuen Kopie werden Leute zum Überweisen aufgefordert, nur landen die Ethereum dann nicht bei unserem ICO, sondern bei irgendeinem Dritten. Das Geld ist dann futsch. Wir haben es geschafft, die Seite schnell abzudrehen. In der Systemsicherheit steckt viel Hirnschmalz, aber wir müssen immer alles beobachten und sehr schnell reagieren, wenn solche Hackversuche stattfinden.“

Petersson: „Im Umfeld der Kryptowährungen müssen Konsumenten extrem aufmerksam sein. Es steht keine Bank hinter den Transaktionen. Bei Verlusten kann man niemanden verantwortlich machen. Wir haben sehr hohe Hürden eingezogen, um das Geld der Leute zu schützen. Als ich bei mycelium gearbeitet habe, ging es dort um deutlich mehr Geld als bei einem kleinen ICO. Dort lagen auch bei der damaligen Marktkapitalisierung viele Millionen auf den Wallets herum. Personalisierte Phising-Attacken waren da an der Tagesordnung. Die Angreifer wussten genau, mit wem sie kommunizieren. Als Software-Entwickler muss man sehr aufmerksam sein, weil die Hacker genau recherchieren, mit wem sie es auf der anderen Seite zu tun haben.

Ein Blick in die Zukunft

Isbrandt: „2022 wird es keine Banken mehr geben, nur noch Kryptowährungen. Wir werden für jede Anwendung einen anderen Coin oder Token haben. Den Strom-Coin, den Miet-Coin, den Lohn-Coin, die Währungen werden im direkten Wettbewerb zueinander stehen und jeder Konsument kann sich seine Favoriten wählen, die am besten zu ihm passt.“

Polterauer: „Wir sehen es ähnlich. Die Blockchain wird bald im realen Leben ankommen. Es wird verschiedenste Coins geben, die man einsetzen kann. Ich denke aber nicht, dass ich mich in Zukunft selbst darum kümmern muss, sondern es wird intelligente Systeme geben, die mir die Verwaltung erleichtern. Wenn man an der Kasse dann mit Smartphone, Linse oder Fingerabdruck bezahlt, wird das System automatisch erkennen, welche Währung gerade am besten einsetzbar ist. Große Institute werden als Zwischenhändler wegfallen. Transaktionen werden schneller und günstiger und das ist im Interesse aller Konsumenten. Die Auswirkungen werden wir bald spüren.“

Petersson: „In fünf Jahren wird es noch Banken geben, so schnell werden sie nicht verschwinden. Sie beschäftigen sich intensiv mit dem Thema, aber sie werden sich anpassen müssen. Prozesse werden sich massiv beschleunigen. Das betrifft nicht nur Banken, sondern ganz viele Organisationen. Die Verbreiterung der Anwendungsfälle wird kommen: Zertifizierung, Authentifizierung, Zeitstempel-Dienste, Identitäts-Management. Bei Kooperationen mit Unternehmen wird es dann Lizenz-Token oder Access-Token geben, die dann in vielen anderen Kontexten eingesetzt werden können. Diese Token werden breit eingesetzt werden. Technologisch wird sich das schnell entwickeln. Es gibt so viele Ansätze aktuell: Im IoT-Bereich wird die Blockchain vieles verändern und auch in meinem Bereich, dem dezentralen Speichern, findet der Umbruch jetzt schon statt. Klassische Daten-Zentren werden nicht mehr die Relevanz haben wie heute.“

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