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„KI wird das Geschäftsmodell des Web grundlegend verändern“ – Cloudflare-CEO

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In einem aufschlussreichen Interview beim Bernard L. Schwartz Annual Lecture des Council on Foreign Relations hat Cloudflare-CEO Matthew Prince eine alarmierende Prognose für die Zukunft des Internets geäußert: Künstliche Intelligenz könnte das fundamentale Geschäftsmodell des Webs zerstören.

Princes Kernaussage: „KI wird das Geschäftsmodell des Web grundlegend verändern.“ Sein Unternehmen Cloudflare betreibt ein globales Netzwerk, das als Reverse Proxy für Webverkehr fungiert und Websites, Anwendungen und Netzwerke schneller, sicherer und zuverlässiger macht, indem es Inhalte über weltweit verteilte Server cached und ausliefert. Es bietet Schutz etwa vor DDoS-Angriffen und verbessert die Ladezeiten – und Cloudflare kennt deswegen auch die Zugriffe, die Webseiten erhalten. Und genau da findet derzeit ein fundamentaler Wandel statt.

Die Veränderung des Suchparadigmas

Prince beschreibt, wie sich das Suchverhalten im Internet dramatisch verändert hat: „Das Geschäftsmodell des Webs in den letzten fünfzehn Jahren basierte auf Suche. Auf die eine oder andere Weise treibt Suche alles an, was online passiert.“

Vor zehn Jahren lieferte eine Google-Suche eine Liste mit zehn blauen Links. Damals galt die Faustregel: Für jede zwei Webseiten, die Google indexierte, erhielt die originale Website einen Besucher – ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Sammeln von Inhalten und der Weiterleitung von Traffic.

Heute hat sich dieses Verhältnis dramatisch verschlechtert: „Es braucht jetzt sechs indexierte Seiten, um einen Besucher zu bekommen“, erklärt Prince. Der Grund: „Heute werden 75 Prozent der Anfragen, die bei Google eingehen, beantwortet, ohne dass Sie Google verlassen müssen.“

KI verschärft das Problem exponentiell

Doch was bei Google bereits problematisch ist, wird bei KI-Systemen zur existenziellen Bedrohung für Content-Ersteller. Diese würden schon von Google immer weniger Traffic bekommen, aber von Chatbots noch viel weniger. „Bei Google ist das Verhältnis heute sechs zu eins. Was glauben Sie, wie es bei OpenAI aussieht? 250 zu eins. Und bei Anthropic? 6.000 zu eins“, warnt Prince.

Diese Zahlen bedeuten: KI-Modelle nutzen tausende Webseiten als Trainingsmaterial, leiten aber praktisch keinen Traffic mehr zu den Originalquellen zurück. Der Inhalt wird absorbiert, verarbeitet und in den Antworten verwendet, ohne dass die Urheber davon profitieren.

Das Dilemma der Inhaltsschöpfer

„Das Geschäftsmodell des Webs kann nicht überleben, wenn es keine Veränderung gibt“, mahnt Prince. „Denn immer mehr werden die Antworten auf die Fragen, die Sie stellen, Sie nicht zur Originalquelle führen, sondern zu einer Ableitung dieser Quelle.“ Die Konsequenz sei fatal: „Wenn Content-Ersteller keinen Wert aus dem ziehen können, was sie tun, dann werden sie keine Originalinhalte mehr erstellen.“

Prince erkennt an, dass einige KI-Unternehmen wie OpenAI unter Sam Altman dieses Problem verstehen. Doch er weist auf ein klassisches Marktversagen hin: „Er kann nicht der Einzige sein, der für Inhalte bezahlt, während alle anderen sie kostenlos bekommen.“

Eine Brücke zwischen Welten

Als Unternehmen, das sowohl mit 80 Prozent der KI-Firmen als auch mit 20 bis 30 Prozent der Webseiten zusammenarbeitet, sieht Cloudflare sich in einer Vermittlerrolle. Prince und sein Team denken intensiv darüber nach, wie ein nachhaltiges Modell für die Zukunft aussehen könnte. Die Herausforderung bestehe darin, ein Gleichgewicht zu finden zwischen der innovativen Kraft der KI und dem Schutz jener Kreativwirtschaft, die überhaupt erst die Inhalte erschafft, von denen KI-Systeme abhängen.

Princes Warnung ist deutlich: Ohne eine grundlegende Neuausrichtung des Verhältnisses zwischen KI-Unternehmen und Content-Erstellern steht das gesamte Ökosystem des freien Internets auf dem Spiel.

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