Klimakonferenz COP30 startet ohne USA, dafür mit chinesischen E-Autos

„Wald-COP“, „Umsetzungs-COP“, „COP der Wahrheit“: Der UN-Klimagipfel COP30 hat am Montag in Belém, Brasilien, begonnen und hat shcon viele Namen im Vorfeld bekommen. Der Klimagipfel wird maßgeblich durch die Abwesenheit der USA geprägt. Washington entsendet keine hochrangigen Vertreter in die Amazonas-Metropole, wie das Weiße Haus am Freitag bestätigte. Präsident Donald Trump hat die USA aus dem Pariser Klimaabkommen zurückgezogen und bezeichnet den Klimawandel als Schwindel.
„Präsident Trump wird die wirtschaftliche und nationale Sicherheit unseres Landes nicht gefährden, um vage Klimaziele zu verfolgen, die andere Länder ruinieren“, erklärte White House-Sprecherin Taylor Rogers. Analysten erwarten, dass China den entstehenden Raum teilweise füllt: Brasilien setzt bei der COP30 chinesische Elektrofahrzeuge für den Teilnehmertransport ein – ein Signal, dass „die Welt voranschreitet, auch ohne US-amerikanische politische und technologische Führung“, wie ein Experte kommentiert.
Indigene Völker und Waldschutz im Zentrum
Mit dem größten Regenwald der Welt vor der Haustür positioniert sich Belém als idealer Ort, um die Rolle indigener Völker beim Klimaschutz zu betonen. Die Regierung von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva erwartet über 3.000 indigene Delegierte – ein drastischer Anstieg gegenüber nur 170 Teilnehmern beim letztjährigen Gipfel in Aserbaidschan.
„Dieses Mal kommen die Staatschefs nach Belém, ins Herz des Amazonas, näher an unsere Häuser, unsere Flüsse, unsere Territorien“, sagt Olivia Bisa, Anführerin der Chapra-Nation in Peru. Bereits vor dem offiziellen Start haben Dutzende Länder Unterstützung für Brasiliens Tropical Forests Forever Facility zugesagt. Der Fonds hat bis Freitag 5,5 Milliarden Dollar an Zusagen erhalten und strebt langfristig 125 Milliarden Dollar an. Das Modell kehrt die ökonomische Logik der Entwaldung um: Über 70 waldreiche Länder – von Kongo bis Kolumbien – erhalten Zahlungen, solange sie die Abholzung unter einer festgelegten Rate halten.
„Wir haben versagt, unter 1,5 Grad zu bleiben“
UN-Generalsekretär Guterres, der diese Klima-Konferenz als „COP der Wahrheit“ bezeichnete, warnte in seiner Rede eindringlich vor dem Scheitern im Kampf gegen die Klimakrise. Er stellte fest: „Die harte Wahrheit ist, dass wir versagt haben, unter 1,5 Grad zu bleiben“ und dass ein temporäres Überschreiten dieser kritischen Grenze ab Anfang der 2030er Jahre unvermeidbar sei. Dies stelle einen moralischen Fehlschlag dar, mit dramatischen Konsequenzen für Milliarden Menschen. Dennoch betonte er, dass die Menschheit „noch nie besser ausgerüstet war, um zurückzuschlagen“, da erneuerbare Energien mittlerweile die günstigsten Energiequellen seien und 2024 Investitionen in saubere Energie die fossilen Brennstoffe um 800 Milliarden Dollar übertroffen hätten.
Guterres forderte entschlossenes politisches Handeln und beklagte: „Was noch fehlt, ist politischer Mut“, da zu viele Regierungen den Interessen der fossilen Brennstoffindustrie verhaftet blieben. Er rief die COP30 dazu auf, ein Jahrzehnt der Beschleunigung einzuleiten, mit konkreten Maßnahmen wie dem schnellen Ausbau erneuerbarer Energien, dem Ausstieg aus der Kohle und der Bereitstellung von 1,3 Billionen Dollar jährlich für Klimafinanzierung in Entwicklungsländern bis 2035. Die Entscheidung liege klar auf der Hand: Entweder die Welt handle jetzt führend, oder sie werde in den Untergang geführt.
Greenpeace fordert Steuer auf fossile Profite
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert zu Beginn der Verhandlungen einen internationalen 1,5-Grad-Aktionsplan mit drei zentralen Säulen: Waldschutz, grüne Energiewende und ausreichend Klimafinanzierung. „Belém kann zu einem Zeichen der Hoffnung werden, wenn genügend Staaten sich zusammenschließen und einen internationalen Aktionsplan vorlegen, der den Ausstieg aus den Fossilen vorantreibt und die Zerstörung der Wälder stoppt“, erklärt Jasmin Duregger, Klimaexpertin bei Greenpeace Österreich vor Ort. Greenpeace plädiert dafür, fossile Konzerne angemessen zu besteuern und die Einnahmen für Klimaschutzmaßnahmen zu nutzen. „Noch immer verdienen sich Öl- und Gaskonzerne eine goldene Nase, während sie die Erderhitzung befeuern. Wer zerstört, muss zahlen! Es ist höchste Zeit für eine Steuer auf fossile Profite“, so Duregger.
Auch Österreichs Klimaminister Norbert Totschnig nimmt an den zweiwöchigen Verhandlungen teil. Greenpeace fordert von ihm ein ehrgeiziges Auftreten – und Hausaufgaben daheim: Österreichs Ausstieg aus Öl und Gas komme nur schleppend voran, Förderungen für den Heizungstausch würden gekürzt, während weiter nach Gas gebohrt werde. Die Organisation verlangt, dass Österreich den Ausstieg bis 2040 verbindlich im Klimagesetz verankert und seine Blockade bei der EU-Entwaldungsverordnung aufgibt.
Erneuerbare Energien mittlerweile günstiger als Kohle, Öl und Gas
Zehn Jahre nach dem historischen Pariser Abkommen steht die Staatengemeinschaft vor einer Bestandsaufnahme: Die Jahresdurchschnittstemperatur des Planeten ist in der vergangenen Dekade um 0,46 Grad Celsius gestiegen – einer der größten Temperatursprünge in einem Zehnjahreszeitraum. Das Pariser Abkommen sollte die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius über dem historischen Durchschnitt begrenzen, doch viele Wissenschaftler halten dieses Ziel mittlerweile für unerreichbar. Fortschritte gibt es dennoch: Erneuerbare Energien sind inzwischen an den meisten Orten günstiger als Kohle, Öl und Gas. Und wenn Länder ihre bisherigen Zusagen umsetzen, könnte mehr als ein volles Grad Celsius Erwärmung verhindert werden.
Anders als beim Pariser Abkommen erwarten Organisatoren und Analysten dieses Jahr keinen ambitionierten neuen Deal. Stattdessen rahmen sie die COP30 als „Umsetzungs-COP“ ein. „Diejenigen, die nach Belém gehen und fragen ‚welches Abkommen wird dabei herauskommen?‘, stellen die falsche Frage“, sagt Christiana Figueres, ehemalige UN-Klimachefin. Die Abwesenheit der USA wirft allerdings Schatten auf die Verhandlungen. Es gibt Befürchtungen, dass dies einen breiteren Rückzug aus der Klimapolitik signalisieren könnte.
























