Ausgangssperren: Satellit beobachtet Rückgang der Luftverschmutzung
So groß das Leid vieler Menschen und der Schaden für die Wirtschaft – die Ausbreitung des Coronavirus und die damit verbundenen Maßnahmen haben auch positive Auswirkungen. Das zeigen neue Daten der European Space Agency (ESA), die heute veröffentlicht wurden. Ihnen zufolge ist die Luftverschmutzung in europäischen Ballungszentren seit der Einführung von Ausgangsbeschränkungen bzw. -sperren signifikant zurückgegangen. Laut Josef Aschbacher von der ESA gibt es Rückgänge von bis zu 40 Prozent.
Das Royal Netherlands Meteorological Institute (KNMI) hat für diese Analyse Daten des Satelliten Copernicus Sentinel-5P verwendet, der 2017 in die Erdumlaufbahn geschickt wurde, um von dort Schadstoffe in der Troposphäre (unterste Schicht der Atmosphäre, bis zu 15 km) wie Ozon, Stickstoffdioxid, Kohlenmonoxid, Formaldehyd und Schwefeldioxid zu messen.
Das KNMI hat nun Daten zu den Stickstoffdioxid-Werten zwischen dem 14. und 25. März mit jenem aus dem Vorjahr verglichen. Um wirklich konkrete Aussagen treffen zu können, müssen die Forscher Daten über einen längeren Zeitraum messen, da es aufgrund unterschiedlicher Wetterbedingungen immer wieder Schwankungen bei den Werten gibt.
Stickstoffdioxid (NO2) ist ein giftiges Gas wird durch Autos, Kraftwerke und Fabriken verursacht und wird mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Asthma in Verbindung gebracht. Auch viele Pflanzen reagieren empfindlich auf das Gas.
Weitere Messungen notwendig
„Die Chemie in unserer Atmosphäre ist nichtlinear. Daher kann der prozentuale Rückgang der Konzentrationen etwas vomm Rückgang der Emissionen abweichen. Modelle zur Atmosphärenchemie, die tägliche Wetteränderungen berücksichtigen, in Kombination mit inversen Modellierungstechniken sind erforderlich, um die Emission auf der Grundlage der Satellitenbeobachtungen zu quantifizieren“, so Henk Eskes vom KNMI.
Die größten Unterschiede zum Vorjahr konnten die Forscher in der Troposphäre über Mailand, Paris und Madrid beobachten. Nun wollen sie daran gehen, auch Messungen im Nordwesten Europas zu analysieren – etwa von Großbritannien und den Niederlanden. Diese beiden Länder waren bisher zögerlich, was Ausgangssperren anging.