SpaceTech

ESA BIC: In Graz entwickelt die Europäische Raumfahrtsagentur Startups

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Graz ist eine Hochburg der Weltraumforschung. Als 2004 die Trägerrakete Ariane 5 G+ mit der drei Tonnen schweren Rosetta-Sonde in Französisch-Guayana die Erde verließ, waren etwa ein Viertel der Instrumente an Bord aus Graz. Am Institut für Weltraumforschung der Akademie der Wissenschaften beschäftigen sich mehr als 100 Wissenschaftler mit Raumfahrttechnologien und die Grazer Unis bieten einen eigenen Space-Sciences-Lehrgang an. Weniger bekannt ist, dass in Graz auch eine Brutstätte für SpaceTech-Startups beheimatet ist: Die Europäische Weltraumorganisation ESA betreibt eines der größten Inkubatoren-Netzwerke Europas und hat ihr Startup-Zentrum am Science Park Graz angesiedelt.

Geführt werden Science Park Graz und das ESA-BIC-Zentrum von Martin Mössler. Der studierte Politikwissenschafter (Salzburg, Oxford und London), mit technischem Hintergrund im Maschinenbau, war Mitinitiator des ESA BIC in Graz. Im Gespräch mit Trending Topics erzählt er, welche Ideen die ESA in Graz sucht und welche Raumfahrttechnologien in Zukunft auf der Erde eine größere Rolle spielen werden.

Die Bewerbung zum ESA BIC geht übrigens alle paar Monate auf – das nächste Mal voraussichtlich im April oder Mai.

Trending Topics: Wie ist es zur Zusammenarbeit mit der ESA gekommen?

Martin Mössler: Graz ist im Bereich Weltraumforschung die Hauptstadt Österreichs. Auch wichtig war, dass der Science Park Graz der älteste AplusB-Inkubator Österreichs ist. Uns gibt es schon seit 2002. Das hat in Summe die Raumfahrtagentur bewogen, nach Graz zu kommen. Wir sind die zentrale Startup-Vertretung der ESA in Österreich.

Wie läuft der Bewerbungsprozess für Startups genau ab?

Wir haben jährlich momentan etwa 100 Bewerber, Tendenz stark steigend, von denen wir 10 Prozent aufnehmen können. Wir entwickeln also pro Jahr rund zehn Firmen und sind damit der drittgrößte ESA-BIC-Standort in Europa – nur Deutschland und Frankreich liegen vor uns. Zusätzlich entwickeln wir weitere zehn Hightech-Unternehmen im Non-Space-Bereich.

Welche Art von Startups suchen Sie?

Wir suchen klassische Hightech-Startups mit Raumfahrt-Bezug und ambitionierter internationaler Skalierbarkeit.

Was kann man sich unter Raumfahrt-Bezug vorstellen? Haben Sie da ein Beispiel?

Die Aufgabe von ESA BIC Austria ist die Implementierung von Raumfahrt-Technologie in terrestrische Anwendungen. Ein Beispiel dafür ist die Photovoltaik-Zelle. Ursprünglich wurde diese für Satelliten-Missionen entwickelt, um Kommunikations-Satelliten mit Strom versorgen zu können. Die erste terrestrische Anwendung war in Taschenrechnern, die zunächst Unsummen kosteten – der Quadratmeter Photovoltaik belief sich anfänglich auf über 100.000 Euro. Heute finden sich derartige Zellen aufgrund der gefallenen Preise auf den Dächern von Einfamilienhäusern. Ein weiteres Beispiel ist der Rauchmelder, der auch ursprünglich aus der Raumfahrttechnologie kommt.

Gibt es auch aktuelle Beispiele von Raumfahrttechnologien, die in Zukunft Alltag sein werden?

Ein sehr schönes, aktuelles Beispiel ist Robotic Eyes. Eine Firma, die Baupläne durch Hologramme ersetzt. Mit Geolocation-Daten werden die virtuellen Gebäude so simuliert, dass man sie quasi betreten kann. Ein anderes Beispiel ist Drone Rescue, ein Rettungsfallschirm-System für Drohnen, welches auf Satellitennavigation und intelligenten Algorithmen basiert. Auch ein wichtiger Bereich, wo Raumfahrttechnologie eingesetzt wird, ist das autonome Fahren. Noch früher wird sich das autonome Fliegen durchsetzen, da das viel leichter umsetzbar ist.

Fliegen Flugzeuge nicht heute schon hauptsächlich per Autopilot?

Bei Autopiloten spielt eine Vielzahl an Instrumenten zusammen, die teilweise Autonomie des Flugzeugs greift primär während des Flugs. Start und Landung sind noch nicht autonom.

Was fehlt noch?

Ein Aspekt ist die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz. Auch rechtliche Detailfragen gilt es noch zu klären. Aus technischer Perspektive hätten wir alle kritischen Systeme, um Flugzeuge autonom fliegen zu lassen. Fahrzeugautonomie im Straßenverkehr ist wesentlich komplexer, weil zahlreiche Faktoren wie etwa Fußgänger, Schatten, Bäume, fehlerhafte Markierungen und die Sonneneinstrahlung eine Rolle spielen. Eine zentrale Rolle in all diesen Anwendungen wird jedenfalls Galileo, das global präziseste Navigationssystem, der Europäischen Raumfahrtagentur ESA spielen. Galileo ist sicher auch eine der Voraussetzungen für rasche Fortschritte sowie das komplett vernetzte Fahrzeug, das sich völlig autonom bewegt.

Was erwartet Startups im ESA-Inkubator in Graz?

Der Science Park Graz, das ESA BIC Mutterschiff, ist einer der stärksten Inkubatoren Österreichs, der auch in Zentral-Süd-Ost-Europa eine große Rolle spielt. Der Fokus auf CEE ist der Raumfahrtagentur wichtig. Startups werden in ein Mentorship-Programm integriert, das vor allem aus Professorinnen und Professoren der Grazer Universitäten sowie erfahrenen Wirtschaftsgrößen besteht. Es erwartet sie aber auch das gesamte Netzwerk der ESA und deren Startup-Inkubatoren. Wir sind damit in eines der stärksten Startup-Netzwerke der Welt eingebettet und auch in eines der elitärsten. Die Startups bekommen weiters 50.000 Euro Funding für IP-Protection und Prototyping.

Müssen die Startups dafür Anteile abgeben?

Nein. Starke Inkubation läuft immer über hohes Risiko. Wenn man jene Bereiche fördern will, in denen der Markt noch nicht weit entwickelt ist, dann muss das durch öffentliche Player wie die ESA oder nationale, regionale Förderprogramme erfolgen. Außerdem können sich für Inkubatoren durch Anteile Compliance Probleme ergeben. Unsere Aufgabe ist das Entwickeln von Firmen und nicht das Managen von Beteiligungs-Portfolios.

Welches Startup aus dem ESA-BIC-Programm ist ihnen am stärksten im Gedächtnis geblieben?

Wir haben viele starke Firmen, von denen wir uns Großes erwarten. Es gibt mit Drone Rescue ein wirklich spannendes Fallschirmrettungssystem, das über einen globalen USP verfügt. Wir haben auch  hochinnovative Lösungen im agrikulturellen Bereich, wo etwa Bewässerungsanlagen mittels Erdbeobachtungsdaten hochpräzise gesteuert werden, oder im Feld der Vitalüberwachung von Menschen, basierend auf Raumfahrttechnologie. And much more to come!

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