Facebook hat Netflix und Spotify Zugriff auf Privat-Messages der Nutzer gegeben
Es soll keine Dollars geflossen sein, aber dafür umso mehr Daten: Zwischen 2010 und 2017 hat Facebook eine ganze Reihe Deals mit anderen Unternehmen wie Blackberry, Amazon, Apple, Netflix, Spotify, Microsoft oder Yahoo geschlossen, die die Praktiken des Social networks wieder einmal in ein schiefes Licht rücken.
Einem Aufsehen erregenden Bericht der New York Times (NYT) zufolge, der auf vertraulichen Dokumenten beruht, soll Facebook über die Jahre mit mehr als 150 Firmen Daten-Deals geschlossen haben, die hunderte Millionen Nutzer und deren teilweise privaten Informationen betroffen haben. Prinzipiell ging es bei diesen Kooperationen darum, dass Nutzer Facebook-Funktionen bei den Digital-Angeboten der Partner nutzen konnten – etwa Empfehlungen von Freunden.
Generell sind diese Daten-Deals als Maßnahme für mehr Wachstum zu sehen: Facebook wollte in möglichst vielen anderen Diensten integriert sein, um mit möglichst vielen bestehenden und potenziellen neuen Nutzern an möglichst vielen Touchpoints in Kontakt treten zu können.
Hunderte Millionen betroffene Nutzer
Große Partner wie Amazon oder Microsoft sollen laut NYT „die Daten von Hunderten von Millionen Menschen pro Monat, einschließlich E-Mail-Adressen und Telefonnummern – ohne Wissen oder Zustimmung der Nutzer“, bekommen haben, heißt es. Es ginge um viel mehr Daten und betroffene Nutzer als im Cambridge-Analytica-Skandal.
Besonders heikel: Haben Nutzer bei Netflix oder Spotify ihre Accounts verbunden, konnten die beiden Unternehmen technisch gesehen sogar auf deren Privatnachrichten zugreifen. Facebook hat das mittlerweile sogar bestätigt. Dem Social Network zufolge hätten die Nutzer diesem Zugriff aber explizit zustimmen müssen.
Netflix drehte Funktion 2015 wieder ab
Netflix hat sich mittlerweile ebenfalls zu Wort gemeldet. Man hätte niemals auf diese privaten Daten zugegriffen und die Funktion wegen zu geringer Nutzung 2015 abgedreht. Gedacht wäre das Feature dafür gewesen, dass Nutzer Filme und Serien in Direktnachrichten an ihre Facebook-Freunde weiter empfehlen können. Zu Spotify heißt es seitens Facebook:
„After signing in to your Facebook account in Spotify’s desktop app, you could then send and receive messages without ever leaving the app. Our API provided partners with access to the person’s messages in order to power this type of feature.“
Wie und ob Facebook für die Datenweitergabe belangt werden kann, ist derweil unklar. 2011 hat das Unternehmen ein Agreement mit der US-Handelskommission Federal Trade Commission (FTC) geschlossen und versprochen, Datenschutz zu verstärken und sich regelmäßig kontrollieren zu lassen. Während ehemalige FTC-Mitarbeiter gegenüber der NYT sagten, dass die Auflagen der FTC gebrochen worden seien, behauptet Facebook derweil, dass man alle FTC-Regeln eingehalten hätte.