Interview

Fuckup Nights: „Wir haben eine Kultur des Scheiterns, aber keine positive“

Dejan Stojanovic von den Fuckup Nights. © Fuckup Nights
Dejan Stojanovic von den Fuckup Nights. © Fuckup Nights
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Berufliche Misserfolge, die auf der großen Bühne offen und ehrlich mit dem Publikum geteilt werden, auf dass diese aus den Fehlern lernen können: Das ist das Konzept der global stattfindenden Fuckup Nights. Auch in Österreich hat sich das Konzept etabliert. Große wie kleine Unternehmen holen sich den Veranstalter Dejan Stojanovic ins Haus, um sich von ihm jeweils drei bis vier Fuckups von Unternehmer:innen und anderen Persönlichkeiten präsentieren zu lassen.

Die erste Fuckup Night in Österreich fand 2014 statt. Aus dem spaßigem Event mit ernstem Hintergrund wurde mittlerweile eine Art Unternehmensberatung – der kommerzielle Arm Failure Institute richtet sich im B2B-Geschäft an Scale-ups wie Corporates, die eine Kultur des Scheiterns etablieren möchten. Im Interview spricht Stojanovic über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Formats.

Trending Topics: Die erste Fuckup Night fand mittlerweile vor 8 Jahren statt. Wie viele Menschen haben bisher an den Veranstaltungen teilgenommen?

Dejan Stojanovic: Kaum zu glauben, dass die allererste Fuckup Night in Österreich vor 8 Jahren stattgefunden hat. Ich habe die Teilnehmer:innen nicht nachgezählt. Bei 36 Events, alleine in Wien, müssten es schon viele Tausende sein.

Was waren die Highlights? Was ist der legendärste Fuckup, der präsentiert wurde?

Tatsächlich ist jede Fuckup Night ein Highlight für sich. Eine Geschichte, die mir soeben wieder einfällt, gehört sicher auch zu meinen persönlichen Highlights. Es geht um Eric Dahlstrom, Co-founder bei SpaceBase & International Space Consultants, der bei der Vermessung des Universums via Radiowellen einen kleinen “Bump”, also eine Anomalie, als unwesentlichen Fehler in der Vermessung abgestempelt hat. Jahre später hat sich herausgestellt, dass dieser kleine Bump die Aufzeichnung einer Parallelgalaxie mit zehnmilliardenfacher Masse unserer Sonne war. Sein Learning: “Those small errors can lead to big discoveries.” Wie wahr!

Es gibt mit dem Failure Institute auch eine B2B-Variante der Fuckup Night. Wer nimmt das in Anspruch?

Ja, mit dem Failure Institute bieten wir die Firmenedition der Fuckup Night, als auch weitere Workshops rund um das Thema positive Fehlerkultur, an. Wir sind dankbar und stolz zu unseren Kunden Konzerne wie z.B. Raiffeisenbank International, Danone, Mercedes-Benz Leasing Deutschland, aber auch Hidden Champions und Scale-Ups wie ready2order, TGW Mechanics, uvm. zählen zu dürfen.

In Österreich wird seit Jahren beklagt, dass es keine Kultur des Scheiterns gibt. Siehst du Anzeichen, auch durch deine Arbeit, das sich das geändert hat? Und wenn ja: Welche Anzeichen gibt es dafür?

Wir haben eine Kultur des Scheiterns. Diese ist jedoch nicht positiv und für andere ermutigend. Zahlreiche Unternehmen haben bereits erkannt, dass nur ein positiver Umgang mit Fehlern Innovationen ermöglicht und die Wettbewerbsfähigkeit sichert. Darüberhinaus findet das Thema nicht nur auf Social Media ständige Erwähnung, sondern auch Medien widmen sich – im Vergleich zu vor 8 Jahren noch – wesentlich öfter dem Thema.

Dejan Stojanovic von den Fuckup Nights. © Fuckup Nights
Dejan Stojanovic von den Fuckup Nights. © Fuckup Nights

Klaudia Bachinger, ehemals beim mittlerweile zugesperrten Startup WisR, ist nun in deinem Team. Wie kam es dazu, und was macht sie bei euch?

Wir kennen alle den Spruch: „Wenn du schnell gehen willst, dann gehe alleine. Wenn du weit gehen willst, dann musst du mit anderen zusammen gehen.” Das trifft die Zusammenarbeit mit Klaudia auf den Punkt. Die Nachfrage an meinem Failure Institute ist in den letzten Jahren sehr stark gestiegen, weshalb es eine logische Konsequenz war, nur mit einem Team zu wachsen. Klaudia bringt wertvolle Erfahrungen im Bereich Wissenstransfer mit. Mit ihren hervorragenden Coaching- und Beratungsskills unterstützt sie mich bei unserem Beratungs- und Trainingskonzepten rund um das Thema positive Fehlerkultur, Resilienz und Wissenstransfer – unter anderem bei Mercedes-Benz Leasing Deutschland.

Du planst 2023 die Ausweitung der Events auf weitere Bundesländer. Welche Strategie verfolgst du?

Seit Jahren bin ich schon vereinzelt in Niederösterreich, Kärnten und Oberösterreich. Die Resonanz ist jedesmal großartig. Für die nachhaltige und vor allem strukturierte Expansion in die weiteren Bundesländer – genauer neben Wien Niederösterreich, Burgenland, Kärnten und Oberösterreich – habe ich als strategischen Partner die Full-Service-Agentur V!MA ins Boot geholt, die mich mit ihrem Faible für Events und Community Management in vielen Bereichen unterstützen wird.

Was waren in den vergangenen 8 Jahren deine eigenen größten Fuckups?

Zeitgleich mit den Fuckup Nights habe ich vor ca. 8 Jahren das Startup crowd-o-moto co-gegründet. Das Scheitern von crowd-o-moto war sehr schmerzvoll. Jedenfalls für mich. Jetzt im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass es eventuell das Beste ist, was mir als Unternehmer passieren konnte. Ansonsten habe ich zahlreiche Projekte gestartet und wieder gekillt. Ich habe mir jedoch jedes Mal die Zeit genommen, die Lessons Learned aus allen zu ziehen.

Anmerkung: Fuckup Nights kann jede:r veranstalten. In Österreich etwa haben Bettina Wenko in Innsbruck, Lisa Steindl in Graz, Saša Filipović in Vorarlberg und Aleksandra Nagele in Salzburg ebenfalls Veranstaltungen unter der Marke, die 2012 in Mexiko ins Leben gerufen wurde, seit mehreren Jahren am Start.

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