„Funktioniert einfach nicht“: Humane AI Pin wird von ersten Tester:innen verrissen
Es wurde mitten im ChatGPT-Hype als Smartphone-Killer angepriesen, der ohne Display, aber dafür mit ziemlich viel AI daherkommt: Das neue Gadget AI Pin von Humane hat sich tatsächlich angeschickt, eine mobile Kommunikationslösung für die AI-Ära zu entwerfen. Am US-Markt für 700 Dollar (und zusätzlichen 24 Dollar/Monat für den Datentarif) zu bekommen, ist der AI Pin nun bei den ersten Tester:innen gelandet – aber die zeigen sich, gelinde gesagt, kaum begeistert.
„Dieser tragbare Computer verspricht, dich von deinem Smartphone zu befreien. Es gibt nur ein Problem: Er funktioniert einfach nicht“, schreibt The Verge. „Der AI-Pin ist eine interessante Idee, die aber so unausgegoren und in so vielen Punkten völlig unzureichend ist, dass ich niemanden kenne, dem ich empfehlen würde, die 699 Dollar für das Gerät und die 24 Dollar für das Monatsabonnement auszugeben.“ Weder die Hardware, noch die Software, noch GPT-4 (das AI-Modell von OpenAI ist für Spracheingabe- und -ausgabe da) wären auf einem Stand, um wirklich verwendet werden zu können.
The Verge zufolge würde es schon an Standardfunktionen scheitern: Der AI Pin könne weder einen Timer noch einen Alarm setzen, und diktiert man Notizen, dann muss man diese später in der Web-App abrufen – dazu braucht man klarerweise ein Smartphone oder einen anderen Computer. Auch sei das Gerät, das Anfragen ja an die Humane-Rechenzentren zur Verarbeitung durch GPT-4 senden muss, ziemlich langsam – manchmal würde es zehn Sekunden dauern, nur damit man die Antwort „konnte nicht bearbeitet werden“ zurück bekommt. Immerhin sollen die Fotos, die der Pin macht und dann in der Cloud fürs spätere Ansehen ablegt, gut aussehen.
Humane AI Pin: Vermeintlicher Smartphone-Killer um 700 Dollar mit peinlichem Fehler
„Schlamassel, das Sie noch nicht brauchen“
Weitere Kritikpunkte: Eine sehr kurze Akkulaufzeit und ein sehr schlechter integrierter Projektor, der zumindest einige Informationen auf die handfläche projizieren soll. „Die 720p-Auflösung des Projektors ist mies, und er projiziert nur grünes Licht, aber er projiziert den Text gut auf die Hand, es sei denn, man ist in hellem Licht, und dann ist er so gut wie unsichtbar“, schreibt The Verge weiter. Dazu würden weitere Mängel kommen, etwa wenn man will, das ein Song abgespielt wird oder dass Reviews zu einem Restaurant abgerufen werden. „Im Allgemeinen würde ich sagen, dass ich für jede erfolgreiche Interaktion mit dem AI Pin drei oder vier erfolglose hatte“, schreibt Tester David Pierce.
Auch Wired hält den AI Pin des Startups Humane für nicht besonders gut und beanstandet die spärliche, thermische Probleme, die zu Überhitzung führen können, ungenaue Antworten, schlechte Lesbarkeit des Projektors bei Tageslicht und schlechte Fotos und Videos bei schlechten Lichtverhältnissen. Das neue Gadget sei ein „vielversprechendes Schlamassel, das Sie noch nicht brauchen“, urteilt die Washington Post, es sei eine „Lösung für niemandes Tech-Probleme“, titelt Engadget. Auch auf YouTube kommt das Gadget nicht gut weg.
Hinter dem AI Pin jedenfalls steht das US-Startup Humane, das bisher satte 230 Mio. Dollar Investment bekommen hat. Unter anderem zählen Microsoft und Sam Altman, Gründer von OpenAI, sowie Salesforce-Gründer Marc Benioff zu den Investoren. Ebenfalls beteiligt sind SK Networks, LG Technology Ventures, Volvo Cars Tech Fund, Top Tier Capital, Hudson Bay Capital, Socium Ventures, Tiger Global, Qualcomm Ventures, Valia Ventures und Forerunner Ventures.
Humane AI Pin: Die wichtigsten Infos zum vermeintlichen „Smartphone-Killer“