Greenwell: Wo einst Öl sprudelte, zapft dieses Startup jetzt grüne Energie
Die Menschen haben tief gegraben, um an begehrte Öl- und Gasvorräte im Boden zu kommen. Nicht nur in den weltbekannten Regionen findet man sie, sondern auch in Österreich: Bohrlöcher, die nicht mehr bewirtschaftet werden, weil die Quelle versiegt ist. Doch dort, wo die Erdölindustrie keinen Nutzen mehr sieht, springt jetzt ein österreichisches Startup in die Bresche: Greenwell Energy aus Wien will geothermische Energie aus den Löchern holen und sie Biobauern zur Verfügung stellen.
„Wir sind ein richtiges Zebra. Wir sind zwar ein Startup, aber wollen die Balance zwischen Profit und Impact schaffen“, sagt CEO Asetila Köstinger, die Greenwell 2018 gemeinsam mit Robert Philipp und Werner Donke gegründet hat. Die beiden Herren sind echte Experten auf dem Gebiet der Bohrlöcher – schließlich haben sie viele Jahre lang für die Ölindustrie (OMV, Haliburton) gearbeitet. Nun geht es den dreien darum, aus den alten Bohrlöchern neue Quellen grüner Energie zu machen.
Kaltes Wasser rein, heißes Wasser raus
Und das geht so: Die Erdwärme in den oft zwei bis drei Kilometer tiefen Bohrlöchern wird angezapft, indem kaltes Wasser (15 bis 20 Grad) in sie hineingeleitet wird, und durch die Erdwärme kommt heißes Wasser (35 bis 70 Grad) wieder heraus. Dieses heiße Wasser lässt sich dann etwa dazu nutzen, um ein Glashaus zu erwärmen, in dem Gemüse oder Obst gezüchtet wird – und zwar ohne Unterbrechung 365 Tage im Jahr. So könnten Biobauern mit umweltfreundlicher Energie arbeiten.
„Die alten Bohrlöcher sind ein Schatz vor unserer Haustür“, sagt Philipp. „Die Ölfirmen haben ein anderes Geschäftsmodell, die interessiert das nicht, und die Landwirte wissen oft nicht, wie man sie nutzt.“ In der EU gebe es 85.000 Bohrlöcher, weltweit 1,2 Millionen. Greenwell geht es darum, jene zu finden und anzuzapfen, die so liegen, dass Landwirte sie nutzen können.
Immobilien inklusive Geothermie
Das Geschäftsmodell dazu nennen die Gründer „Lean Managed Agricultural Assets“. „Eigentlich sind wir Immobilienentwickler, wir entwickeln Grundstücke rund um Bohrlöcher“, sagt Philipp. Man würde die Bohrlöcher mit den entsprechenden Leitungen und Pumpen so herrichten, dass ein Landwirt sich die geothermische Energie dann „as a Service“ mieten kann. 1.500 Euro pro Monat würde das dann kosten. Günstiger als Öl, Strom, Gas oder Pellets, rechnen die Gründer vor. Und Preisschwankungen gebe es auch keine – die geothermische Energie aus dem Boden sei ja konstant – auch nicht nächsten paar Milliarden Jhare lang.
Zwei Jahre nach dem Start sind die drei nun soweit, 2021 die ersten zwei Pilotregionen zu eröffnen. Eine Nähe Hodonin im „tschechischen Weinviertel“, eine zweite im Hausruckviertel in Oberösterreich. Die COVID-Pandemie hat den Start leider verzögert, aber im Frühjahr 2021 soll es nun richtig losgehen. Die Arbeit ist aber nicht alleine damit getan, die Erdwärme in den Bohrlöchern anzuzapfen. „Innovative Bauern zu finden ist sehr schwer“, sagt Köstinger. Wie andere Immobilien Entwickler auch muss Greenwell Energy auch die Mieter für die Grundstücke finden.
Altrichter steigt ein
Behilflich dabei ist ihnen der bekannte Business Angel Michael Altrichter. Er hat das Startup, das auch beim Wiener Inkubator INiTS war, im Rahmen der #glaubandich-Challenge kennen gelernt. Mittlerweile ist er Investor und mit etwa 32 Prozent an dem Startup beteiligt. „Wir haben eigentlich nicht damit gerechnet, dass wir so gut bei den Investoren ankommen“, so Köstinger. „Wir haben eigentlich gar kein Geld gesucht, aber es hat uns dann gefunden.“
Die Greenwell-Gründer treten am 12. Jänner ab 20:15 Uhr bei der Startup-Show 2 Minuten 2 Millionen vor die Investoren-Jury. Mehr Infos finden sich hier:
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Disclaimer: Michael Altrichter und Puls 4 sind auch Investoren von Trending Topics.