Gründen in Wien: Bei diesen Startups haben Frauen das Sagen
Die Startup-Welt ist eine Männerdomäne. Genaue Zahlen, wie wenige Startups in Österreich von Frauen gegründet werden, gibt es nicht. Die Statistik der Wirtschaftskammer liefert lediglich Gründerzahlen, die alle Unternehmensformen und Branchen umfassen. Rund die Hälfte der Firmen wird demnach von Frauen gegründet. Bei schnell wachsenden, technologisch innovativen Geschäftsmodellen wird die Luft allerdings dünn – je nach Studie liegt der Frauenanteil zwischen fünf und zehn Prozent. Ein neuer Förderwettbewerb der Wirtschaftsagentur Wien, FemPower IKT, fokussiert deshalb erstmals explizit IT-Forschungsprojekte von Frauen.
„Die Startup-Kultur vereinnahmt dich“
Warum so wenige Frauen Startups gründen? „Es ist sicher auch eine Kulturfrage“, meint Lena Gansterer, die seit März die Wiener Startup-Brutstätte Impact Hub leitet. „Da spielen zum Beispiel Erziehung und Bildung eine große Rolle“. In technischen Studiengängen ist der Frauenanteil nach wie vor gering und viele Startup-Netzwerke sind männerdominiert. Außerdem: „Startups sind ein extrem riskantes Unterfangen. Dafür braucht man ein Umfeld, das einen unterstützt“, sagt Gansterer. Viele Frauen stehen auch vor dem Problem der Vereinbarkeit mit einer Familie. Gründerinnen haben oft lange Arbeitszeiten und viele Networking-Termine finden abends oder am Wochenende statt. „Die Startup-Kultur vereinnahmt dich als Person“, meint Gansterer.
Social Business: „Frauen handeln werteorientierter“
Ein Bereich, in dem man verhältnismäßig viele Gründerinnen trifft, sind Social Businesses. Der Treffpunkt der Social-Business-Szene in Wien ist das Impact Hub, ein Inkubator und Co-Working-Space für Startups, die sich mit Themen wie Armutsbekämpfung, Gesundheitsvorsorge, Migration und Integration, sauberes Trinkwasser oder Erneuerbare Energien beschäftigen. Impact Hub ist ein internationales Netzwerk mit mehr als 80 Standorten. „Bei uns war Diversität noch nie ein Problem“, sagt Gansterer. „Frauen handeln werteorientierter und haben das Gemeinwohl mehr im Blick als Männer“, erklärt die Impact-Hub-Chefin den höheren Frauenanteil im Vergleich zum Rest der Startup-Welt.
High-Tech-Startups mit sozialer Komponente
Social Entrepreneurship und HighTech schließen einander freilich nicht aus. Das Impact Hub ist Brutstätte von Robo Wunderkind, das von Anna Iarotska mitgegründet wurde und auch Wisr von Klaudia Bachinger und Three Coins von Katharina Norden sind hier groß geworden. Robo Wunderkind hat einen modularen Roboter entwickelt, mit dem Kinder programmieren lernen können, Three Coins trainiert mit Kindern und Jugendlichen Finanzkompetenzen und Wisr vernetzt Startups und „Silver Ager“ für einen Erfahrungsaustausch. Der Impact Hub öffnet im Rahmen von Gründen in Wien am 23. März seine Türen und lädt zu Workshops und Talks, bei denen auch einige der Gründerinnen anwesend sein werden.
„Computer waren immer etwas für Männer“
Julia Murczek hat vor zwei Jahren gemeinsam mit Matthias Maschek, Raimund Schumacher und Simon Wallner das Computerspiele-Studio „Lost in the Garden“ gegründet und ist damit in einer stark männerdominierten Branche tätig. Studiert hat die Programmiererin nicht an einer technischen Universität. „Computer waren immer etwas für Männer“, sagt Murczek. „Das hat etwas mit Rollenbildern zu tun, die erst sehr langsam aufbrechen“. Bewerbungen für Praktika erhält das junge Unternehmen nach wie vor fast ausschließlich von Männern. „Ich glaube absolut nicht, dass Frauen das nicht genauso gut können“, sagt Murczek. Die Gründerin selbst spielt gerne Zelda, Strategie- und Rennspiele. Diese Vorlieben seien aber nicht geschlechtsspezifisch, ist sich Murczek sicher. „Es gibt auch Frauen, die gerne Shooter spielen“. „Lost in the Garden“ kann am 23. März im Rahmen eines „Gründen in Wien“-Walks besucht werden.
FemPower IKT: Bis zu 500.000 Euro Förderung für Forscherinnen
In der betrieblichen Forschung, darunter versteht man Unternehmen, die an neuen Produkten, Verfahren oder Dienstleistungen arbeiten, ist der Frauenanteil nach wie vor niedrig – er liegt in Österreich bei knapp 24 Prozent. Bei den Informations- und Kommunikationstechnologien liegt der Frauenanteil gar nur bei 12 Prozent. Heuer bietet die Wirtschaftsagentur Wien deshalb erstmals eine spezielle Förderung für von Frauen geleitete IT-Projekte an. Der Call für „FemPower IKT“ ist noch bis 17. April offen und richtet sich an innovative Technologie-Projekte, die entweder von einer Frau geleitet werden oder an deren Umsetzung Frauen substanziell mitarbeiten. Zusätzlich werden auch Projekte angenommen, bei denen Gender Mainstreaming bereits in der Entwicklung eine zentrale Rolle spielt.
Die Wirtschaftsagentur bietet insgesamt 14 Förderprogramme an und hat heuer auch die Antragstellung für Förderungen vereinfacht. So können etwa Wiener Gründerinnen und Gründer nun bei allen Förderschwerpunkten einreichen und mehr Fördergeld abrufen. 2017 konnten insgesamt 528 neue Projekte gefördert werden. Dadurch konnten 1483 Arbeitsplätze gesichert werden.
Event-Tipp: Am 23. März 2018 findet mit „Gründen in Wien“ ein ganztägiger Event statt, bei dem du alles über die Startup-Welt der österreichischen Hauptstadt erfährst. Coworking Spaces, Jungunternehmen, Hubs, Förderstellen und Initiativen öffnen ihre Türen und zeigen allen Interessierten, wie Geschäftsideen erfolgreich realisiert werden.
Dieser Artikel entstand mit finanzieller Unterstützung der Wirtschaftsagentur Wien.