Jahrestiefstand: Der Bitcoin fällt unter 6.000 Dollar, und der Krypto-Markt fällt mit
Nach dem Hype kommt die große Ernüchterung: Zum Halbjahr hat der Kurs von Bitcoin (BTC) sein Jahrestief erreicht und wird derzeit um weniger als 6.000 Dollar an internationalen Exchanges gehandelt – bei weiter negativer Tendenz. So wenig war Bitcoin zuletzt im November 2017 wert – kurz bevor die unglaubliche Rallye losging und den Preis der Kryptowährung auf fast 20.000 Dollar trieb. Zum Vergleich: Vor genau einem Jahr, also am 29. Juni, lag der Preis von BTC bei 2.568 Dollar. Damit ist Bitcoin immerhin noch mehr als doppelt so viel wert wie noch vor einem Jahr.
Der Markt für Kryptowährungen steht derzeit nicht besser da. Die Marktkapitalisierung von insgesamt rund 1.600 an Online-Börsen gehandelten digitalen Assets liegt derzeit bei 235 Milliarden Dollar. Auch das entspricht dem niedrigsten Stand seit dem November des Vorjahres, wie Zahlen von CoinMarketCap zeigen. Waren zwischenzeitlich so genannte Altcoins wie Ethereum oder Ripple auf einem Höhenflug, sind auch diese wieder nach unten gerauscht.
Ethereum (ETH) wird nur mehr bei etwas mehr als 400 Dollar gehandelt und ist von seinem Höchststand im Jänner (fast 1.400 Dollar) um rund 70 Prozent eingebrochen. Ripple (XRP), EOS, Litecoin (LTC), Cardano (ADA), Stellar (XRP) oder Bitcoin Cash (BCH) geht es nicht besser, auch ihre Kurse stehen im dunklen Rot. Bitcoin hat derweil seine Marktdominanz zurückerobert und macht 43 Prozent des Marktes aus. Auch das zeigt: Krypto-Trader flüchten sich im schwächelnden Markt in die Leitwährung BTC zurück.
Aufschwung wollte nicht kommen
Seit dem Allzeithoch der Krypto-Märkte im Jänner 2018 sind die Kurse von Bitcoin und Co um 70 Prozent oder mehr eingebrochen. Immer wieder rechneten Anleger mit einem neuen Hoch, doch das wollte einfach nicht kommen. Weder das chinesische Neujahr noch der Tax Day in den USA oder die Entscheidung der US-Börsenaufsicht SEC, Bitcoin und Ethereum nicht als zu regulierende Wertpapiere zu behandeln, brachten einen neuen Aufschwung.
Derweil nahmen die Negativmeldungen überhand. Die Hacks von Krypto-Börsen wie Coinrail, Coincheck oder Bithumb dieses Jahr, bei denen Assets im Gegenwert von hunderten Millionen Dollar geklaut wurden, trugen nicht unbedingt zum Vertrauen gewillter Anleger bei. Hinzu kamen ständige Warnungen von Bankern und Finanzexperten, die – zurecht – vor der höchst volatilen Anlageklasse warnten. Das dürfte viele potenzielle Investoren verschreckt haben, genauso wie die immer wiederkehrenden Meldungen, dass den Krypto-Assets in verschiedenen Ländern strenge Regulierungen ins Haus stehen.
Hinzu kam die Erkenntnis von Forschern der University of Texas rund um Professor John Griffin, das der Höhenflug von Bitcoin Ende 2017, Anfang 2018 Ergebnis von Manipulationen rund um Tether und Bitfinex gewesen sein könnten. Stimmt das, dann wird der Markt derzeit auf ein normales Niveau eingedampft.
Wie geht es weiter?
Komplett düster schauen die Zukunftsaussichten für Krypto-Assets nicht aus. Kürzlich hat Facebook sein Werbevorbot für Kryptowährungen wieder gelockert, arbeitet selbst an Blockchain-Projekten und soll an einer Übernahme von Coinbase, dem in den USA führenden Broker für BTC und Ethereum, interessiert sein. Weiters haben Apps wie Circle (110 Mio. Dollar) oder Robinhood (363 Mio. Dollar) viel Investment bekommen, um ihre Mobile-Angebote zu simplen Trading-Plattformen für Kryptowährungen auszubauen. Das könnte künftig mehr Kleinanleger in den Markt locken.
Außerdem wird sich bald viel mehr in Sachen Krypto-Startups tun. Neue Risikokapital-Fonds wie jener von Andreessen Horowitz (a16z crypto) werden viel Geld in Blockchain-Startups spülen, die Otto Normalverbraucher den täglichen Umgang mit Coins und Token erleichtern werden. Offen ist da nur, wann das passieren wird.