Leak: So soll Cannabis in Deutschland legalisiert werden
Die Ampelkoalition hat es sich vorgenommen, nun liegen die ersten Eckpunkte am Tisch: Ein Leak aus Papier von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigt, wie in Deutschland künftig Konsum und Verkauf von Cannabis laufen soll. Dabei geht es nicht nur um Mengen THC, die beinhaltet sein dürfen, sondern auch um eine Steuer, die dem staat Milliarden bringen könnte.
Das sind die Eckpunkte:
- Kauf und Besitz von bis 20 Gramm Cannabis ab dem Alter von 18 Jahren soll grundsätzlich straffrei werden
- Die Menge des berauschenden Wirkstoffs THC im legalisierten Cannabis darf maximal 15 Prozent betragen.
- Menschen zwischen und 18 und 21 Jahren sollen nur Cannabis mit einem maximalen THC-Gehalt von zehn Prozent kaufen dürfen, um Gehirnschäden vorzubeugen
- Bis zu zwei Cannabispflanzen sollen im Eigenanbau erlaubt sein
- Es werden, ähnlich wie in einigen US-Bundesstaaten oder in den Niederlanden, lizensierte Geschäfte und Apotheken den Verkauf machen dürfen
- Eine Cannabissteuer, die sich nach dem THC-Gehalt richtet, könnte Steuereinnahmen durch Cannabis von etwa 1,3 Milliarden Euro pro Jahr bringen
- Cannabis-Produktion soll ausschließlich in Deutschland stattfinden
- Es soll ein Werbeverbot für Cannabis-Produkte, ähnlich Tabak, geben
Bis Ende 2022 soll es einen konkreten Gesetzesentwurf geben, die Cannabis-Legalisierung könnte dann 2023 oder 2024 starten. Deutschland würde sich einer Reihe von anderen Staaten wie Kanada, Thailand, Portugal, Spanien, Uruguay und Malta sowie einigen US-Bundesstaaten bei der Legalisierung anschließen.
Cannabis-Startups im Aufwind
Für Startups und Scale-ups sind die Pläne natürlich eine spannende Sache. SynBiotic, ein Unternehmen von Gründer Lars Müller rund um Hanfprodukte, hat beim Börsenkurs sehr stark reagiert. Die Aktie liegt in den vergangenen fünf Tagen bei einem Plus von satten 14 Prozent.
Die geplante Regulierung kommt auch der Sanity Group entgegen. Das Cannabis-Startup von Finn Hänsel und Fabian Friede hat erst im September eine Finanzierungsrunde von stattlichen 37,6 Millionen Euro erhalten; unter den Investoren ist auch British American Tobacco. Das Startup plant, in den kommenden Jahren zwischen 10 und 100 Cannabis-Stores zu eröffnen.
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Hartes Vorgehen gegen CBD-Blüten
Allerdings ist die deutsche Cannabis-Branche bei weitem nicht durchgehend optimistisch. Denn die Verurteilung zweier gewerblicher Händler von CBD-Blüten hat große Verunsicherung gebracht. Da wurde ein Unternehmer zu fast vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, weil er Handel mit Nutzhanfblüten mit Wirkstoffgehalt unter 0,2% THC (sogenannten CBD-Blüten) betrieben haben soll.
„Die Annahme, dass Konsumenten sich mit Nutzhanf berauschen könnten, ist vergleichbar mit der Gefahr, sich mit alkoholfreiem Bier zu betrinken“, heißt es da in einem Schreiben von Philipp Ferrer, Geschäftsführer der HempGroup Int. und Vorstandsmitglied des Branchenverband Cannabiswirtschaft, in Richtung Lauterbach.
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