M&A: 2021 wird starker Anstieg von Firmenübernahmen erwartet
Das von der Corona-Krise geprägte erste Halbjahr 2020 hat einer Analyse des Unternehmensberaters EY erwartungsgemäß für ein Sinken der Zahl der Transaktionen in Österreich gesorgt. Corona-bedingt ist die Zahl der Übernahmen von Firmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im ersten Halbjahr 2020 von 153 auf 133 gesunken. Dennoch: Die Transaktionsvolumina stiegen dagegen um rund 86 Prozent von 4,4 Milliarden Euro auf 8,2 Milliarden Euro.
Dieser Anstieg hat mit vier so genannten Blockbuster-Deals zu tun:
- Die Aufstockung der Beteiligung der OMV an Borealis um rund 4,1 Milliarden Euro
- der Kauf der AXA-Töchter in Polen, Tschechien und Slowakei durch die UNIQA um rund eine Milliarde Euro
- die Übernahme der ERBER-Gruppe durch DSM um 980 Millionen Euro
- der Kauf der Schweizer Globus-Warenhäuser durch die SIGNA (gemeinsam mit der thailändischen Central Group) um insgesamt rund 936 Millionen Euro
Bei der Anzahl der Transaktionen lag der der Industriesektor im ersten Halbjahr mit 37 Deals vorne, gefolgt von Unternehmen aus der Technologiebranche (28 Deals) sowie dem Immobiliensektor mit 24 Transaktionen.
2021 wird starker Anstieg erwartet
Doch was quantitativ dieses Jahr weniger wird, soll im nächsten Jahr stark steigen. Denn die Kaufpreise könnten sinken. „Nachdem die Coronakrise zu einem leichten Abbremsen geführt hat, rechnen wir mit einem weiteren Rückgang der Transaktionsdeals im nächsten halben Jahr. Andererseits sehen wir, dass Deals, die mit dem Corona-Lockdown gestoppt wurden, jetzt wieder aufgegriffen werden und die Vorbereitungsarbeiten voll im Gange sind. Ab Anfang 2021 erwarten wir einen starken Anstieg – unter anderem auch, weil Unternehmen in Schieflage geraten und zu Übernahmezielen werden. Darüber hinaus werden einige Unternehmen Desinvestitionen planen, um Liquidität zu schaffen“, so Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin der Strategie- und Transaktionsberatung (Strategy and Transactions) bei EY Österreich.
Weltweit setzen aktuell rund zwei von fünf Konzernen als Folge der COVID-19-Pandemie und im Zusammenhang mit der eigenen M&A-Strategie auf sinkende Bewertungen von Zielunternehmen. Mehr als jedes dritte Unternehmen richtet aber einen stärkeren Fokus auf die Belastbarkeit des Zielunternehmens, heißt es seitens EY.
„Aufgrund der erwarteten schwachen Konjunktur gehen wir von einer erhöhten Anzahl an sogenannten ‚Distressed‘-Situationen – also Verkäufe von angeschlagenen Unternehmen –gegen Jahresende aus. Viele Unternehmen können in Folge von Corona ihre Auftragsbücher nicht ausreichend bzw. rechtzeitig füllen und werden aktuell durch staatliche Hilfsmaßnahmen am Leben gehalten. Das Auslaufen von öffentlichen Stützungsprogrammen und Stundungen sowie die im Winter anstehenden Zahlungen von Weihnachtsgeldern werden diese Schieflage innerhalb kurzer Zeit gnadenlos aufdecken. Bereits jetzt bemerken wir ein zunehmendes Interesse von Käufern für ‚Distressed‘-Situationen“, so Bettina Rosar, Partnerin und Leiterin Corporate Restructuring bei EY Österreich.