Mehr Mittel für die ESA: Österreich investiert in Europas Raumfahrt-Zukunft

Die Weltraumbranche befindet sich zur Zeit global massiv im Wachstum. Während der Großteil der Investments in den Sektor immer noch in den USA stattfinden, versucht Europa, hier aufzuholen. Auch in Österreich gewinnt SpaceTech an Bedeutung. So hat Innovations- und Weltraumminister Peter Hanke angekündigt, dass Österreich den Beitrag zur European Space Agency (ESA) von 260 Millionen Euro auf bis zu 320 Millionen Euro heben wird. Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG empfiehlt sogar, die Investitionen für das 3-Jahres-ESA-Budget auf 500 Millionen Euro zu erhöhen. Am Donnerstag sprachen die ESA und die FFG in einem Pressegespräch über die Bedeutung von europäischen Weltraum-Investments.
ESA-Beitrag wichtig für Europas Space-Ökosystem
„Mit der Erhöhung des ESA-Beitrags setzt die Bundesregierung ein wichtiges Signal, doch es wäre noch mehr möglich und auch ratsam. Es handelt sich beim Weltraumbereich um einen sehr stark wachsenden Sektor“, sagte Karin Tausz, Geschäftsführerin der FFG, am Donnerstag. Laut der FFG ist es für Europa wichtig, im Weltraumsektor stärker und unabhängiger zu werden, vor allem angesichts der aktuellen geopolitischen Lage.
Zwischen militärischen Konflikten wie dem Ukrainekrieg und wirtschaftspolitischen Herausforderungen wie der US-Zollpolitik sei es von großer Bedeutung, einen souveränen Zugang zum All zu sichern. Dafür erforderlich seien europäische Trägerraketen, sichere Kommunikationssysteme und eigenständige Navigation. Österreichs ESA-Beitrag soll Europas strategische Fähigkeiten für Krisenprävention, Katastrophenmanagement und nationale Sicherheit stärken.
„Nicht nur einen Satelliten bauen, sondern Hunderte“
Doch auch wirtschaftlich soll der ESA-Beitrag eine wichtige Rolle spielen. Josef Aschbacher, Generaldirektor der ESA, war am Donnerstag beim Gespräch dabei und erläuterte: „Europa und auch Österreich haben die erforderlichen Talente, um im Weltraumsektor stark zu wachsen. Doch derzeit wandern viele dieser Talente ins Silicon Valley ab. Wir dürfen nicht noch mehr Kapazitäten verlieren, wir müssen in diesem Sektor stärker und schneller werden. Die Grundlagen in der Forschung und der Innovation sind gegeben, aber es fehlt noch die Industrialisierung. Wir sollten nicht nur einen Satelliten bauen, sondern Dutzende oder sogar Hunderte.“
Die österreichische Weltraumwirtschaft zählt laut FFG rund 1.300 hochspezialisierte Beschäftigte in etwa 150 Unternehmen. 75 Prozent der Beschäftigten sind in Forschung und Entwicklung tätig. Raumfahrt soll nicht nur Innovationen, sondern auch zukunftssichere Jobs im Hightech-Sektor schaffen. Studien zufolge liegt das Exportverhältnis bei ESA-Investitionen bei 1:4. Das bedeutet, dass jeder eingesetzte Euro ein Vielfaches an Exporterlösen für heimische Unternehmen bringt. Die Bruttowertschöpfung der Weltraumwirtschaft in Österreich betrage bereits rund 240 Millionen Euro jährlich.
Luft nach oben bei Investitionen in Weltraumsektor
Laut Sabine Herlitschka, Vizepräsidentin der Industriellenvereinigung, ist Österreich in drei Bereichen besonders gut positioniert: Satellitenentwicklung, Weltraumforschung und Quantenkommunikation. „Vor allem in der heimischen Forschung ist der Weltraum schon lange ein großes Thema. Wir sind hier gut positioniert und die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen aus Österreich liegt über dem EU-Durchschnitt“, so Herlitschka.
Im Jahr 2016 lag der ESA-Beitrag von Österreich bei 2,1 Prozent. Doch infolge von politischer Instabilität und wirtschaftlicher Krisen hat sich das Niveau nicht gehalten. Die FFG sieht einen Beitrag von mindestens zwei Prozent – also 500 Millionen Euro – als notwendig, um international mitzuhalten. Eine interne Erhebung der österreichischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen zeige sogar ein Auftragspotenzial von 580 Millionen Euro auf.
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Österreich als tragendes ESA-Mitglied
Die ESA startete vor 50 Jahren. Das ursprüngliche Ziel war es, Europa technisch und politisch unabhängiger von den damals führenden Raumfahrtnationen USA und Sowjetunion zu machen. Obwohl sich seither geopolitisch vieles verändert hat, bleibt die Mission dieselbe: Europas Unabhängigkeit beim Zugang zum Weltraum und seiner Nutzung in einem sicheren Umfeld zu stärken. Österreich ist 1985 Mitglied der ESA geworden.
“In Österreich ist hier bereits vieles geglückt”, betonte Innovations- und Weltraumminister Peter Hanke anlässlich des Jubiläums. “Der österreichische Weltraumsektor hat sich seit dem Beitritt zur ESA nachhaltig als tragendes Mitglied der europäischen und internationalen Weltraumcommunity entwickelt. Österreichs Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben in den letzten Jahren wichtige Kernkompetenzen aufgebaut und sind enorm wichtige Zulieferer von innovativen Technologien, Produkten und Dienstleistungen.“
Doch Österreich und Europa müssen noch viel zulegen, um sich von den USA unabhängig zu machen. Dieter Grebner, Präsident von Austro Space, kommentierte am Donnerstag: „Die Ausgaben für den Weltrumsektor in den USA stellen unsere immer noch in den Schatten. Europa dümpelt hinterher und braucht eine stärkere, gemeinsame Vision. Der Ukrainekrieg ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig Space-Technologie in heutigen Zeiten ist. Die Abhängigkeit von den USA ist hier unnötig, wir haben die Technologie, es fehlt nur die Skalierung.“