Microsoft macht bei Teams Zugeständnisse an die EU

Microsoft hat der Europäischen Kommission weitere Zugeständnisse gemacht, um Bedenken hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit seiner Videokonferenzplattform Teams auszuräumen, berichtet IT Boltwise. Diese Entscheidung markiert das Ende einer langjährigen kartellrechtlichen Untersuchung und könnte weitreichende Auswirkungen auf den Markt für Unternehmenssoftware haben. Der deutsche Videokonferenzsoftware-Anbieter alfaview, der die Beschwerde gegen Microsoft angeführt hat, begrüßt diese Entwicklung.
Kund:innen können Office ohne Teams erwerben
Ausgangspunkt des Verfahrens war die Integration von Microsoft Teams in die Office-Suite. alfaview war hier nach eigenen Angaben der einzige europäische Beschwerdeführer. Die EU hatte die Bedenken geteilt, dass die Teams-Integration den Wettbewerb im Markt für Videokonferenzsoftware beeinträchtigen könnte.
Microsoft hat sich nun bereit erklärt, seine Geschäftspraktiken zu ändern, um den Wettbewerb zu fördern. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit für Kund:innen, Office ohne Teams zu erwerben. Das soll anderen Anbietern von Videokonferenzlösungen einen faireren Zugang zum Markt verschaffen. Kund:innen sollen nun auch leicht von einer Office-Version mit Teams auf eine Version ohne Teams wechseln können. Wettbewerber erhalten derweil Zugang zu Microsoft-Diensten und -APIs, um ihre Lösungen in zentrale Anwendungen wie Outlook, Kalender oder OneDrive zu integrieren. Europäische Nutzer:innen sollen ihre Teams-Messaging-Daten nun auch vollständig exportieren und in konkurrierenden Lösungen weiterverwenden.
„Meilenstein im Europäischen Wettbewerbsrecht“
Eine weitere Neuerung soll es bei den Laufzeiten geben. So soll Microsoft die Office-Suiten ohne Teams sieben Jahre lang anbieten. Interoperabilitäts- und Datenportabilitätszusagen für zehn Jahre gelten. Ein unabhängiger Treuhänder überwacht die Umsetzung. Diese Maßnahmen gelten als bedeutender Schritt, um die Marktchancen für kleinere Anbieter zu verbessern und die Innovationskraft in der Branche zu stärken.
„Mit dieser Entscheidung wird die digitale Wettbewerbsfähigkeit Europas gestärkt. Gleichzeitig ist dies ein wichtiges Signal für die digitale Souveränität Europas: Faire Marktbedingungen fördern nicht nur technologische Vielfalt, sondern sichern auch langfristig die Innovationskraft des europäischen Marktes“, so Niko Fostiropoulos, Gründer und CEO von alfaview. Der Anwalt Thomas Höppner, der alfaview als Rechtsberater zur Seite steht, spricht sogar von einem „Meilenstein im Europäischen Wettbewerbsrecht“, der zeigt, dass dieses in der Lage ist, wirksam auf neue digitale Herausforderungen zu reagieren.
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Reaktionen aus der Branche gemischt
Die Entscheidung der EU-Kommission könnte weitreichende Auswirkungen auf den Markt für Unternehmenssoftware haben. Expert:innen erwarten, dass andere große Technologieunternehmen ihre Geschäftspraktiken ebenfalls anpassen müssen, um den Anforderungen der europäischen Wettbewerbspolitik gerecht zu werden. Dies könnte zu einer stärkeren Fragmentierung des Marktes führen, da Unternehmen gezwungen sind, ihre Produkte und Dienstleistungen stärker zu differenzieren.
Laut IT Boltwise ist die Reaktion der Branche auf die Entscheidung der EU-Kommission gemischt. Während einige Marktteilnehmer die Maßnahmen als notwendig erachten, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten, sehen andere darin eine unnötige Einmischung in die Geschäftspraktiken von Technologieunternehmen. Dennoch bleibt die Frage offen, wie sich diese Entscheidung langfristig auf die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen auswirken wird.